Deutscher Hausärztetag

Hausärzte lobbyieren gegen Apotheken-Impfungen und Dauerverordnungen

Berlin - 30.09.2019, 14:45 Uhr

Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, will sich gegen Grippeschutzimpfungen und Dauerverordnungen in der Apotheke einsetzen. (Foto: DHÄV)

Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, will sich gegen Grippeschutzimpfungen und Dauerverordnungen in der Apotheke einsetzen. (Foto: DHÄV)


Zeitgleich zum Deutschen Apothekertag fand in der vergangenen Woche in Berlin der Deutsche Hausärztetag statt. Wieder einmal haben sich die Hausärzte auch mit apothekenpolitischen Themen befasst. In einem Beschluss sprechen sie sich gegen die geplanten Dauerverordnungen aus. Der wiedergewählte Verbandschef Dr. Ulrich Weigeldt erklärte zudem, sich intensiv gegen die geplanten Modellvorhaben zu Apotheken-Impfungen einzusetzen. Seiner Meinung nach dienten die Impfungen nur dazu, den Apothekern das Rx-Versandverbot abzukaufen.

Ziemlich genau vor einem Jahr entbrannte zwischen den Ärzten und Apothekern ein alt bekannter Konflikt. Grund dafür war eine Aussage von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, der auf dem Deutschen Apothekertag 2018 erste Grundideen seiner Apothekenreform vorstellte. Spahn sagte damals, dass er es sich vorstellen könne, dass auch Apotheker impfen. Obwohl die Apotheker zunächst selbst nicht wirklich begeistert waren, weil sie kein neues Kompetenzgerangel mit den Ärzten wollten, hielt der Minister Wort und legte einen Gesetzentwurf vor, in dem Modellvorhaben zu Grippeschutzimpfungen in Apotheken enthalten sind. (Details zu der geplanten Regelung erfahren Sie hier.)

Die Antwort der Mediziner ließ nicht lange auf sich warten: Dr. Ulrich Weigeldt, Chef des Deutschen Hausärzteverbandes, forderte im Umkehrschluss das Dispensierrecht für Mediziner. Bislang hatten die Ärzte aber wenig politischen Erfolg: Das Apotheken-Stärkungsgesetz wurde inzwischen vom Bundeskabinett beschlossen (samt Modellvorhaben) und die Apotheker stehen selbstbewusst zu der neuen Leistung: Auf der diesjährigen Expopharm erklärte DAV-Chef Fritz Becker: „Wir Apotheker sind bereit und nehmen diese Herausforderung an! Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen, dass die Impfquoten durch ein zusätzliches niedrigschwelliges Impf-Angebot in den Apotheken steigen. Wir erreichen dadurch Menschen, denen der Weg in die Arztpraxis zu umständlich oder zu zeitintensiv wäre. Das Ziel kann nur sein, ein zu der Grippeschutzimpfung in den Arztpraxen ergänzendes Angebot zu schaffen.“

Weigeldt: Wir können das nicht akzeptieren!

Doch die Hausärzte geben sich noch nicht geschlagen. In der vergangenen Woche fand in Berlin der Deutsche Hausärztetag statt. In seiner Rede erklärte der inzwischen als Bundesvorsitzender wiedergewählte Weigeldt, dass er sich weiterhin gegen Apotheken-Impfungen einsetzen werde. „Das ist eine Überschreitung der Heilberufsgrenzen, die absolut nicht hinnehmbar ist. Hier werden wir weiterhin intervenieren, auf Bundesebene, aber auch in den Ländern!“, so der Hausärzte-Chef. Interessant ist auch, wie sich Weigeldt die Genese der Impfregelung in der Apothekenreform erklärt. Weigeldt wörtlich:


Auch den Apothekerverbänden ist klar, dass wir das nicht akzeptieren können. Die ABDA wird die Impfung durch Apotheker nicht propagieren. Sie sehen das auch als einen Versuch, ihnen den Wunsch nachdem Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Medikamenten abzukaufen. Wir werden darauf ein Auge haben, das ist sicher.“

Ulrich Weigeldt


Hausärzte gegen Dauerverordnungen

Doch es gibt noch eine weitere Regelung im Apotheken-Stärkungsgesetz, die die Hausärzte verärgert. Es geht um die im Entwurf vorgesehenen Dauerverordnungen, die künftig einmal in der Praxis ausgestellt und dann mehrfach in der Apotheke beliefert werden können. Konkret sollen Ärzte laut Entwurf bei chronisch kranken Patienten Dauerverordnungen ausstellen können, die maximal bis zu viermal und höchstens ein Jahr lang beliefert werden können.

