Nachfrage bei Roche

Wann gibt es wieder Accu-Chek Dextrose O.G‑T.?

04.10.2019, 17:45 Uhr

Seit einigen Jahren wird die Verordnung der fertigen Lösung Accu-Chek Dextrose O.G-T. im Sprechstundenbedarf als unwirtschaftlich erachtet. s / (Foto: Screenshot Roche Diabetes Care)

Seit einigen Jahren wird die Verordnung der fertigen Lösung Accu-Chek Dextrose O.G-T. im Sprechstundenbedarf als unwirtschaftlich erachtet. s / (Foto: Screenshot Roche Diabetes Care)


Nach dem tragischen Todesfall einer schwangeren Frau und ihres Babys infolge eines verunreinigten Glucosetoleranz-Tests scheint es Verunsicherung bezüglich abgefüllter Glucose aus der Apotheke zu geben. Die Nachfrage nach dem Fertigpräparat ist hoch. Das ist allerdings schon länger schlecht lieferbar. DAZ.online hat beim Hersteller Roche nachgefragt: Was steckt hinter dem aktuellen Lieferengpass?

Dass Ärzte abgefüllte Glucose aus der Apotheke statt des Fertigpräparats für den oralen Glucosetoleranz-Test verordnen und diese in der Praxis auflösen, hat zweierlei Gründe. 

Einmal wollen es die Krankenkassen so. Seit einigen Jahren wird die Verordnung der fertigen Lösung Accu-Chek Dextrose O.G-T. im Sprechstundenbedarf als unwirtschaftlich erachtet. Experten kritisieren das seit jeher, vor allem weil es fehleranfälliger ist. Allerdings meinen sie damit weniger Fehler, die in der Apotheke potenziell passieren könnten, von absichtlichen Manipulationen ganz zu schweigen. Sie meinen Fehler, die beim Auflösen in der Arztpraxis auftreten können. So müsse man ziemlich lange rühren, bis sich 75 g Glucose in 300 ml Wasser auflösen, trotzdem bleibe oft ein Bodensatz. Der könne im schlimmsten Fall dafür sorgen, dass ein Gestationsdiabetes nicht erkannt wird. Infolge des tragischen Vorfalls in Köln wird teilweise die Fertiglösung im Sprechstundenbedarf wieder erstattet.

Allerdings ist das einzige Fertigpräparat am Markt immer wieder nicht lieferbar gewesen und auch aktuell nicht lieferbar. 

Das ist nämlich der zweite Grund, neben dem Kostendruck, warum Ärzte auf abgepackte Glucose aus der Apotheke zurückgreifen müssen.

Nächsten Lieferungen werden Mitte Oktober erwartet

Auf Nachfrage von DAZ.online, warum es auch in der Vergangenheit immer wieder Engpässe gab, antwortet Hersteller Roche Diabetes Care nicht. Lediglich zum aktuellen Engpass erklärt eine Sprecherin: „Der kürzliche Lieferabriss ist auf Produktionsengpässe bei einem Zulieferer zurückzuführen. Erste Lieferrückstände konnten wir Ende August bereits auflösen. Die nächsten Anschlusslieferungen werden Mitte Oktober erwartet.“



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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5 Kommentare

Wenns billig für die GKV ist , ist es in D gut

von ratatosk am 08.10.2019 um 18:56 Uhr

Das ist eben D, alles für die GKV , egal was es für andere bedeutet. Also kann man sich alle Fakten sparen, die Fake Aussagen der AOK zum Aufwand für Lieferprobleme machen es doch deutlich, Trump wäre sicher stolz auf seine Miniklone

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Missbrauch

von Karl Friedrich Müller am 05.10.2019 um 13:44 Uhr

Der Rezepturen.
Und der Apotheken.
Rezepturen sind nicht für vermeintliche Einsparpotentiale da, sondern um einer Lücke im Arzneimittelangebot abzuhelfen und um Kranke individuell zu versorgen.
Wird wie hier Missbrauch betrieben, zeigt das deutlich, dass Rezepturen nach wie vor zu billig sind und preislich angepasst werden müssen. Außerdem müssen Rezepturen abgelehnt oder verboten werden, die nur ein Fertig AM nachahmen.

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Vermeidungsrezeptur für 1,20 Euro?

von Andreas Grünebaum am 04.10.2019 um 21:23 Uhr

Bei einem Abgabepreis von 1,20 Euro mit ungedeckten Kosten in der Apotheke und Arztpraxis (Herstellung einer Lösung mit Anwendung von Wärme unter Laborbedingung?), dürfte die eigentlich simple Herstellung durch Generika Hersteller nicht lukrativ genug sein. Laumann und Co. sollten lieber die Krankenkassen verpflichten, Fertigarzneimittel zu erstatten, als weiterhin Vermeidungsrezepturen zu provozieren. Was bleibt einer Apotheke mit der Belieferung von Arztpraxen sonst übrig, solche - zumindest bei Verfügbarkeit von Fertigarzneimitteln - eigentlich implausible "Rezepturen" oder besser Abfüllungen beliefern zu müssen?

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Ethanol

von Rose am 04.10.2019 um 18:30 Uhr

Ethanol ist ja eine gute Idee in einem OGT für Schwangere...

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AW: Ethanol

von Marco Piroth am 07.10.2019 um 9:50 Uhr

Tatsächlich enthält die Lösung zwischen 0,01 und 0,06 Vol% Ethanol (zum Vergleich: Bei Apfelsaft sind es rund 0,2 Vol%). Das macht auf eine 300 mL Flasche ganze 180 µL (=0,18 mL) Ethanol. Das kann man wohl als unbedenklich betrachten. Ist übrigens nur drin, weil der Johannisbeersaft Spuren von Ethanol enthält.

@Redaktion: Interessant an der Zusammensetzung ist vllt auch noch die Tatsache, dass es sich, anders als bei der Apothekenrezeptur, um keine reine Glukoselösung handelt. Das könnte die bessere Verträglichkeit erklären. Zitat aus der Fachinfo: "Eine Flasche Accu-Chek Dextrose O.G-T. mit
300 ml Saft enthält ein Mono-/Oligosaccharid-Gemisch
Glukose-Sirup [Ph. Eur.]), das nach enzymatischer Spaltung einer Menge von 75 g wasserfreier Glukose
(6,2 BE) entspricht."

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