Zentrale Fortbildung der Landesapothekerkammer Hessen

Funke wirbt für „gut überlegten“ Umgang mit dem Botendienst

Suttgart/Gießen - 11.11.2019, 11:30 Uhr

Hessens Kammerpräsidentin Funke wirbt dafür, sich gut zu überlegen, den Botendienst auszuweiten. (m / Bild: Landesapothekerkammer Hessen)

Hessens Kammerpräsidentin Funke wirbt dafür, sich gut zu überlegen, den Botendienst auszuweiten. (m / Bild: Landesapothekerkammer Hessen)


Am vergangenen Wochenende fand in Gießen die 101. Zentrale Fortbildung der Landesapothekerkammer Hessen statt. In ihrer Begrüßung ging Kammerpräsidentin Ursula Funke unter anderem auf den aktuellen Stand bei der Apothekenreform ein. Dabei appellierte sie vor allem an die Kollegen, sich den Umgang mit dem neu geregelten Botendienst gut zu überlegen. Denn eine Profilierung über ausufernden Botendienst ist in ihren Augen für die Apotheke vor Ort nicht zu gewinnen. Deren Chance liege einzig auf dem pharmazeutischen Gebiet und der sozialen Kompetenz.

Seit Kurzem ist der Botendienst aus der Apotheke nicht mehr auf den Einzelfall beschränkt, er ist nun grundsätzlich möglich. Die entsprechende Regelung war aus dem Apotheken-Stärkungsgesetz herausgelöst worden und am 22. Oktober in einer Verordnung in Kraft getreten. Hessens Kammerpräsidentin Ursula Funke sieht dabei aber durchaus Gefahren für die Apotheken vor Ort, wie sie in ihrer Begrüßung zur Zentralen Fortbildung der Apothekerkammer Hessen, die am vergangenen Wochenende in Gießen stattfand, klarmachte. 

Mehr zum Thema

50 Jahre Zentrale Fortbildung in Gießen

Revolutionen in der Arzneimitteltherapie

Zwar sei es den Kammern durch intensive Gespräche mit ihren Länderministerien über die Intervention des Bundesrates gelungen, wesentliche Änderungen zu den ursprünglichen Vorschlägen zu erzielen, erklärte sie. Denn: Statt Bote einer Apotheke, heißt es nun Bote der Apotheke, das heißt der Bote muss zum Personal der Apotheke gehören, die den Botendienst anbietet. Dennoch warb Funke dafür, dass die Vor-Ort-Apotheker mit dem Botendienst sehr überlegt umgehen. „Ich meine hier nicht die Fälle, in denen wir tagtäglich bereits heute Botendienst durchführen, also wenn etwas nicht lieferbar ist, jemand, bettlägerig ist oder die Kinder krank sind“, so die Kammerpräsidentin. Vielmehr gehe es ihr darum, sehr gut zu überlegen, ob man den Botendienst als weitere Versorgungsform etablieren wolle, und die Folgen zu bedenken. 

Funke: Sichere Arzneimittelversorgung findet in der Apotheke statt

In Funkes Augen kann der Botendienst die persönliche Beratung nie ersetzen. Wörtlich sagte sie: „Der Botendienst kann immer nur zweite Wahl sein, First Class ist der direkte Kontakt Patient-Apotheker. Es muss uns bewusst sein, dass alle Maßnahmen, die es Patienten und Kunden ‚ersparen‘ diesen direkten Kontakt in der Apotheke zu erleben, den Boden bereiten für eine Arzneimittelversorgung außerhalb der Apotheke – und damit auch zur Trivialisierung des Arzneimittels. Der Weg ist dann vorgezeichnet: Die Apotheke wird nur noch ein gutes und gesichertes Arzneimittellager. Liebe Kolleginnen und Kollegen, das ist doch nicht unsere Vorstellung von Pharmazie!“

Eine sichere Arzneimittelversorgung, zu der Funkes Ansicht nach die individuelle und persönliche Beratung untrennbar dazugehört, finde im Regelfall in der Apotheke vor Ort statt – und nicht an der Haustüre und auch nicht per Skype, davon ist sie überzeugt. Deswegen appellierte die Kammerpräsidentin an die Kollegen, sich ein Konzept zu überlegen, wie man im Apothekenalltag mit Wünschen nach Botendienst ohne persönlichen Kontakt zur Apotheke umgeht.

