Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

17.11.2019, 08:00 Uhr

Der Botendienst – des einen Freud, des andern Leid... (Foto: Andi Dalferth)

Der Botendienst – des einen Freud, des andern Leid... (Foto: Andi Dalferth)


15. November 2019

Der Deutsche Apothekerverband (DAV) treibt seine Web-App konsequent voran. Die 17 Landesapothekerverbände haben einen Treuhandvertrag unterschrieben haben, in dem es unter anderem um die Finanzierung der DAV-App geht. Der Verband möchte, dass seine Web-App die Basis-Anwendung für die spätere flächendeckende Einführung des E-Rezeptes wird. Aus Sicht des Verbands macht das auch Sinn, denn der Verordnungsprozess für das E-Rezept müsse werbe- und diskriminierungsfrei sein, ohne Steuerungseinflüsse von außen. Die ersten E-Rezepte wurden bereits beim E-Rezept-Projekt in Berlin mit der DAV-App verschickt – bis zum Jahresende sollen 40 Apotheken in das Pilotprojekt eingebunden sein. Mein liebes Tagebuch, auf der anderen Seite allerdings arbeiten noch dutzende von Software- und IT-Häusern ebenfalls an Apps, mit denen die Patienten ihr E-Rezept später einmal verwalten und versenden können sollen, Apps, mit denen der Patient sich dann z. B für eine bestimmte Apotheke entscheidet – der DAV wird dies nicht verhindern können. Wie das alles mit dem E-Rezept weitergeht, ist noch offen – alle schauen auf die Gematik, die Organisation, die die endgültigen Spielregeln fürs E-Rezept festlegt. Allerdings sollen diese Spezifizierungen erst Ende Juni 2020 feststehen.


Da tun sich Lücken auf! Die Ärzte müssen seit Ende Juni dieses Jahres an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden sein. Und siehe da: Schon gibt es laut einem Bericht vom NDR und der Süddeutschen Zeitung in 90 Prozent der Praxen erhebliche Sicherheitsrisiken. Sensible Gesundheitsdaten von Patienten könnten Hackern in die Hände fallen. Einer der Gründe für die Risiken dürfte sein, dass Arztpraxen nicht mit einer Hardware-Firewall ausgerüstet seien – und dafür ist jeder Arzt alleine verantwortlich. Mein liebes Tagebuch, was können wir daraus lernen? Wir müssen unseren Software- und IT-Häusern klare Vorgaben machen, unsere Apothekencomputer sicher ans IT-Netz anzubinden nach den Vorgaben, die die Gematik definiert hat. Nur dann sind wir auf der sicheren Seite. 

 

Jörn Graue, Chef des Hamburger Apothekervereins, nahm auf der Mitgliederversammlung seines Vereins wieder einmal kein Blatt vor den Mund und sprach aus, was andere nur denken. Die Apotheker seien zum „Spielball der Kapitalmächte“ geworden. Doch „die ABDA könnte auch anders, sie mag bloß nicht mehr“, sagte er mit Blick darauf, wie man mit den Empfehlungen des Bundesrats für das Rx-Versandverbot umgegangen sei. Allerdings habe es einen „wirklichen Deal“ für die Apotheker nicht geben können. Die Drohung „friss oder stirb“ sei zu deutlich gewesen. Und damit, mein liebes Tagebuch, hat er dieses Dilemma wohl auf den Punkt gebracht. Wie Graue außerdem anmerkte, sei Spahns Abkehr vom im Koalitionsvertrag empfohlenen Rx-Versandverbot „ein historisch verantwortungsloser Fehler, den wir durch unsere Kompromissbereitschaft schlicht fördern, indem wir ihm nicht mit der gebotenen Hartnäckigkeit begegnen“. Und zu den geplanten neuen Dienstleistungen, die mit dem Apothekenstärkungsgesetz kommen sollen, meinte Graue, sie seien „inzwischen so geheim, dass die Geheimnisträger ihr Geheimnis nicht einmal selbst kennen“. Ach, mein liebes Tagebuch, wie erfrischend, wenn es noch Berufspolitiker gibt, die Tacheles reden. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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15 Kommentare

