Pharmazeutische Dienstleistungen

DAK: „Es darf nicht mehr kosten“

Stuttgart - 01.10.2019, 12:45 Uhr

Kostenneutralität bei Pharmazeutischen Dienstleistungen will Thomas Bodmer von der DAK dadurch gewährleisten, indem man - zugespitzt formuliert - schaut, welche Aufgaben Apotheker von Ärzten übernehmen könnten. (alle Fotos: Schelbert) 

Kostenneutralität bei Pharmazeutischen Dienstleistungen will Thomas Bodmer von der DAK dadurch gewährleisten, indem man - zugespitzt formuliert - schaut, welche Aufgaben Apotheker von Ärzten übernehmen könnten. (alle Fotos: Schelbert) 


Mehr Patienten erreichen

Dass Impfapotheker lediglich das Angebot erhöhen, ist auch die Erfahrung von Andrea Brügger (Leiterin der Abteilung Innovation & Internationales beim Schweizerischen Apothekerverband pharmaSuisse). Brügger erklärt in der DAT-Diskussion, es sei auch in der Schweiz nicht der Fall, dass Ärzte aufgehört haben zu impfen, seit Impfungen auch von Apotheker angeboten werden. Eine Substitution sei allerdings auch nicht das Ziel gewesen. „Unser Ziel war eine Zielgruppenausweitung“, betont die Schweizerin. Seitens der Apotheker sei es wichtig zu zeigen, „dass wir ein ergänzendes Angebot aufbauen möchten.“

Andrea Brügger (Leiterin der Abteilung Innovation & Internationales beim Schweizerischen Apothekerverband pharmaSuisse)

Mittlerweile impfen Apotheker in 21 Kantonen der Schweiz (Einwohner in der Schweiz: 8,5 Millionen), und fast die Hälfte aller Apotheken (792 Apotheken von rund 1800) bietet Impfen ohne Rezept an. Seit Einführung der Impfapotheken (2015) verzeichne man „einen immensen Anstieg“. In der vergangenen Grippesaison 2018/19 haben sich 25.158 Personen in Apotheken gegen die Grippe impfen lassen (Einverständnis zur statistischen Auswertung liegt bei 20.481 geimpften Personen vor).

Grippeimpfung in der Schweiz

„Die Anzahl Grippeimpfungen in der Apotheke haben seit der Grippesaison 2015/16 stetig zugenommen. Zwischen 2017/18 und 2018/19 nahmen die Grippeimpfungen in der Apotheke von 12.490 auf 20.481 Grippeimpfungen (+64 Prozent) zu. Zwischen 2016/17 und 2017/2018 von 7.258 auf 12.490 (+72 Prozent) und zwischen 2015/16 und 2016/17 von 734 auf 7.258 (+889 Prozent) zu. Von Saison 2015/16 zu 2016/17 führte auch die Ausbreitung auf zusätzliche Kantone zur sehr starken ersten Zunahme."

13 Prozent der geimpften Personen gaben laut pharmaSuisse an, dass sie sich ohne das Angebot in der Apotheke nicht hätten impfen lassen. 8 Prozent der Personen, die bereits einen klaren Entschluss zur Grippeimpfung hatten, auch unabhängig vom Angebot in der Apotheke, gaben an, dass sie sich das erste Mal haben impfen lassen. Diese Zahlen lassen nach Ansicht des Schweizerischen Apothekerverbandes die Interpretation zu, dass 21 Prozent der geimpften Personen sich insbesondere durch das Angebot 
in der Apotheke haben impfen lassen (Erhöhung der Durchimpfungsrate).

Quelle: Datenerhebung zur Grippeimpfaktion 2018/2019 in Apotheken, pharmaSuisse

Vor allem beim FSME-Schutz war das Bedürfnis enorm: 30.000 FSME-Impfungen in diesem Jahr verglichen mit 9500 im Vorjahr. „Das läuft wie verrückt, Impfen in der Apotheke ist ein Bedürfnis der Kunden – das Thema ist präsent“.

Zum Wohl der Patienten

Am Anfang sei das apothekerliche Impfen auch in der Schweiz auf große Ablehnung bei den Ärzten gestoßen, bis die Ärzteschaft festgestellt habe, dass es ein anderes Patientenkollektiv betreffe. Viele Patienten in der Schweiz haben keinen Hausarzt, das heißt, sie würden sich beim Arzt auch nicht impfen lassen. Brüggers Erfahrung: „Die Ärzte spielen überall mit, wo sie merken, da passiert etwas zusätzlich und niemand beschneidet ihre Kompetenzen oder dezimiert ihre Patientenschaft“. Und weiter: „Inzwischen haben wir einen nationalen Grippeimpftag – Ärzte gemeinsam mit Apotheken. Unterschied zu Deutschland ist allerdings, dass die Schweizer Krankenkassen die Kosten für die Impfungen durch Apotheker nicht erstatten Die Schweizer sind bereit, die Prävention aus eigener Tasche zu bezahlen.

