Auf Konfrontationskurs

Schüler Union will Cannabis-Legalisierung ab 21 Jahren

Remagen - 14.11.2019, 09:00 Uhr

Die Jugendorganisation von CDU/CSU (Schüler Union) setzt sich dafür ein, dass die Abgabe und der Konsum von Cannabis für Menschen ab 21 Jahren legalisiert wird. (s / Foto: imago images / C. Spicker)

Die Jugendorganisation von CDU/CSU (Schüler Union) setzt sich dafür ein, dass die Abgabe und der Konsum von Cannabis für Menschen ab 21 Jahren legalisiert wird. (s / Foto: imago images / C. Spicker)


In der Debatte um eine mögliche Freigabe von Cannabis schlägt die Schüler-Lobby der Union einen anderen Kurs ein als ihr Dachverband und übt damit den Schulterschluss mit den Jugendorganisationen der anderen Parteien. Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung gibt sich zwar gesprächsbereit, bleibt aber bis dato eher abwartend und skeptisch. 

Die Nachwuchsorganisation der Unionsparteien CDU und CSU fordert die Legalisierung von Cannabis in Deutschland. Der Konsum, Besitz und die Abgabe von Cannabis an Menschen ab 21 Jahren sollte nicht mehr strafbar sein, meint die Schüler Union (SU). Die Legalisierung schon ab 18 Jahren hält die SU aber nicht für angebracht. Das Gehirn sei dann noch nicht zu Ende entwickelt, lautet die Begründung. „Ich finde die Legalisierung von Cannabis richtig“, wird der SU-Bundesvorsitzende Finn Wandhoff von verschiedenen Medien, unter anderem von der Schweriner Volkszeitung, zitiert. Rückendeckung bekomme die Schüler Union bei ihrem Anliegen von den Jugendorganisationen der SPD (Jusos), der FDP (Julis), der Linken (Linksjugend) und der Grünen (Grüne Jugend).

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Union bis dato unentschlossen

Während die Partei-Youngsters in Sachen Cannabis-Legalisierung demnach unisono forsch vorangehen wollen, zeigen sich ihre „Seniors“ deutlich verhaltener. Von der Jungen Union (JU) hört man weiterhin ein harsches „nein“ zur Freigabe so genannter „weicher“ Drogen. Die neue Drogenbeauftragte der Bundesregierung Daniela Ludwig (CSU) gab sich unlängst wiederholt gesprächsbereit. Bei der Vorstellung des Drogen-und Suchtberichts 2019 am 5. November hatte Ludwig (CSU) in ihrem Statement betont, dass es bei der Drogen-und Suchtpolitik an der Zeit sei, endlich mehr offene Dialoge zu führen statt ideologiebasierter Debatten.

19 Prozent der Jugendlichen haben Cannabis konsumiert

Cannabis sei nach den jüngsten Erkenntnissen bei den illegalen Substanzen nach wie vor die am häufigsten konsumierte Droge, und zwar sowohl bei den Erwachsenen, als auch bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen, hatte Ludwig aus dem Drogen-und Suchtbericht 2019 berichtet. 19 Prozent der Jugendlichen hätten angegeben, in ihrem Leben Cannabis konsumiert zu haben, bei den jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) seien es sogar rund 42 gewesen.

Drogenbeauftragte will vor allem auf Prävention setzen

In einem Interview mit „Merkur.de“ antwortete Ludwig auf die Frage, ob sie schon einmal gekifft habe:Nein, ich bin in solchen Dingen null neugierig und eher der vorsichtige Typ. Was ich über Cannabis weiß, ist abschreckend genug.“ Obwohl bekannt sei, dass der frühe und regelmäßige Konsum von Cannabis schwere Gehirnschäden verursachen könne, sehe sie, dass Cannabis bei jungen Menschen die illegale Droge Nummer eins sei. „Dem müssen wir uns stellen“, fordert Ludwig. Sie will vor allem auf Prävention setzen. „Wir erreichen junge Menschen überhaupt nicht“, befürchtet die Drogenbeauftragte. „Wir brauchen mehr Youtube und Instagram und weniger Flyer. Da müssen wir uns dringend verbessern, weil Cannabis unterschätzt wird.“ Daneben fordert sie einen offenen Dialog, nicht nur mit Jugendärzten, sondern auch mit dem Hanfverband.

Schauen, was andere Länder machen

Ob es bei der Legalisierung einen Kompromiss geben kann, bei dem  Kleinstkonsumenten nicht die volle Härte des Gesetzes zu spüren bekämen, weiß sie laut eigener Aussage gegenüber „Merkur.de“ noch nicht. Sie wolle sich zuerst genau ansehen, wie andere Länder die Problematik regeln: Österreich, die Schweiz, Luxemburg und vor allem auch Portugal. International sei einiges in Bewegung geraten in Ländern, die nicht als große Liberalisierer gelten. Sie wolle mit allen reden, auch mit jenen, die ein härteres Vorgehen fordern, ehe sie ein abschließendes Urteil fälle. Viele Kollegen seien dankbar, dass jemand das Thema offen anspreche. 