Die „ausgefallene und mundtote Apothekergeneration“ ...

von Christian Timme am 17.11.2019 um 12:30 Uhr

... und die sich daraus ergebenden Konsequenzen kann man schon in Dekaden „messen“. Ist diesem Berufsstand die „innere Uhr“ abhanden gekommen oder ist die „Klagemauer“ nur ein Vorwand um auch weiterhin der von der Politik betriebenen „Gesundheitspolitik“ wortlos zu folgen und damit für immer zu verschwinden?. Ein J. Graue reicht nicht ... die „restlichen 100.XXX“ ... schon ...

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Jörn Graue

von Wolfgang Müller am 17.11.2019 um 11:25 Uhr

Auch Jörn Graue beweist, dass wir keinen Mangel an älteren weisen Kolleg/innen haben. Ein entsprechendes Volk ist ebenfalls da - wenn auch noch etwas eingeschüchtert -, das hat der DAT bewiesen.

Nur an wachen Jüngeren (sagen wir, unter 60) in Führungs- und Lehr-Verantwortung mangelt es noch, die in ausreichender Zahl ebenfalls zu relevanten Erkenntnissen kommen. Und dann mit einer neuen Haltung und neuen Schwerpunkten die recht einfachen Konsequenzen ziehen könnten, um eine berufliche Zukunft auch für eine weiter große Anzahl an Vor-Ort-Offizin-Apothekern realistisch zu gestalten. Vor Allem auch für einen motivierten Nachwuchs.

Statt sich einfach nur selber mit ihren überkomplexen, immer offensichtlicher Praxis-feindlichen Ämter- und Interessen-Verflechtungen persönlich über die Runden zu retten. Mit irgend einer vom Ergebnis für uns an der Front her wohl ziemlich unabhängigen Form von rein fachidiotisch elitärem Spaß und Nutzen.

Zu unserem berufspolitischen Elend fällt mir immer wieder schmerzhaft die Äußerung von Günter Gaus ein. Zu seinem Fernseh-Interview mit dem auch meiner Meinung nach unsäglich substanzlosen, dafür um so wichtigtuerischen Joschka Fischer sagte Gaus 2004 in der Zeit:

"Den frage ich nie wieder, ganz abgesehen davon, dass er nie wieder käme. Das war entsetzlich. Aber Fischer hat mich richtig hereingelegt. Er hat mit großer Geste geredet – ohne jeden Inhalt. Dem war ich nicht gewachsen. Er hält sich für einen Pragmatiker. Ich halte ihn für den größten Opportunisten, den ich kenne."

Das gilt vor Allem für die nicht mehr zu glaubende Arbeit und (Geheim-) Haltung der ABDA zu "Neuen Dienstleistungen", die ja die "Perspektive für die Öffentliche Apotheke" sein sollen. Da ist absolut Nichts, aber auch gar nichts Konkretes, Substantielles, geschweige denn etwas, womit finanziell das Überleben zu sichern wäre.

Eigentlich ein Thema für wöchentliche Montags-Demonstrationen vor dem Geister-Gebäude in der Heidestraße.

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AW: Aw.: Jörn Graue

von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:03 Uhr

Sie haben es genau auf den Punkt gebracht Herr Müller:

"Das gilt vor Allem für die nicht mehr zu glaubende Arbeit
.....….............. nichts Konkretes, Substantielles, geschweige denn etwas, womit finanziell das Überleben zu sichern wäre."

Im Gegenteil. Auch hier gilt das Bild vom Hauch des leeren Raumes.

Nicht mal mehr Blasen mit bunt schillernden Hüllen erscheinen.

