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Einzelhandel vs. Internethandel
Philosoph Precht: 25 Prozent Steuer auf alle Internet-Bestellungen
Der Apothekenmarkt ist nur ein Beispiel dafür, wie der Internethandel den Vor-Ort-Einzelhandel zusehends beeinflusst. Während das Geschäft der Versandhändler boomt, müssen immer mehr Läden in den Fußgängerzonen der Innenstädte schließen. Nach prominenten Vorrednern meldet sich nun auch der Philosoph Richard David Precht zu diesem Thema zu Wort. In einem „Handelsblatt“-Interview meint er: Nicht jede Innovation ist ein Fortschritt. Damit die Innenstädte nicht weiter zerfallen, fordert er eine 25-prozentige Sondersteuer für Internetbestellungen.
Das Stadtbild vieler deutscher Städte ändert sich derzeit schnell: An die Stelle kleiner, privat geführter Geschäfte treten entweder Filialen oder Franchise-Niederlassungen großer Ketten – oder leerstehende Lokale. DAZ.online hatte im September 2017 eine Analyse zu diesem Thema veröffentlicht. Unter anderem ging es dort um eine Studie der HSH Nordbank, in der von großen „Konzentrationsprozessen“ im Einzelhandel die Rede war. Einer weiteren Studie zufolge liegt der Filialisierungsgrad in der Innenstadt von Wiesbaden beispielsweise schon bei 85 Prozent. Zitiert wurde damals auch ein Branchenreport der Unternehmensberatung Oliver Wyman: „Weil immer mehr Deutsche im Internet einkaufen, werde in zehn bis 15 Jahren jedes zweite Filialunternehmen vom Markt verschwunden sein. Der Rest werde etwa aufgekauft oder fusioniert“, hieß es in dem Artikel von 2017.
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Das Phänomen der sich verändernden Innenstädte ist immer häufiger auch Thema in der öffentlichen Debatte. Jüngstes Beispiel: Ein Interview des Philosophen Richard David Precht im „Handelsblatt“. Auf die Frage „was früher besser war“, antwortet Precht mit einem persönlichen Erlebnis:
Ich war unlängst seit vielen Jahren wieder in der Innenstadt meiner Heimatstadt Solingen – und war entsetzt. Solingen war mal eine florierende Mittelschichtsstadt mit einer starken FDP. Walter Scheel zum Beispiel war gebürtiger Solinger. In meiner Kindheit war die Fußgängerzone voller qualifizierter Einzelhändler. In den Neunzigerjahren rollten die Filialketten das Terrain auf. Mittlerweile steht von drei Läden mindestens einer leer, während die anderen beiden von Ramschboutiquen und Dönerbuden bespielt werden. Es gibt keinen Grund mehr, am Wochenende in die Innenstadt zu gehen. Darunter wiederum leidet das Gemeinschaftsgefühl. Und das erleben Sie heute überall. Onlineshoppen hat die urbane Kultur zerstört.“
Als Lösung schlägt der 54-jährige Precht eine „25-prozentige Steuer auf all den Kram, den wir tagein, tagaus online bestellen“ vor. Das so generierte Geld solle den Kommunen zur Strukturentwicklung zur Verfügung gestellt werden. Zur Begründung führt er an: „Nicht jede Innovation ist ein Fortschritt. Ich möchte gerne eine für unsere Demokratie wie unsere Wirtschaft hochproblematische Entwicklung stoppen. Meine Steuer-Idee würde die Zukunft wahrscheinlich lebenswerter machen.“
Habeck, Precht und Lewe sorgen sich um den Vor-Ort-Handel
Es ist nicht das erste Mal, dass sich Precht mit dem Thema beschäftigt. Anfang des Jahres interviewte er in seiner ZDF-Sendung „Precht“ den Vorsitzenden der Grünen Robert Habeck zum Thema „Frisst der Kapitalismus die Demokratie?“. Unter anderem sprachen die beiden damals über die Macht des Versandkonzerns Amazon. Precht sagte damals: „Die Strategie von Amazon ist es bislang nicht gewesen, Gewinne zu machen – auch wenn sie mittlerweile ein paar kleine Gewinne machen. (…) Die Strategie ist, irgendwann den Einzelhandel der Welt zu kontrollieren. (…) Irgendwann kauft man alles bei Amazon.“ Habeck erklärte in dem Interview, dass die Politik sicherstellen müsse, dass „Mensch-zu-Mensch-Beziehungen“ bei zunehmender Digitalisierung erhalten bleiben. Habeck forderte in dem Interview zudem, dass man die „Gewinnmaximierung auf Kosten des Gemeinwohls“ verhindern müsse.
Auch an anderer Stelle hatte sich Habeck zu diesem Thema geäußert. Auf einer Wahlveranstaltung im Februar dieses Jahres soll es laut lokalen Medienberichten um das Überleben kleinerer Buchhändler und ihre Bedeutung für den Fiskus gegangen sein, woraufhin der Grünen-Chef die Frage stellte: „Warum zahlt Amazon keine Steuern?“ Und bezogen auf den Apothekenmarkt soll Habeck gesagt haben: „Auch der Apotheker zahlt Steuern in Deutschland und baut Rollrampen vor seine Apotheke. Warum zahlt DocMorris keine Steuern?“ Insgesamt soll sich Habeck, der Sohn eines Apothekers ist, bei der Veranstaltung darüber beschwert haben, dass die Politik derzeit „an die Großen nicht rangeht“, während die „Kleinen“ angepackt würden. Seine Forderung an die Parteikollegen daher: „Lasst uns uns mit den Großen anlegen!“
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Und auch Markus Lewe, Oberbürgermeister der Stadt Münster und Chef des Deutschen Städtetages, äußerte in einem Interview Bedenken, dass der Online-Handel einen zu großen, negativen Einfluss auf die Apothekenstruktur haben könnte. Wörtlich erklärte Lewe damals unter anderem: „Apotheker nehmen sich Zeit, um zu fragen, wie es einem geht. Das passiert in Online-Portalen nicht. Soziale Nähe gibt es im Netz nicht. Wir müssen aufpassen, dass sie uns nicht verloren geht.“
8 Kommentare
PharmaMall
von Dr. Arnulf Diesel am 15.10.2019 um 15:38 Uhr
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Sondersteuer
von Isa Geissler am 15.10.2019 um 12:39 Uhr
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Precht internetsteuer
von Reinhold Huber am 15.10.2019 um 9:04 Uhr
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25% Steuer auf Internetkäufe
von David Ende am 15.10.2019 um 7:20 Uhr
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Für wen?
von Bernd Jas am 14.10.2019 um 23:41 Uhr
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Extrasteuer, eine faszinierende Idee?
von Thesing-Bleck am 14.10.2019 um 23:06 Uhr
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Philosoph Precht:25% Steuer auf alle Internet-Bestellungen
von Dr. Michael Wedler am 14.10.2019 um 18:50 Uhr
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25%MwSt auf Internethandel
von Ingrid Schierle am 14.10.2019 um 18:39 Uhr
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