Warum sollte das in Deutschland anders laufen als in der Schweiz? Cynthia Milz (ABDA) erklärt: „Man muss damit anfangen, dass Ärzte und Apotheker zusammenarbeiten, und zwar zum Wohle des Patienten“. Dann profitierten Arzt, Apotheker, Patient und am Ende die Krankenkasse.“



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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9 Kommentare

Kranke Kassen: Die DAK ...

von Gunnar Müller, Detmold am 02.10.2019 um 15:37 Uhr

Nur gut, dass ich – nach etlichen Jahren der Zugehörigkeit – aus der DAK ausgetreten bin…

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Traum ???

von Dirk Krüger am 02.10.2019 um 9:43 Uhr

Der "Traum" wird zum Realität gewordenen Alptraum, weil von der ABDA die Gleichpreisigkeit dafür geopfert wird und die Dienstleistungen, die sicher sinnvoll und für Patienten nutzbringend sein können, nicht auch nur annähernd ausreichend vergütet sein werden. Mir graust schon jetzt vor den Verhandlungen zwischen DAV und GKV, wenn ich die unqualifizierten Äußerungen von DAK-Bodmer auf dem DAT anschaue. Der hat nicht kapiert, bzw. will es nicht, dass es nicht um Verschieben von Leistungen vom ärztlichen in den apothekerlichen Bereich handelt, sondern um Zusatzleistungen, die bis heute niemand erbringt, aber erheblichen Nutzen für Versicherte / Patienten und damit auch für die GKV. Stichwort Polymedikation und ihre nicht selten gesundheitsschädlichen bis letalen Folgen.
Bodmer hat sich auf dem DAT immer nur wiederholt. Sein einziges Thema war: Apotheker statt Ärzte wollen impfen, Ärzte dürften aber für die dann von ihnen nicht mehr erbrachte leistungen vergütet werden. Das ist doch eine Banalität - Thema verfehlt! Und nebenbei: ich will gar nicht impfen. Das ist ein Idee von Jens Spahn - warum auch immer...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Heuchelei

von Reinhard Rodiger am 01.10.2019 um 21:52 Uhr

Selber teure Parallelstrukturen aufbauen und andere an der Auftragserfüllung hindern.Das nenne ich respektlose Mittelverwendung.Versichertengelder zu eigenen Zwecken nutzen ist Ausdruck von fundiertem Missverständnis zur eigenen Aufgabe.Es ist pure Heuchelei, so zu tun als ob nur Aktivitäten der Leistungserbringer Kosten verursachen und die eigene unkontrollierte Verwendung von Versichertengeldern aussen vor bleibt.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

DAK et al..

von Dr.Diefenbach am 01.10.2019 um 17:47 Uhr

Die Aussage:Einfach nur unfair,von Partnerschaft keine Spur,dafür Jahressaläre der (meist)Herren von 15o TE bis.....DIese Typen sind wirklich:Ätzend

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Dienstleistungen

von Dr Schweikert-Wehner am 01.10.2019 um 16:59 Uhr

Natürlich wird die Impfung nur einmal bezahlt. Wird die Impfquote erhöht spart die Kasse mittelfristig die viel höheren Therapiekosten.
Mir wäre schon geholfen, wenn Dienstleistungen, die wir täglich erbringen wie Interaktionschecks, Verblisterung, Pharmazeutische Betreuung, Complienceförderung, Beratung, Ärzteberatung, Medikationsanalyse, Information und Management der Nichtverfügbarkeit, über Rabattverträge und und und angemessen vergütet wird und bitte keine Seminare für was dass wir seit 30 Jahren praktizieren!
Beim Thema Dauerverordnung nun doch ein Vorschlag: Vor der Abgabe sollte der Apotheker mit dem Patienten über Verträglichkeit, Complience und pharmazeutische Probleme sprechen und Werte, wie Blutzucker, Cholesterin , Blutdruck usw. messen und bei Unstimmigkeiten mit dem Arzt Rücksprache halten und das bitte angemessen vergütet.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Die teuerste Krankenkasse....

von Rainer W. am 01.10.2019 um 14:18 Uhr

... mit der schlechtesten Bezahlmoral und den schlechtesten Dienstleistungen stellt Preis- und Qualitätsansprüche.

Kann man sich nicht ausdenken sowas.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Pharmazeutische Dienstleistungen

von Roland Mückschel am 01.10.2019 um 14:18 Uhr

Tolle Sache.
Nicht toll: Holt euch das Geld von den Ärzten.

Da wüsste ich aber eine viel ergiebigere Finanzquelle.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

??

von Anita Peter am 01.10.2019 um 12:50 Uhr

Traum von vergüteten pharmazeutischen Dienstleistungen wird war?
Mein Traum ist eine angemessene Erhöhung unserer Vergütung und die versprochene Herstellung der gleichlangen Spiesse.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: ??

von Dirk Krüger am 02.10.2019 um 9:41 Uhr

Genau so ist es, Frau Peter. Der "Traum" wird zum Realität gewordenen Alptraum, weil von der ABDA die Gleichpreisigkeit dafür geopfert wird und die Dienstleistungen, die sicher sinnvoll und für Patienten nutzbringend sein können, nicht auch nur annähernd ausreichend vergütet sein werden. Mir graust schon jetzt vor den Verhandlungen zwischen DAV und GKV, wenn ich die unqualifizierten Äußerungen von DAK-Bodmer auf dem DAT anschaue. Der hat nicht kapiert, bzw. will es nicht, dass es nicht um Verschieben von Leistungen vom ärztlichen in den apothekerlichen Bereich handelt, sondern um Zusatzleistungen, die bis heute niemand erbringt, aber erheblichen Nutzen für Versicherte / Patienten und damit auch für die GKV. Stichwort Polymedikation und ihre nicht selten gesundheitsschädlichen bis letalen Folgen.
Bodmer hat sich auf dem DAT immer nur wiederholt. Sein einziges Thema war: Apotheker statt Ärzte wollen impfen, Ärzte dürften aber für die dann von ihnen nicht mehr erbrachte leistungen vergütet werden. Das ist doch eine Banalität - Thema verfehlt! Und nebenbei: ich will gar nicht impfen. Das ist ein Idee von Jens Spahn - warum auch immer...

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