„E-Rezept ohne Makelverbot nicht machbar“

Wenn Arzneimittelversorgung per Versandhandel oder Botendienst der Normalfall werden, habe das nichts mit guter und umfassender Beratung zu tun, so Funke weiter. Sie glaubt nicht, dass das die Zukunft der Apotheke stärken werde – im Gegenteil: Hessens Kammerpräsidentin befürchtet sogar einen massiven Schaden für die inhabergeführten Apotheken. „Ich bin sicher, dass die die Apotheke vor Ort eine Profilierung über ausufernden Botendienst nicht gewinnen wird“, so Funke. „Unsere Chance liegt einzig auf dem pharmazeutischen Gebiet und unserer sozialen Kompetenz. Hier müssen wir punkten, hier müssen die Kunden und Patienten erleben, dass die Beratung in der Apotheke, im persönlichen Gespräch mit dem Apotheker des Vertrauens, der einen und seine Medikation kennt, einen echten Mehrwert hat und unverzichtbar ist.“

Natürlich sei ihr auch klar, dass es zukunftsweisende Konzepte nicht nur für die Arzneimittelversorgung, sondern allgemein für die Gesundheitsversorgung für den ländlichen Raum brauche. Aber man müsse die Digitalisierung sinnvoll nutzen. Man brauche sichere und gute Versorgungsstrukturen, die den persönlichen Kontakt nicht außen vor lassen, so Funke. In ihren Augen sind hier alle gemeinsam gefordert: „Wir müssen die Menschen in den Apotheken halten, das schaffen wir nur alle gemeinsam. Nicht der heilberufliche Kollege drei Ecken weiter ist die größte Bedrohung, die größte Bedrohung für die Apotheke vor Ort sitzt ganz woanders!“

Apotheker sollen das VOASG weiterhin kritisch begleiten 

Zudem verwies Funke noch auf die dringende Notwendigkeit eines Makelverbots für E-Rezepte – nicht nur für Ärzte und Apotheker, sondern auch für Dritte. Das sei neben der Frage der Gleichpreisigkeit der wichtigste Punkt am Apothekenpaket. Es dürfe keinerlei Rezeptzuweisungen geben – mit dem E-Rezept brauche es nicht viel Fantasie, was dann alles möglich werde, so Funke. Leider habe der Minister aber eher kontrovers diskutierte Punkte wie Grippeimpfungen in der Apotheke und Wiederholungsverordnung aus dem ursprünglichen Gesetzesentwurf herausgelöst. 

Spahn sei aber leider nicht bereit dazu gewesen, das Makelverbot auch ins Masernschutzgesetz zu nehmen. In Funkes Augen werden aber Wiederholungsverordnungen mit E-Rezept und ohne Makelverbot den Apotheken massiv schaden, deswegen sei das gesetzlich verankerte Makelverbot neben der Gleichpreisigkeit unerlässlich. Funke rief die Apotheker dazu auf, das VOASG (Gesetz zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken) weiterhin kritisch zu begleiten und mit den Abgeordneten im Gespräch zu bleiben, insbesondere mit denen, die mit Gesundheitspolitik zunächst nicht befasst sind, und ihnen die Sachlage zu erklären – das E-Rezept ohne Makelverbot sei nicht machbar.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Funke mahnt Konzepte an

Botendienst nur wohlüberlegt

Hessens Kammerpräsidentin Funke lobt das Krisenmanagement und rügt den Haushaltsentwurf

Lob und Tadel für die ABDA

Delegiertenversammlung in Hessen

Funke: Mein Vertrauen in Spahn ist überschaubar

Delegiertenversammlung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe

Institut für Versorgungsforschung soll Dienstleistungen beflügeln

Die Letze Woche

Mein liebes Tagebuch

2 Kommentare

Blauäugig

von Conny am 11.11.2019 um 15:33 Uhr

Das Makelnverbot wird nicht kommen. Schmidt und die Delegierten sind einfach nur naiv, dumm darf mann ja nicht schreiben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Makelverbot im Masernschutz

von Roland Mückschel am 11.11.2019 um 12:13 Uhr

Das wollte er halt nicht weil er dieses Verbot auf eine
ungewisse Reise schicken wollte.
Sein Mäxchen wird es ihm schon danken.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.