BPhD-Gastkommentar

Apotheker auf Station – Was das Studium leisten muss

Bonn - 30.10.2019, 10:15 Uhr

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden fordert, dass die Komponenten, die Apotheker für den Einsatz auf Klinikstationen benötigen, im Studium stärker betont werden. (Foto: imago images)

Der Bundesverband der Pharmaziestudierenden fordert, dass die Komponenten, die Apotheker für den Einsatz auf Klinikstationen benötigen, im Studium stärker betont werden. (Foto: imago images)


BPhD-Umfrage: Inhalte des Hauptstudiums motivieren am meisten

Wie sich gezeigt hat, ist der pharmazeutische Nachwuchs an genau solchen, zukunftsorientierten Aufgaben als Apothekerinnen und Apotheker interessiert. Die Umfrage „Beruf und Studium” des BPhD aus dem Sommer 2019 zeigt, dass die Inhalte des Hauptstudiums die größten Motivationsfaktoren im Pharmaziestudium sind. Erst nach dem ersten Abschnitt der Pharmazeutischen Prüfung werden die Kenntnisse vermittelt, die den Erwartungen und Wünschen eines angehenden Pharmaziestudierenden entsprechen. 

Natürlich sind umfassende naturwissenschaftliche Grundlagen entscheidend für das weitere Verständnis, allerdings sind laut Studie die wesentlichen Faktoren der Demotivation der hohe Zeitaufwand und das viele Auswendiglernen. Das Studium in seiner jetzigen Form bietet kaum Zeit zur eigenständigen Vertiefung und kritischer Auseinandersetzung mit den vermittelten Themen. Der Fokus liegt derzeit auf der Reproduktion nachschlagbarer Inhalte.

Jason Christopher Radermacher, Schatzmeister des BPhD. (Foto: BPhD)

Unser Berufsbild entwickelt sich stetig weiter. Die Anforderungen an die Klinische Pharmazie sind höher als je zuvor, besonders, wenn man den Beruf zukunftsweisend ausrichten und pharmazeutische Dienstleistungen in allen Tätigkeitsfeldern implementieren möchte. Die AAppO muss sich den ständigen Änderungen im Berufsalltag anpassen.  Es müssen Apothekerinnen und Apotheker ausgebildet werden, deren naturwissenschaftlich-fachliche Expertise mit einer patientenorientierten pharmazeutischen Praxis Hand in Hand geht, die angehende Apotherinnen und Apotheker während ihres Studiums erlernen, im Praktischen Jahr vertiefen und im täglichen Berufsleben anwenden. Dieses Alleinstellungsmerkmal wird den Berufsstand meiner Meinung nach auch in Zukunft einfach unverzichtbar machen.



Jason-Christopher Radermacher, Schatzmeister, Bundesverband der Pharmaziestudierenden Deutschlands
redaktion@daz.online


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4 Kommentare

Guter Kommentar

von Rainer W. am 31.10.2019 um 9:46 Uhr

Leider führt die Berufsrealität fort was im Studium beginnt: Die eigenständige Arbeit in der öffentlichen Apotheke wird nahezu im Keim erstickt, kaum etwas, was man ohne ärztliche Rücksprache entscheiden oder ohne Retaxation und damit Verdienstausfall selbstständig entscheiden kann.

Die Berufspolitik von BAK und ABDA mit ihrem fehlgeleiteten, bürokratischen Ungetüm der neuen ApBetrO die jedes studierten Pharmazeuten unwürdig ist sowie der neue Rahmenvertrag, der bisherige Gipfel der heilberuflichen entmündigung der Pharmazeuten durch den DAV ersticken jede Kompetenzausübung im Keim.

Dem angeblich hoch gehaltenen pharmazeutischen Kompetenzanspruch steht der Kontrollwahn, die Gängelung durch die Aufsicht und der Alleinanspruch hochwertige pharmazeutische Tätigkeit zu definieren diametral entgegen.