24 Stunden

von Karl Friedrich Müller am 17.11.2019 um 11:15 Uhr

Die Äußerungen dazu sind in mehrerer Hinsicht blamabel.
- wir dürfen, nicht erst nach 24 Stunden, sondern gleich Höherpreisiges abgeben.
- wer öffentlich dazu Stellung nimmt, sollte den Rahmenvertrag kennen. Auch wenn er Gesundheitsminister ist, vor allem dann.
Ich frage mich schon, wie Meinungen entstehen bei Politikern, die dann auch noch vehement vertreten werden, obwohl sie falsch sind. Eine Nachfrage in einer Apotheke oder bei den Taxationsabteilungen der LAVen wäre hilfreich.
- die AM, um die es geht, sind Wochen und Monate nicht zu bekommen, immer nur ein paar Packungen von verschiedene. Firmen. Da ist der Hinweis auf 24 Stunden fern von jeder Realität.
- wie lange soll man Patienten warten lassen, besonders bei AM wie Venlafaxin? Absetzen ist ganz problematisch. Da zeigt sich, dass das Problem überhaupt nicht erkannt und erfasst wird. Es herrscht die Denke, dass es sich um Bagatellen handelt. Realitätsferne, wo man hinsieht. Ein Desaster sind unsere Politiker, wenn sie besonders nur „das Eine“ im Kopf haben: Digitalisierung und ausländische Konzerne unterstützen.

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Makelverbot, Lieferengpässe

von Uwe Hüsgen am 17.11.2019 um 10:55 Uhr

Nun will die Politik das Problem der Lieferengpässe (das Wort "Versorgungsengpässe" scheut die Politik wie der Teufel das Weihwasser) über das Faire Kassenwahlgesetz (GKV-FKG) kurzfristig - per Omnibus - lösen.
Hier ist m.E. die Berufsvertretung gefordert, der Politik zu verdeutlichen, dass auch das Makelverbot mit E-Rezepten im GKV-FKG untergebracht werden muss.
Man darf gespannt sein.

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AW: Aw.: Makelverbot, Lieferengpässe,

von Bernd Jas am 17.11.2019 um 16:57 Uhr

Entschuldigung, bei allem Respekt Herr Hüsgen,
aber hier drängt sich mir die Gretchenfrage auf.

Bei Forderungen an die Politik eine Hoffnung auf die Berufsvertretung zu setzen, grenzt für mich mittlerweile an Sektentum, was selbst mit Glauben schon nichts mehr zu tun hat.

Glaube und Hoffnung!? Die Hoffnung starb zuletzt.
Und doch hatte Nietzsche recht, denn wer hier auf eine Antwort hofft, dem drängt sich auch die Frage auf:
"Haucht uns nicht der leere Raum an?"

AW: Makelverbot, Lieferengpässe

von Christian Giese am 17.11.2019 um 19:15 Uhr

Hauch des leeren Raumes?

Nix Stehaufmännchen, Herr Jas?
Eine unbewegte Glocke tönt niemals. China

Es ist schon erstaunlich…

von Gunnar Müller, Detmold am 17.11.2019 um 10:11 Uhr

Wie aus einer Nettigkeit von Apotheken wie der eines Bringedienstes offenbar über Nacht und wie selbstverständlich eine UNENTGELTLICHE (!!) Regel-Dienstleistung gemacht wird!
Und keine ABDA, kein DAV und kein Michels und Co. und auch keine APD macht DAGEGEN den Mund auf...
Ich habe all dieses organisierte Maulheldentum so satt…

Machen wir uns nichts vor:
Wenn DAS mit der unentgeltlichen Regel-Dienstleistung so ist, dann sind wir kleinen und mittleren Apotheken den Versendern mit ihren billigen Kostenstrukturen und vielen straßenverstopfenden Päckchen bei wenig bis kaum Beratung endgültig schutzlos ausgeliefert!

Dass einige Kolleginnen und Kollegen, die solche Bringedienste bereits seit längerem aktiv dafür einsetzen, um auch Rezepte u. a. für Patienten ambulanter Pflegedienste von Arztpraxen abzuholen, dass diese Kolleginnen und Kollegen dabei mehr oder minder still applaudieren, erstaunt insofern nicht.

