Überleben steigt

Kein Antibiotikum vor Checkpoint-Inhibitor-Therapie!

Stuttgart - 10.10.2019, 07:00 Uhr

Das Mikrobiom entscheidet mit, ob eine Tumortherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren anspricht oder nicht. Eine Antibiotika-Gabe bis 30 Tage vor Checkpoint-Inhibitor-Behandlungsbeginn kann sich negativ auf das Gesamtüberleben auswirken. (s / Foto: freshidea / stock.adobe.com)

Das Mikrobiom entscheidet mit, ob eine Tumortherapie mit Immun-Checkpoint-Inhibitoren anspricht oder nicht. Eine Antibiotika-Gabe bis 30 Tage vor Checkpoint-Inhibitor-Behandlungsbeginn kann sich negativ auf das Gesamtüberleben auswirken. (s / Foto: freshidea / stock.adobe.com)


Welche Bakterien sind gut, welche schlecht bei Checkpoint-Therapie?

Dass das Mikrobiom Einfluss auf die Effektivität von Checkpoint-Therapien hat, zeigten bereits andere Arbeiten. Im Januar 2018 räumte Science dem Thema um die Wirksamkeit von Checkpoint-Inhibitoren in Bezug auf das Mikrobiom reichlich Raum ein, gleich mehrere Wissenschaftler publizierten ihre Ergebnisse. So untersuchten Gopalakrishnan et al. – Gut microbiome modulates response to anti–PD-1 immunotherapy in melanoma patients – metastasierte Melanompatienten, die eine PD-1-Blockade erhielten. Die Wissenschaftler charakterisierten das orale und fäkale Mikrobiom der Patienten jeweils vor und nach Checkpoint-Inhibitor-Therapie. Sie fanden signifikante Unterschiede in der Diversität und Zusammensetzung des Mikrobioms bei Therapie-Respondern und Nicht-Respondern. Patienten die auf eine Checkpoint-Inhibition ansprachen, zeigten eine höhere Diversität und Häufigkeit von Ruminococcaceae und Faecalibacterium, während bei Patienten mit einem ungünstigen Darmmikrobiom (zum Beispiel geringe Diversität und hohe relative Häufigkeit von Bacteroidales) die systemischen und antitumoralen Immunantworten beeinträchtigt waren.

Überleben sinkt durch Antibiose

Routy et al. untersuchten den Einfluss von PD1-Immuntherapien bei NSCLC, Nierenzell- und Urothelkarzinomen – Gut microbiome influences efficacy of PD-1–based immunotherapy against epithelial tumors. Sie fanden heraus, dass eine „primäre Resistenz gegen Immun-Checkpoint-Inhibitoren einer abnormen Mikrobiomzusammensetzung zugeschrieben werden kann“ und dass Antibiotika bei Patienten mit fortgeschrittenem Karzinom den klinischen Nutzen von Checkpoint-Inhibitoren hemmen. Sie machten als guten Prädiktorkeim die relative Häufung von Akkermanasia muciniohila aus. Zur Studie: Von 249 Patienten erhielten 69 (28 Prozent) Antibiotika – entweder zwei Monate vor ICI-Therapie oder einen Monat nach Beginn der ICI-Therapie. Das progressionsfreie Überleben (PFS) und das Gesamtüberleben (OS) waren in der mit Antibiotika behandelten Gruppe signifikant kürzer, wenn alle Patienten (Tumorentitäten) kombiniert wurden. Ebenso waren PFS und/oder OS in der mit Antibiotika behandelten Gruppen kürzer, wenn man einzelne Tumortypen separat auswertete.

Auch unter Ipilimumab wurden solche Beobachtungen gemacht. So fand sich bei Patienten mit Malignem Melanom, die eine CTLA4-Hemmung mit Ipilimumab erhielten, dass sie vor allem dann von der Checkpoint-Inhibition profitierten – besseres Gesamtüberleben und progressionsfreies Überleben – wenn Firmicutes überwog.

Welche Bakterien sind nun förderlich, welche nicht?



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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