Allderweil sich ein Skandal nach dem anderen um die Berufs"vertreter" ans Licht der Öffentlichkeit drängt, sei es der über Jahrzehnte nicht durchgeführte Notdienst der Apotheke eines Kammerpräsidenten, die illegalen Verkaufstätigkeiten eines Kammervorstands beide aus WL, Geschäftsinteressen des BAK-Präsidenten im Versand, die Verflechtung von ABDA und AVOXA.
Und all diese Fehltritte von Personen oder instanzen die sich ganz besonders als Kontrollettis in Szene gesetzt haben und insbesondere die ABDA durch die AVOXA Tochter massiv finanziell von der Entmündigung der Apotheken profitiert.

Bei mir verstärkt sich immer mehr die Wahrnehmung, dass gute pharmazeutische Arbeit nur noch durch Distanzierung dieses korrumpierten, von Eigeninteressen angetriebenen Konglomerats möglich ist. Während in den unteren Ebenen noch gute Arbeit geleistet wird erscheint in der Führungsriege ein Geist um sich gegriffen zu haben der jede eigenverantwortliche Handlungsweise im Keim durch ein enges Netz von Regulierung, Kontrolle und finanzielle Bestrafung bei Abweichung erstickt.

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Letzte Chancen für die Apotheken

von Dr. Jochen Pfeifer am 30.10.2019 um 11:07 Uhr

Der Gastkommentar von Jason-Christopher für den BPhD beschreibt die gegenwärtige Situation absolut zutreffend. Auf der einen Seite jammern die öffentlichen Apotheken über Nachwuchsmangel, auf der anderen Seite sind sie nicht bereit, sich auch nur etwas in Richtung Reform zu bewegen - ABDA eingeschlossen. Unsere jungen Kolleginnen und Kollegen müssten mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn sie nach einem sehr anspruchsvollen vierjährigen Studium sich in eine öffentliche Apotheke begeben, die fortschrittliche Entwicklungen ablehnt - und davon gibt es leider noch viel zu viele. Ich kann daher unsere jungen Kolleginnen und Kollegen nur aufrufen: sucht Euch die Apotheken aus, die genau das anbieten, was IHR wollt und lasst Euch nicht auf Kompromisse ein. Wir brauchen die von Euch zu Recht eingefordete Kompetenz aber nicht nur im Krankenhaus sondern auch und vor allem ambulant! Warum gehen gerade viele von den Top Studentinnen und Studenten lieber überall hin, nur nicht in die öffentliche Apotheke? Das sollten wir niedergelassenen Apothekerinnen und Apotheker uns einmal genau überlegen und dann aber auch handeln.

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AW: Letzte Chancen für die Apotheken

von Hermann Eiken am 30.10.2019 um 13:38 Uhr

Richtig! Dem kann ich nur beipflichten.

AW: Letzte Chancen für die Apotheken

von A. Fischer am 30.10.2019 um 14:20 Uhr

Sehr geehrter Kollege Dr. Pfeifer,

das Problem im ambulanten Bereich sind nicht die fortschrittlichen Entwicklungen (wieviel Hi-Tech hat eine Apotheke?!) , sondern die negativen Rahmenbedingungen. Genau hier lege ich den Finger auf schwachsinnige und Patientenverachtende Bürokratie, die wir gesetzlich umsetzen müssen. Was wir benötigen ist ein Bürokratieabbau, der aber in diesem Land gemieden wird, wie der Teufel das Weihwasser. Die einzige Freiheit, die ich als Apotheker habe, ohne von der Krankenkasse finanziell bestraft zu werden, ist von einer Internettherapie abzuraten. Hierfür gibt es aber keinerlei Vergütung und somit auch kaum einen Anreiz. Die Idee der Basisapotheker ist basierend auf ähnlichen Systemen, wie im Ausland und natürlich eine Überlegung wert.

Der ambulante Bereich kann desweiteren auch nur verändert werden, wenn die Kompetenzen der Leistungserbringer auf mehere Schultern verlagert werden können. Nun zeige ich mit den Finger auf England, wo Apotheker, Krankenschwester, etc auch Medikamente verordnen können. Ich bin noch Mitte 30 und werde es wahrscheinlich kurz vor der Rente erleben, das der Druck im Kessel durch den demografischen Wandel so hoch ist, das noch Wunder passieren.

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