„Survival of the fittest“ - am besten noch kollegial getarnt ....

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AW: Es ist schon erstaunlich

von Karl Friedrich Müller am 17.11.2019 um 10:21 Uhr

Da geb ich Ihnen in allen Punkten recht. So ist es auch mit anderen Dienstleistungen. Aus einer Nettigkeit wird selbstverständlich kostenloser Zwang.
Von der Problematik um die Pflegedienste gar nicht zu reden. Diese „Nettigkeit“ kostet mich regelmäßig Kunden.

Lutz Tisch und Co

von Conny am 17.11.2019 um 9:07 Uhr

Wenn ich immer auf diese Versager gehört hätte, stände ich jetzt nicht so überragend da. Botendienst gabs schon immer von allen Apotheken in unserem Ort.Und die Wichtigtuer von Pharmazieräten sind halt Plagegeister die man einmal in zwei Jahren Honig ums Maul schmieren muss.

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Botendienst

von Karl Friedrich Müller am 17.11.2019 um 8:54 Uhr

Geht mir extrem auf den Wecker. Da wird so getan, als sei das Rad neu erfunden, dabei machen wir Apotheken das schon immer. Ich bin 40 Jahre dabei!
Nur ein paar Umdeutungen. Gehabt immer anders.
Und ein paar Vorvorvorgestrige drehen hohl.
Deswegen geht bei uns nix vorwärts

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AW: Bodendienst

von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:28 Uhr

Niedere Freiheiten (Bodendienst) zu erkämpfen und hinter einer Mauer vom Beschränkungen weiter zu wurschteln wird uns in Zukunft nicht weiter bringen.
Das gebiert Kassensklaven, Handlanger der Industrie und Marionetten der Politiker.
Die sozialistische Planwirtschaft haben wir als einziges nach dem Mauerfall gelernt, aber nicht daraus gelernt. Wir haben keine reale Mauer mehr, die wir einreißen können wo dahinter die Freiheit wartet.
Jetzt haben wir soziale - und nicht freie Marktwirtschaft.
Das wird böse enden; nicht nur für uns Apotheken.

AW: Bodendienst

von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:28 Uhr

Niedere Freiheiten (Bodendienst) zu erkämpfen und hinter einer Mauer vom Beschränkungen weiter zu wurschteln wird uns in Zukunft nicht weiter bringen.
Das gebiert Kassensklaven, Handlanger der Industrie und Marionetten der Politiker.
Die sozialistische Planwirtschaft haben wir als einziges nach dem Mauerfall gelernt, aber nicht daraus gelernt. Wir haben keine reale Mauer mehr, die wir einreißen können wo dahinter die Freiheit wartet.
Jetzt haben wir soziale - und nicht freie Marktwirtschaft.
Das wird böse enden; nicht nur für uns Apotheken.

AW: Bodendienst

von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:28 Uhr

Niedere Freiheiten (Bodendienst) zu erkämpfen und hinter einer Mauer vom Beschränkungen weiter zu wurschteln wird uns in Zukunft nicht weiter bringen.
Das gebiert Kassensklaven, Handlanger der Industrie und Marionetten der Politiker.
Die sozialistische Planwirtschaft haben wir als einziges nach dem Mauerfall gelernt, aber nicht daraus gelernt. Wir haben keine reale Mauer mehr, die wir einreißen können wo dahinter die Freiheit wartet.
Jetzt haben wir soziale - und nicht freie Marktwirtschaft.
Das wird böse enden; nicht nur für uns Apotheken.

Der echte Norden und seine Sprache !

von Ulrich Ströh am 17.11.2019 um 8:29 Uhr

Das Bste des Tagebuchs kam zum Schluss:

Es gibt noch Verbandspräsidenten, die zur apothekerlichen Kompromissbereitschaft und zu künftigen apothekerlichen Dienstleistungen unverschwurbelte Worte öffentlich finden.

Vorbildlich für andere !

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