Junge Menschen können sich „dumm kiffen“

Ulrich Zimmermann, Chefarzt der Klinik für Suchtmedizin und Psychotherapie am Isar-Amper-Klinikum in Haar bei München, erklärte kürzlich im „Merkur.de“, warum Cannabis gerade für Jugendliche ein großes Problem sein kann. Seiner Überzeugung nach ist es ein Riesenunterschied, ob man als Jugendlicher oder junger Erwachsener anfängt, oder als Erwachsener. Und Jugendliche heißt für ihn in diesem Zusammenhang bis 21, 22 Jahre. Erst dann sei das Gehirn voll ausgebildet. Wenn man viel Cannabis konsumiere, störe das die Entwicklung des Gehirns, mit der Gefahr dauerhafter Schäden, auch den IQ betreffend. „Sie können sich also wirklich dumm kiffen“, stellt der Suchtexperte fest.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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5 Kommentare

Legalisierung

von JemC am 23.11.2019 um 9:20 Uhr

Was haben sie gegen eine Gesellschaft in der sich der Mensch wohlfühlt? Was ist schlimm an Selbstverwirklichung?
Lieber grantig und immer leistungsorientiert?
Mit freundlichen Grüßen...

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Legalisierung überfällig

von Joe am 14.11.2019 um 18:19 Uhr

Bekommen tut man es an jeder Ecke in DEUTSCHLAND

Cannabis wird von Ärzten verschieben da kann es doch nicht so gefährlich sein,
noch kein Todesfall durch Cannabis weltweit
Hab noch keinen Arzt gefunden der Alkohol verschreibt nur zum Vergleich jährlich mehrere tausend Tote

Lieber im coffee Shop oder Apotheke besorgt und Steuern gezahlt
Als beim Dealer gekauft der dem ganze gefährlichen Blei zumischt und einen Dicken Mercedes fährt .
Mir wäre lieber wenn meine Kinder der Meinung sind sie wollen Gras rauchen wäre ich dafür das sie
Welches konsumieren das nicht mit Blei oder Haarspray gestreckt ist.
Ich mus zu geben das ich vor 25 Jahren auch für kurze Zeit Cannabis konsumiert habe
Es bringt keinen um genauso wenig wie ein Bier die Dosis macht’s
Ich kann mir mit Haribo Gummibären auch Bauchweh holen .
Deshalb sollte die Bundesregierung Legalisierung einführen
Steuern kassieren und Mercedes‘ Benz verkauft mehre tausen Autos weniger an Dealer
Und die das Zeug rauchen wollen haben Cannabis ohne Zusatz Gift das dazu gemischt wird.



» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Freigabe ab 21

von Dr.Diefenbach am 14.11.2019 um 11:29 Uhr

Hoffentlich wird das abgelehnt.Aber ich befürchte dass unsere Wohlfühlgesellschaft hier einen weiteren Schritt zur Selbstverwirklichung macht und die Freigabe demnächst kommen wird

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Freigabe ab 21

von Hans-Peter am 15.11.2019 um 2:05 Uhr

Auch Sie haben das Grundproblem der Cannabis-Debatte nicht durchschaut. Die Leute wollen, dass Cannabis legalisiert wird, damit die, die konsumieren möchten nicht mehr unnötigerweise ein Strafverfahren befürchten müssen. Cannabis gibt's auch bei uns schon im Endeffekt an jeder Ecke, ohne Jugendschutz, ohne Qualitätskontrolle. Könnte man Cannabis z.B. einfach in Apotheken abgeben, könnte man oben genannte Sicherheitsmaßnahmen auch greifbar durchsetzen. Weiterhin zu glauben, nur weil es verboten ist, dass Cannabis nicht im Umlauf sei ist schlichtweg naiv. Und nur weil es dann legalisiert wäre, heißt ja nicht, dass die zahl der Konsumenten schlagartig explodiert. Siehe Niedetlande, Colorado,... .

AW: Freigabe ab 21

von Heinsel am 02.12.2019 um 3:55 Uhr

"Hoffentlich wird das abgelehnt.Aber ich befürchte dass unsere Wohlfühlgesellschaft hier einen weiteren Schritt zur Selbstverwirklichung macht und die Freigabe demnächst kommen wird " ...

Sich Wohl fühlen, ist etwas Positives. Sie stellen es aber Negativ dar. Was Cannabis betrifft, diese Substanz ist ausschließlich durch ihre Illegalität schädlich. Die Befürchtungen vor möglichen Bestrafungen greift die Psyche der Konsumenten zwangsläufig an. Das ist bei allen Menschen so, die sich vor etwas verstecken müssen. Nun begründe doch mal etwas besser, warum Cannabis genau verboten sein sollte.... Sie sind laut ihres Namens schließlich ein Doktor... Weil Alkohol und Tabak schädlich genug sind? Jeder Cannabiskonsument wird Ihnen bestätigen können das deren Konsum von Alkohol und Tabak unter dem Cannabisrausch signifikant zurückgeht.. Man "vergisst" einfach eine zu Rauchen und wird wesentlich schneller betrunken.. Auf der anderen Seite sind körperliche Schäden durch Cannabiskonsum nie bewiesen worden, eher das Gegenteil.. Erläutern Sie bitte ein wenig ihr zweifelsfrei kaputtes Weltbild, damit man Sie besser nachvollziehen kann.. Sonst kann man Ihnen eigentlich nur Boshaftigkeit aus irgentwelchen niederen Gründen unterstellen..... Als Dr sollten Sie immerhin intelligent genug sein, kaputte Thesen nicht zu kopieren...

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