Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

10.11.2019, 08:00 Uhr

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)

Alles dreht sich ums E-Rezept? Nicht nur, es gibt auch noch anderes Schönes, aber auch Seltsames in dieser Woche. (Foto: Andi Dalferth)


7. November 2019

Spahn macht Dampf, er treibt die Digitalisierung im Gesundheitswesen voran wie kein anderer. Ein wichtiges Ziel hat er schon erreicht: Der Bundestag hat dem Vorhaben des Bundesgesundheitsministeriums zugestimmt: Das Digitale Versorgung Gesetz (DVG) ist schon auf der Zielgeraden und soll im Januar 2020 in Kraft treten. Für uns Apothekers wichtig: Bis Ende September 2020 müssen alle Apotheken in Deutschland an die Telematikinfrastruktur (TI) angebunden sein. Diese TI ist quasi die schnelle Datenautobahn des Gesundheitswesens, auf der künftig unter anderem E-Rezepte und E-Medikationspläne verschickt werden sollen. Mein liebes Tagebuch, schaffen wir die rechtzeitige Anbindung? Mal vorsichtig gesagt: Wohl eher nicht. An vielen Stellen hakt es noch: Die Apotheken müssen mit neuen Geräten  wie z. B. Konnektoren und Kartenlesegeräten ausgestattet werden. Da klemmt’s noch gewaltig. Die ABDA hatte sich schon für einen Aufschub bis Ende 2020 stark gemacht, ist damit aber gescheitert. Und wenn wir’s also nicht schaffen, was dann? Sanktionen sind im Gesetz für uns jedenfalls nicht vorgesehen. Aber es gibt wohl eine kräftige Watschen. Immerhin geht Spahn davon aus, dass wir ein ureigenes Interesse daran haben, so schnell wie möglich auf der Datenautobahn zu fahren. Wie schön, dass er das glaubt. Mein liebes Tagebuch, was im Digitale Versorgung Gesetz allerdings nicht geregelt wird, ist das Makelverbot für E-Rezepte, das wir unbedingt brauchen, wenn kein Wildwest beim E-Rezept entstehen soll. Ein Makelverbot steht im Apothekenstärkungsgesetz. Das aber hängt derzeit noch fest wegen der Prüfung durch die EU-Kommission. Warum hat Spahn das Makelverbot nicht ins Digitale Versorgung Gesetz ausgegliedert?


GERDA rennt. Naja, mein liebes Tagebuch, sagen wir mal, GERDA hat sich auf den Weg gemacht. GERDA ist das E-Rezept-Modellprojekt in Baden-Württemberg, an dem Landesapothekerkammer und -apothekerverband beteiligt sind. Auf einer Pressekonferenz machten Kammer und Verband öffentlichkeitswirksam auf den Start des Modellprojekts aufmerksam. Mein liebes Tagebuch, hoffentlich hat GERDA eine ausreichende Medienpräsenz – sonst glaubt die Bevölkerung womöglich noch die Werbesprüche vom Versender DocMorris, der schon auf vielen Werbetafeln mit dem E-Rezept wirbt.  Also, GERDA wird nun in Stuttgart und im Landkreis Tuttlingen erprobt. Übrigens, GERDA bedeutet „Geschützter E-Rezept-Dienst der Apotheker“ – was soviel heißt wie: gesetzlich versicherte Patienten haben die Möglichkeit, ihre digitalen Verordnungen aus der Online-Sprechstunde sicher und geschützt in einer örtlichen Apotheke ihrer Wahl einzulösen. Das Projekt wird sogar vom Sozialministerium Baden-Württemberg mit einer Million Euro gefördert. Wie bei allen digitalen Projekten klemmt’s allerdings noch ein bisschen. Bis jetzt können Patienten in den Testgebieten erst in zehn Apotheken ihre E-Rezepte einlösen: Es hakt noch bei der Software der Warenwirtschaftshäuser. Und Apotheken, die mit dem System von CGM Lauer arbeiten, sind gleich ganz außen vor, weil dieses IT-Haus ein eigenes E-Rezept-Modellprojekt aufgesetzt hat. Mein liebes Tagebuch, es ist eben wie mit allem und wie im richtigen Leben: Man kriegt nie alle unter einen Hut. 

 

DocMorris schläft nicht. Ebenfalls noch im November will auch der Versender sein E-Rezept-Projekt starten. Im Gegensatz zu den vollmundigen Aussagen auf Plakaten, mit denen DocMorris fürs E-Rezept wirbt, dürfte das Pilotprojekt des Versenders noch in bescheidenem Rahmen ablaufen: Laut DAZ.online-Informationen sind derzeit fünf Arztpraxen und zehn Patienten beteiligt.  Über die Zahl der Apotheken, die beim E-Rezept-Versuch von DocMorris mitmachen, schweigt sich der Versender aus. Mein liebes Tagebuch, also schau’n mer mal, wie das weitergeht. Letztlich wird auch DocMorris auf die Gematik-Spielregeln warten müssen.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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5 Kommentare

