Alphega und Boots

Neuer pharmakogenetischer Test in niederländischen Apotheken

Remagen - 30.09.2019, 10:14 Uhr

In einigen niederländischen Alphega- (vormals Vivesco) und Boots-Apotheken gibt es ab Oktober einen neuen pharmakogenetischen Test . (s / Foto: imago images / ZUMA Press)

In einigen niederländischen Alphega- (vormals Vivesco) und Boots-Apotheken gibt es ab Oktober einen neuen pharmakogenetischen Test . (s / Foto: imago images / ZUMA Press)


Testkits in deutschen Apotheken

*Auch in deutsche Apotheken haben pharmakogenetische Tests bereits Einzug gehalten. Ein Beispiel hierfür ist „Stratipharm“, nach Angaben der dahinterstehenden Akteure ein „gemeinsames Projekt renommierter Pharmazeuten und innovativer Unternehmen“. Das Stratipharm-Testkit, das in Deutschland seit einigen Jahren in bestimmten Apotheken erhältlich ist, wird von der humatrix AG, einem auf die Analyse der menschlichen DNA spezialisiertes Biotechnologie-Unternehmen analysiert. Das Ergebnis der Laboranalyse enthält eine Liste aller Wirkstoffe, für die nach aktuellem Stand der zugrundeliegenden Stratipharm-Datenbank Hinweise und Empfehlungen für die Arzneimitteltherapie verfügbar sind. 

Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet von einem Expertengremium, das sich aus den renommierten Frankfurter Pharmazie-Professoren Theo Dingermann, Manfred Schubert-Zsilavecz und Dieter Steinhilber zusammensetzt. Die einmalige Laboranalyse kostet 195,00 Euro, die direkt in der Apotheke oder Arztpraxis bezahlt werden müssen. Für die   Wirkstoffprüfung fallen jeweils 75,00 Euro oder einmalig 290,00 Euro an.

Kritische Stimmen

Auf der Entwicklung pharmakogenetischer Testungen ruhen zwar große Hoffnungen, jedoch wird dieser Prozess durchaus auch kritisch begleitet. Laut Auffassung des Gen-ethischen Netzwerks mit Sitz in Berlin, nach eigener Beschreibung eine „Gruppe kritischer Wissenschaftler*innen und Aktivist*innen, ist der Nutzen pharmakogenetischer Tests in der klinischen Praxis ist bis heute ungeklärt.

Die klinische Anwendung stecke immer noch in den Anfängen, und für viele der Polymorphismen, die in der öffentlichen und fachöffentlichen Diskussion eine zentrale Rolle spielten, hätten sich pharmakogenetische Tests bislang kaum in der Praxis durchgesetzt, gibt das Netzwerk zu bedenken. Auch sei der Nachweis der klinischen Relevanz des Modells in der Regel bis heute nicht erbracht. Mit einer breiten Einführung pharmakogenetischer Tests für viele oder gar die Mehrzahl aller Medikamente rechnet das Gen-ethische Netzwerk auch längerfristig nicht. Von Seiten der Hersteller werde im Übrigen darauf gedrängt, pharmakogenetische Merkmale nicht als Ausschlusskriterium bei Arzneitherapien festzulegen und den Ärzten im Rahmen ihrer Therapiefreiheit einen Ermessensspielraum zu lassen. Weiterhin seien die Ärzte derzeit mehrheitlich fachlich nicht auf eine sachgerechte Anwendung pharmakogenetischer Tests und die daraus resultierenden Informationen vorbereitet, so die Vermutung des Netzwerks. Auch seien Computerprogramme, die derzeit zur Unterstützung bei Therapieentscheidungen diskutiert würden, bislang nicht systematisch validiert.

Weitere Hintergrundinformationen zu dem Thema finden sich unter anderem in dem Ergebnisbericht eines vom Bildungsministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekts aus dem Jahr 2004 sowie in einem aktuelleren Positionspapier des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa).

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**Hinweis der Redaktion: Wir haben den Text mit neuen Informationen zu den Testkits in deutschen Apotheken angereichert. (Stand: 02.10.2019, 09:20 Uhr)



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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