Für die Arzneisicherheit sei eine engmaschige Betreuung der Patienten wichtig, heißt es in einem Antrag, den die Delegierten des 40. Deutschen Hausärztetags am vergangenen Donnerstag in Berlin beschlossen haben. Darüber berichtet die „Ärzte Zeitung“ derzeit. Dem Bericht zufolge gaben Delegierte auf dem Hausärztetag zu bedenken, dass vor allem in Städten die Patienten entsprechend Druck aufbauen könnten: Würden Praxen trotz expliziten Wunsch keine Dauerrezepte ausstellen, würden die Patienten einfach den Arzt wechseln, heißt es.

Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatte in ihrer Stellungnahme zur Apothekenreform gegen die Impfungen und die Dauerverordnungen protestiert. Man befürchtet, dass Patienten diese Möglichkeit aktiv ansprechen und einfordern werden. Zudem fürchten die Kassenärzte Regresse. Der Vertragsarzt könne nämlich zum Zeitpunkt der Ausstellung einer Dauerverordnung nicht wissen, ob ein Leistungsanspruch über die gesamte Laufzeit tatsächlich bestehe oder ob der Versicherte in diesem Zeitraum beispielsweise einen längeren Auslandsaufenthalt plane, führt die KBV aus und verweist dabei auf das Ruhen des Anspruchs auf GKV-Leistungen bei Auslandsaufenthalten. 



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


Diesen Artikel teilen:


5 Kommentare

Ich wills nicht haben.

von Rainer W. am 01.10.2019 um 14:58 Uhr

Während die Ärzte tausende im Monat mit den Impfungen verdienen können wir - egal wie viele Spritzen wir verkaufen und wieviel finanzielle Vorleistung wir erbringen maximal 75€ abrechnen.

Bei diesem "Verhandlungsgeschick" des DAV kann ich aufs Impfen gut verzichten.

An sonsten sollen die Ärzte doch trotzdem ihre 16€ pro Quartal bekommen auch wenn die Patienten bei uns die Folgemedikation holen...

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Mehr Ehrlichkeit

von Stefan Haydn am 01.10.2019 um 13:50 Uhr

würde auch den Hausärzten gut stehen.
Bei den Dauer/Folgeversorgungsrezepten hat man doch nur Angst um die 16€ pro Quartal die für das Patientengespräch anfallen. Egal ob das Rezept nur abgeholt wird oder tatsächlich ein Arztgespräch statt fand.
Da werden die Ärzte doch sicher eine Lösung mit den Krankenkassen finden, dass dieser Betrag auch weiterhin gezahlt wird.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Impfung in Praxen besser als in der Apotheke ?

von Olibanum am 01.10.2019 um 12:40 Uhr

Ich kann ehrlich gesagt nicht verstehen, weshalb Apotheker nicht impfen sollten. Dies ist schließlich leicht erlernbar und würde die Impfquote vermutlich verbessern. Ich kann auch nicht verstehen, weshalb sich die Ärzte so sehr an die Impfung klammern. In den Praxen, in denen ich bisher geimpft wurde, wurde die Impfung ohnehin nie vom Arzt, sondern immer von der Sprechstundenhilfe verabreicht. Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, daß das Apotheker schlechter machen würden als Sprechstundenhilfen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Impfung in Praxen besser als in der

von Anonym am 01.10.2019 um 13:04 Uhr

Tja aber Herr Dr möchte doch nicht seine Einnahmequellen teilen. Wie ich letztens zu Augen bekommen habe bekommen Ärzte für eine monatliche Anzahl an Impfungen nochmals einen extra Bonus von 6500 -8500€ . Also wer würde sich nicht auf die Barrikaden stellen ;-)

Apothekenimpfungen.

von Roland Mückschel am 30.09.2019 um 15:34 Uhr

Sehr geehrter Herr Weigeldt!
DIE APOTHEKER wollen keine Impfungen durchführen.
Das wollen nur wenige mit fetten Apotheken die an
Profilneurose leiden. Das weiss Spahn und benützt diese
Abgehobenen um einen Keil zwischen unsere Berufsstände
zu treiben.
Wir haben ganz andere Probleme.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Das Kommentieren ist aktuell nicht möglich.