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13. November 2019
Bücher und verschreibungspflichtige Arzneimittel haben eines gemeinsam: Sie haben eine Preisbindung, sie kosten in jeder Verkaufs- bzw. Abgabestelle denselben Preis. Ein neues Buch kostet selbst in der Amazon-Versandbuchhandlung dasselbe wie in der kleinen Buchhandlung in der Stadt. Buchpreisbindung – warum das eine gute Sache ist, dass mit Büchern kein Preiswettbewerb getrieben wird, belegt nun eine aktuelle Untersuchung unabhängiger Wissenschaftler, die im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels erstellt wurde. Diese Analyse, die den Buchmarkt in Deutschland mit dem Markt in Ländern ohne Buchpreisbindung vergleicht, zeigt in der Tat positive Folgen der Buchpreisbindung, nämlich mehr unabhängige Buchhandlungen (obwohl es bekanntlich bei Buchhandlungen Ketten gibt), mehr Absatz von Büchern, im Durchschnitt günstigere Buchpreise und mehr Erfolg für weniger bekannte Autoren. Mein liebes Tagebuch, und das Allerbeste: Die deutsche Buchpreisbindung ist mit dem EU-Recht vereinbar, ausländischen Versendern werde der Zugang zum deutschen Markt nicht erschwert, so ein aktuelles Rechtsgutachten. Außerdem sei der Schutz des Kulturguts Buch „ein ausreichender Rechtfertigungsgrund für die Ausschaltung des Preiswettbewerbs auf der Handelsstufe“, so das Rechtsgutachten. Und das Beste: Gemäß dem Rechtsgutachten werde der Schutz des Buches als Kulturgut auch vom Europäischen Gerichtshof als zwingendes Erfordernis des Allgemeininteresses anerkannt. Sind Bücher für den Europäischen Gerichtshof also ein schützenswerteres Gut als verschreibungspflichtige Arzneimittel? Der Eindruck drängt sich auf. Nun ja, es gibt ein paar kleine Unterschiede zwischen dem Buch- und dem Rx-Arzneimittelmarkt: Die Bücher bezahlt der Kunde selbst, die Arzneimittel die Krankenkassen. Und auf dem Buchmarkt gibt’s Ketten und ausländische Buchhändler dürfen sich in Deutschland „niederlassen“ – was es übertragen auf den Arzneimittelmarkt nicht geben darf. Dennoch, man hätte dem EuGH bessere Argumente für eine Aufrechterhaltung der Arzneimittelpreisbindung liefern müssen – und können.
Die brandenburgische Kleinstadt Niemegk wird kein Einzelfall bleiben: Dort gingen zahlreiche Bürgerinnen und Bürger auf die Straße und protestierten gegen eine sich verschlechternde medizinischen Versorgung: Arzt ist weg, Apotheke ist zu. Und keine Nachfolge in Sicht. Bemerkenswert, was die Bürger auf eines ihrer Protestplakate schrieben: „Gesucht: Doc und DocMorris“. Das kann uns nicht gefallen, mein liebes Tagebuch, DocMorris als Versender sollte den Menschen dort gar nicht in den Sinn kommen. Denn es gibt eine Rezeptsammelstelle, betrieben von einer Apotheke im benachbarten Straach, einem Ortsteil der Lutherstadt Wittenberg. Als Übergangslösung freilich o.k., aber sicher kein Ersatz für eine eigene Apotheke. Aber es gäbe da doch noch andere Möglichkeiten, z. B. eine Filialapotheke oder möglicherweise sogar nur eine Zweigapotheke. Vielleicht könnte da die Kammer mal die umliegenden Apotheken ein bisschen „anstupsen“ und kreative Vorschläge machen… mein liebes Tagebuch, wäre das nicht allemal besser als wenn die Menschen nach einem Versender rufen?
15 Kommentare
Die „ausgefallene und mundtote Apothekergeneration“ ...
von Christian Timme am 17.11.2019 um 12:30 Uhr
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Jörn Graue
von Wolfgang Müller am 17.11.2019 um 11:25 Uhr
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AW: Aw.: Jörn Graue
von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:03 Uhr
24 Stunden
von Karl Friedrich Müller am 17.11.2019 um 11:15 Uhr
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Makelverbot, Lieferengpässe
von Uwe Hüsgen am 17.11.2019 um 10:55 Uhr
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AW: Aw.: Makelverbot, Lieferengpässe,
von Bernd Jas am 17.11.2019 um 16:57 Uhr
AW: Makelverbot, Lieferengpässe
von Christian Giese am 17.11.2019 um 19:15 Uhr
Es ist schon erstaunlich…
von Gunnar Müller, Detmold am 17.11.2019 um 10:11 Uhr
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AW: Es ist schon erstaunlich
von Karl Friedrich Müller am 17.11.2019 um 10:21 Uhr
Lutz Tisch und Co
von Conny am 17.11.2019 um 9:07 Uhr
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Botendienst
von Karl Friedrich Müller am 17.11.2019 um 8:54 Uhr
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AW: Bodendienst
von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:28 Uhr
AW: Bodendienst
von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:28 Uhr
AW: Bodendienst
von Bernd Jas am 17.11.2019 um 18:28 Uhr
Der echte Norden und seine Sprache !
von Ulrich Ströh am 17.11.2019 um 8:29 Uhr
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