Neue Leitlinien-Vorgaben in den Niederlanden

Wer profitiert von klinischen Medikations-Reviews?

Remagen - 10.10.2019, 14:00 Uhr

Der Nutzen von Medikation-Reviews wird jetzt am größten für Patienten ab 75 Jahren eingeschätzt, die zehn oder mehr Medikamente einnehmen. (m / Foto: Artur / stock.adobe.com)

Der Nutzen von Medikation-Reviews wird jetzt am größten für Patienten ab 75 Jahren eingeschätzt, die zehn oder mehr Medikamente einnehmen. (m / Foto: Artur / stock.adobe.com)


Anlass für die Revision: die DREAMeR-Studie

Als Begründung für die Revision wird besonders auf die DREAMeR-Studie verwiesen, deren Ergebnisse im Mai dieses Jahres in PLOS Medicine publiziert wurden. Die randomisierte kontrollierte Studie wurde in 35 öffentlichen Apotheken und Allgemeinarztpraxen in den Niederlanden durchgeführt. Zwischen April 2016 und Februar 2017 wurden 629 ältere Menschen (70 Jahre und älter) mit Polypharmazie (7 oder mehr Langzeitmedikamente) einbezogen. In dieser höheren Altersgruppe erwarteten die Forscher wegen der komplexeren Erkrankungen und intensiveren Pharmakotherapien eine höhere Aussagekraft hinsichtlich des CMR (klinischer Medikations-Review). Außerdem gingen sie von der Annahme aus, dass bei klinischen Medikations-Reviews den Vorlieben und Bedürfnissen der Patienten zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt würde. Sie untersuchten deshalb speziell die Wirkung von patientenzentrierten CMRs. 

Zwei etwa gleich große Gruppen erhielten dazu entweder die übliche Versorgung oder klinische Medikations-Reviews als zusätzliche Intervention. Die primären Zielparameter waren die gesundheitsbezogene Lebensqualität (HR-QoL) und die Anzahl der gesundheitlichen Probleme (wie Schmerzen oder Schwindel) nach drei und sechs Monaten.

Wie die gesundheitsbezogene Lebensqualität erfasst wird

Die HR-QoL wurde mit dem EuroQol [EQ]-5D-5L bewertet, einem weit verbreiteten Instrument zur präferenzbasierten Messung der Lebensqualität. Die Versuchspersonen füllen dabei einen Gesundheitsfragebogen aus. 

Im ersten, deskriptiven Teil wird die HR-QoL über die fünf Dimensionen 

  • Beweglichkeit/Mobilität, 
  • Für-sich-selbst-sorgen, 
  • allgemeine Tätigkeiten, 
  • Schmerzen/körperliche Beschwerden und 
  • Angst/Niedergeschlagenheit 

erfasst (5D). Es gibt jeweils fünf Antwortlevel pro Dimension (5L), von „keine Probleme“ bis „extreme Probleme“. Die Antworten auf die fünf Fragen werden anhand standardisierter bevölkerungsbasierter Berechnungsvorgaben in einen Indexwert umgerechnet, wobei Tod mit 0 und der bestmögliche Gesundheitszustand mit 1 bewertet wird.

Im zweiten Teil, dem EQ-VAS, schätzen die Patienten ihren momentanen Gesundheitszustand auf einer visuellen Analogskala (VAS) zwischen 0 und 100 Punkten ein. Die patientenindividuelle VAS-Einschätzung und der deskriptive Lebensqualitätsindex (EQ-5D) können zu unterschiedlichen Bewertungen der Lebensqualität führen. 

Die Gesundheitsprobleme der älteren Patienten wurden mit einem selbst entwickelten Fragebogen gemessen, und zwar als Gesamtzahl und Zahl der Gesundheitsprobleme mit mittleren oder schweren Auswirkungen auf das tägliche Leben. Insgesamt wurden zwölf Gesundheitsprobleme abgefragt, darunter auch gängige Arzneimittel-Nebenwirkungen



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


Diesen Artikel teilen:


Das könnte Sie auch interessieren

Pascoflair® überzeugt in Studie bei nervösen Unruhezuständen

In der Ruhe liegt die Kraft

Erfahrungen mit dem Athina-Konzept zu apothekenzentrierten Medikationsanalysen

Kontinuierlich die Medikation überprüfen

Cochrane-Review zeigt verbesserte Lebensqualität

Dreifachtherapie bei schwerer COPD

Cochrane-Review zeigt verbesserte Lebensqualität bei Zusatz eines inhalativen Glucocorticoids

Schwere COPD behandeln

Bewohner von Altenpflegeheimen ohne Benefit

Sport hilft nicht bei Depression

0 Kommentare

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.