Für den Fall eines No Deal

Brexit: Apotheker sollen koordinieren helfen

Remagen - 17.10.2019, 16:30 Uhr

In London wirbt eine Kampagne seit einigen Tagen dafür , sich auf den Brexit vorzubereiten. Noch vor wenigen Tagen sah alles nach „no Deal“ aus. Nun winkt möglicherweise doch ein geordneter Austritt. (r / imago images / ZUMA press)

In London wirbt eine Kampagne seit einigen Tagen dafür , sich auf den Brexit vorzubereiten. Noch vor wenigen Tagen sah alles nach „no Deal“ aus. Nun winkt möglicherweise doch ein geordneter Austritt. (r / imago images / ZUMA press)


Aufbau eines Frachtdienstleister-Pools und 24-Stunden Kurier-Service

Das britische Transportministerium beschafft derzeit im Auftrag der Regierung ebenfalls Frachtkapazitäten außerhalb der kurzen Kanalübergänge. Über diese sollen vorrangige Güter transportiert werden, zu denen auch Arzneimittel und medizinischen Bedarf gehören. So langsam wird die Zeit allerdings knapp. Nach den Planungen soll über einen Rahmenvertrag ein Pool von Frachtdiensten eingerichtet werden. Dieser wurde allerdings erst am 20. September 2019 in trockene Tücher gebracht. Derzeit laufen die Bewerbungsverfahren zur Teilnahme an dem Frachtdienstleister-Pool.Daneben will das Gesundheitsministerium seinerseits einen speziellen Kurier-Service einrichten, der dringend gebrauchte Güter transportieren soll, wenn die Lieferanten dies nicht bewerkstelligen können. Für den Service werden 25 Millionen Pfund bereitgestellt. Er ist vorgesehen für die Lieferung kleiner Pakete von Arzneimitteln oder Medizinprodukten auf 24-Stunden-Basis, verbunden mit der Möglichkeit, größere Palettenmengen auf 2- bis 4-Tage-Basis zu verschicken. 

Soeben hat das Department of Health and Social Care mit den drei Unternehmen UPS, DFDS und Biocair Aufträge für den Expressfrachtdienst unter Dach und Fach gebracht. „Das ist nur ein Element unserer detaillierten und robusten Vorbereitungen für den Brexit, der außerdem die Vorratshaltung und zusätzliche Fährkapazitäten umfasst“, kommentiert der Minister für Gesundheit und Soziales Matt Hancock die Auftragsvergabe. „Wir haben jetzt detaillierte Pläne für jedes Medikament, auch für solche mit kurzer Haltbarkeit, um sicherzustellen, dass die Versorgung mit Medikamenten und medizinischen Produkten nach dem Brexit ohne Unterbrechung weiter läuft.“

Pläne ja, aber de facto sind dem Ministerium in der Praxis weitgehend die Hände gebunden, denn es ist in die verschiedenen Lieferwege nicht involviert und kann lediglich dann gezielt eingreifen, wenn es Engpässe gibt. Ansonsten bleiben nur Appelle und Ermahnungen an die Beteiligten.

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Aufbau von Lagervorräten und zusätzliche Lagerflächen

So hat das Department of Health and Social Care die Pharmalieferanten dazu aufgefordert, bis zum 31. Oktober ein ausreichendes Vorratslager an Arzneimitteln aufzubauen, das den Standardbedarf von sechs Wochen abdeckt. Die Firmen werden vom Ministerium dahingehend „überwacht“, ob sie der Bitte nachkommen. Bis Mitte September sollen nach Angaben der Pharmalieferanten für 72 Prozent der Arzneimittel-Produktlinien entsprechende Lagervorräte angelegt worden sein.

Als Notfallmaßnahme hat das Ministerium zusätzliche Lagerflächen gesichert. Im Dezember 2018 und Januar 2019 unterzeichnete das DH Zwölfmonatsverträge mit drei spezialisierten Anbietern von Lagerflächen, um zusätzliche Lagerkapazität für 58.850 Paletten bereitzustellen, davon 5.000 mit Kältetechnik und 850 für Arzneimittel mit einer besonderen Temperaturkontrolle. 



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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