Reserve-Antibiotikum

EMA empfiehlt neues Fluorchinolon Delafloxacin zur Zulassung

Stuttgart - 21.10.2019, 09:00 Uhr

Ein neues Antibiotikum steht in den Startlöchern: Der CHMP, hat Delafloxacin zur Zulassung empfohlen. Das Fluorchinolon wirkt auch bei Problemkeimen wie Klebsiella pneumoniae, MRSA, Pseudomonas aeruginosa und kann oral und parenteral gegeben werden. (s/ Foto: kieferpix / stock.adobe.com)

Ein neues Antibiotikum steht in den Startlöchern: Der CHMP, hat Delafloxacin zur Zulassung empfohlen. Das Fluorchinolon wirkt auch bei Problemkeimen wie Klebsiella pneumoniae, MRSA, Pseudomonas aeruginosa und kann oral und parenteral gegeben werden. (s/ Foto: kieferpix / stock.adobe.com)


Auch bei Problemkeimen

Delafloxacin wirkt gegen grampositive und gramnegative Erreger und trifft auch Problemkeime wie Klebsiella pneumoniae, MRSA und Pseudomonas aeruginosa. Laut der amerikanischen Fachinformation (Highlights of Prescribing Information) ist Delafloxacin dann indiziert, wenn bei Haut- und Weichteilinfektionen folgende empfindliche Isolate vorliegen:

Gram-positive Erreger: Staphylococcus aureus (auch MMSA und MRSA), Staphylococcus haemolyticus, Staphylococcus lugdunensis, Streptococcus agalactiae, Streptococcus anginosus Group (auch Streptococcus anginosus, Streptococcus intermedius, Streptococcus constellatus), Streptococcus pyogenes und Enterococcus faecalis.

Gram-negative Erreger: Escherichia coli, Enterobacter cloacae, Klebsiella pneumoniae und Pseudomonas aeruginosa.

Wie wirkt Delafloxacin?

Delafloxacin greift in das Topoisomerase-System der Bakterienzelle ein. Indem es die bakterielle Topoisomerasen II und IV inhibiert hemmt es Replikation und Transkription der bakteriellen DNA. Resistenzen können, wie bei anderen Fluorchinolonen auch, auf Mutationen in der Zielstruktur beruhen oder auf speziellen Effluxpumpen, die Delafloxacin aus der Bakterienzelle transportieren.

Das Besondere an Delafloxacin

Delafloxacin unterscheidet sich von den bereits zugelassenen Fluorchinolonen. Es liegt bei sauren pH-Werten, wie sie in entzündeten Geweben herrschen, als Zwitterion vor – und kann so Membranen penetrieren. Andere Fluorchinolone wie beispielsweise Moxifloxacin tragen in diesen pH-Bereichen meist eine kationische Ladung, was ihre Gewebepenetration erschwert.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Ein weiteres Fluorchinolone ohne bekanntem Nebenwirkungsprofil

von Peter Müller am 21.10.2019 um 14:12 Uhr

Anstatt die Verordnung von bestehenden Fluorchinolonen zu reduzieren und bei bestimmten Indikationen sogar ganz zu verbieten, kommen fortlaufende neue Wirkstoffe aus der Familie der Fluorchinolone auf den Markt. Das Nebenwirkungspotential von Delafloxacin wird ebenso wenig erforscht sein wie bei den ersten Fluorchinolon-Generationen. Klinische Studien zur Untersuchung von schweren und dauerhaften Nebenwirkungen verursacht durch Fluorchinolone wird es ebenfalls nicht geben!

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AW: Alternative?

von Holger am 22.10.2019 um 11:37 Uhr

Sie haben natürlich Recht, aber was ist/wäre denn die Alternative? Auf Innovationen gänzlich verzichten?? Oder nur auf die Sprunginnovationen warten?? Also aus meiner Sicht ist die letzte Sprunginnovation in der antibiotischen Therapie etwa 20 Jahre her und fokussiert auf Linezolid, den nach wie vor einzigen Vertreter der Klasse der Oxazolidindione. Neue Sprunginnovationen sind nicht in Sicht. Wenn wir da solche Schrittinovationen wie neue Betalactame oder auch neue Fluorochinolone nicht "nehmen", verlieren wir den Kampf gegen die Bakterien schneller als uns lieb ist. Parallel müssen wir natürlich, da bin ich ganz bei Ihnen, den rationalen Umgang mit dem vorhandenen Arsenal verbessern. Hier sehe ich allein schon quantitativ die Hauptverpflichtung in der Tiermedizin.

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