CHMP-Zulassungsempfehlung

Glucagon in Baqsimi: nasal statt Injektion

Stuttgart - 22.10.2019, 11:29 Uhr

Baqsimi ist das erste Notfall-Glucagon, das nicht injiziert werden muss. Das Glucagon-Nasenpulver soll zur Notfallbehandlung schwerer Hypoglykämien zum Einsatz kommen und darf bei Diabetikern bereits ab vier Jahren angewendet werden. ( r / Packshot: Baqsimi / Lilly)

Baqsimi ist das erste Notfall-Glucagon, das nicht injiziert werden muss. Das Glucagon-Nasenpulver soll zur Notfallbehandlung schwerer Hypoglykämien zum Einsatz kommen und darf bei Diabetikern bereits ab vier Jahren angewendet werden. ( r / Packshot: Baqsimi / Lilly)


Schneller im Notfall

Baqsimi® ist das erste Glucagon-Präparat, das im Notfall, bei schweren Hypoglykämien, nicht injiziert werden muss. In Deutschland ist derzeit nur Glucagen® beziehungsweise Glucagen® Hypokit „zur Behandlung schwerer hypoglykämischer Reaktionen, die bei der Insulintherapie von Kindern und Erwachsenen mit Diabetes mellitus auftreten können“ zugelassen. 

Bis im Notfall dieses Glucagon jedoch appliziert werden kann, sind mehrere Schritte erforderlich, denn das Glucagonpulver muss zunächst mit Wasser für Injektionszwecke rekonstituiert werden, bevor dann die subcutane oder intramuskuläre Gabe erfolgen kann: Aufziehen des Wassers für Injektionszwecke in einer Einwegspritze, Injizieren des Wassers für Injektionszwecke in die Durchstechflasche, die das komprimierte Glucagon Pulver enthält, vollständiges Lösen des Glucagons, Aufziehen der Lösung wieder in die Spritze, Applikation.
Das benötigt Zeit, was im hypoglykämischen Notfall nicht optimal ist.

Mit nasalem Baqsimi® soll dies einfacher werden. Die FDA hob den Vorteil des nasalen Glucagons anlässlich der Zulassung von BaqsimiTM in einer Mitteilung im August wie folgt hervor: „Die neue Art der Verabreichung von Glucagon kann diesen Prozess nun vereinfachen. In kritischen Situation, in denen der Patient bewusstlos ist oder krampft, wollen wir die Behandlung des Patienten so einfach wie möglich machen.“

Gebrauchsfertiger nasaler Einmalspender

Lilly verpackt das Glucagon in Baqsimi® in einem nasalen und gebrauchsfertigen Einmalspender. In den USA steckt der Nasenapplikator in einer mir Folie verschweißten Kunststoffbox – beides darf erst im Notfall geöffnet werden, da Glucagon dadurch vor Feuchtigkeit geschützt ist. Es ist anzunehmen, dass Lilly diese Verpackung auch für den europäischen Markt wählen wird.

Der Einmalspender enthält lediglich eine Dosis und muss nach Anwendung weggeworfen werden. Sollte nach 15 Minuten keine Wirkung eintreten, kann der Patient eine zweite Dosis verabreicht bekommen – falls ein weitere Baqsimi®-Packung vorrätig ist. Auf der Baqsimi®-Homepage empfiehlt Lilly, dass sich Familie und Freunde beziehungsweise Pflegepersonal mit der Anwendung von Baqsimi® vertraut machen – und zwar bevor ein hypoglykämischer Notfall eintritt. Baqsimi® wird in ein Nasenloch verabreicht und muss nicht inhaliert werden, laut Lilly wirkt Baqsimi® auch bei Schnupfen und verstopfter Nase. Das betont auch der CHMP: „Patienten müssen nach der Dosierung nicht einatmen oder tief durchatmen, was die Medikamentenverabreichung auch bei bewusstlosen Patienten ermöglicht“, heißt es in einer Mitteilung.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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