Rührend und naiv

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 15:15 Uhr

Ist es, immer noch zu denken, aus dem BMG käme irgendwas, was fair wäre.
Der Bürger ist nicht interessant, nicht die Arbeitenden im Gesundheitswesen, nicht der Kranke.
Es geht anderen im Gesundheitswesen nicht viel anders als uns oder noch schlimmer. Ausgebeutet und mit ein paar warmen Sprüchen bedacht, interessant sind Gewinne, Renditen, Umsätze, Macht und Einfluss.
Wann sagt denen jemand, was Bismarck wollte? Ein Erzkonservativer, der immerhin so weit dachte, dass ein Kranker für die Gesellschaft nichts bringt und im Alter ein Überleben möglich sein sollte.
Solche Gedanken sind heute der reine Sozialismus oder Kommunismus. Weil unsere Politiker blind sind, überhaupt keine Vorstellung mehr vom Bürger haben.
Eine der größten Errungenschaften der Demokratie wird zerstört, ein unabdingbarer Teil der sozialen Gesellschaft

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Politik

von Anita Peter am 10.11.2019 um 15:14 Uhr

Meinen Glauben an die Politik habe ich diese Woche endgültig verloren, als sich Lauterbach und Co über die hohe Belastung der Politker beschwert haben.
Es bleibt aber Gott sei Dank noch genügend Energie für x Nebenjobs, sonstige Pöstchen sowie das Schreiben von Büchern.
Mich widert die deutsche Politik nur noch an. Wenn man sich die Wahlergebnisse anschaut geht es immer mehr Menschen so.

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Kein Grund zu Optimismus

von Karl Friedrich Müller am 10.11.2019 um 11:48 Uhr

„ Wer das Rennen macht? Ganz klar derjenige, der die endgültigen Spielregeln fürs E-Rezept am besten umsetzt. Aber diese Regeln, die gibt’s von der Gematik erst Mitte 2020. Und ein Makelverbot haben wir immer noch nicht.“

1. lese ich immer wieder, dass das BMG Hauptanteileigner der Gematik ist.
2. erstellt die Gematik die Spielregeln und legt fest, wer den Zuschlag bekommt.
3. kein Makelverbot
1+2+3= stinkt erheblich nach Korruption.
Ich bin sicher, dass DocMorris den Zuschlag bekommt, weil es das BMG so will und sicherlich Infos rechtzeitig an DM fliessen werden. Dazu wird DM machen können, was es will.
Es besteht kein Grund zum Optimismus, was die Apotheken vor Ort an geht. Der Plan ist weiterhin, uns zu behindern und zu zerstören.
Wer blickt bei der Digitalisierung noch durch? Ich nicht. Das ist vielleicht kein Wunder, aber bei vier Vielzahl der Anwendungen, Apps, Platformen, Anbieter blickt bestimmt der Normalo auch nicht mehr durch. Die Digitalisierung geht an den Wünschen und Möglichkeiten der Bürger vorbei.
Da wird dann durch den Bundestag das DVG beschlossen, das mal zuerst den Datenschutz aufhebt, den Anfang für die komplette Überwachung der Bürger bietet. Daten werden kaum verschlüsselt zur „Forschung“ frei gegeben. Wer profitiert? Spahn direkt? Das BMG? Auf jeden Fall Datenkraken und Konzerne, die uns zu Opfern und Objekten machen, die es auszunehmen gilt.
Der Datenschutz existiert nicht mehr.
Die AOK ist schon ein seltsamer Verein. Keine Schuld an Lieferengpässen. Wenn man bei den Rabattpartnern gut liefernde Firmen gegen andere austauscht, deren Namen man vorher nie gehört hat und die nicht liefern können, ist man schon schuld. Die alten haben Lager und Produktion reduziert. Die Neuen können nicht.
Da macht es schon Sinn, auf die einzuprügeln, die noch erhebliche Energien investieren (müssen), damit die Kunden versorgt werden. Mit Versand und Automaten wäre das Ganze schon zusammengebrochen. Wäre evtl. ganz gut, dann gingen die Leute mal auf die Barrikaden.
Aus Missachtung oder Verachtung hat der Bundestag unsere Frist zur Anbindung an die TI nicht verlängert. Unser schlafender Verein der Schweiger hätte da auch ein wenig früher reagieren können. Die Ärzte sind schon dran gewesen. Da ist es keine Überraschung, dass wir auch mal müssen...
Viele Ärzte verweigern die Anbindung, aus Datenschutz. So.
Ich wäre auch für ein mehr analoges Leben. Wir sind Spielball fremder Interessen, weder Regierung noch Bundestag verhindern das. Das ist ein Bruch ihrer Aufgaben und des Eids. Diese Leute können zurücktreten, wie die ABDA, und dürften nie wieder kandidieren oder ein öffentliches Amt bekleiden.
Ich sehe vor allem Unehrlichkeit und Korruption, wobei es Spahn ganz ungeniert auf die Spitze treibt. Er verbirgt es nicht mal. Und trotzdem verschließen alle die Augen.
Wie gesagt. Es gibt keinen Grund für Optimismus. Der Zug ist Richtung Versand abgefahren, die Weichen gestellt. Von Spahn. Und desinteressierten Abgeordneten und naiver ABDA.

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Es wird Zeit…

von Gunnar Müller, Detmold am 10.11.2019 um 9:14 Uhr

... dass die Apothekerschaft nicht länger wie der Hase den Igeln hinterher läuft!
Viele unserer „langjährig bewährten“ Spitzen haben den Berufsstand Stück für Stück abgewirtschaftet.
Die Zeit ist reif für einen Wechsel!

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