Sport statt Pharmaziestudium

Doreen Luther - Von der Apotheke in die Volleyball-Bundesliga

Düsseldorf - 30.09.2019, 17:45 Uhr

Die PTA Doreen Luther spielt beim USC Münster Volleyball in der Bundesliga und will später Pharmazie studieren. (Foto: privat)

Die PTA Doreen Luther spielt beim USC Münster Volleyball in der Bundesliga und will später Pharmazie studieren. (Foto: privat)


Seit diesem Jahr spielt die gelernte Pharmazeutisch-Technische Angestellte beim USC Münster als Mittelblockerin. Der Wechsel in die Volleyball-Bundesliga kam für die 22-Jährige überraschend. Eigentlich wollte sie mit dem Pharmazie-Studium beginnen. Wir haben ihr Fragen über den Sport und die Apotheke gestellt.

Doreen Luther spielt seit diesem Jahr beim Volleyball-Bundesligisten USC Münster. Zuvor war sie drei Jahre lang in der dritten Liga beim ASV Senden aktiv – neben Ausbildung und Arbeit in der Apotheke. Die 22 Jahre alte PTA hatte eigentlich in diesem Jahr ein Pharmazie-Studium beginnen wollen – das hat sie nun erst einmal hintenangestellt und musste dabei zwischen Sport und der Leidenschaft für Pharmazie wählen. Wir haben sie gefragt wie sie Sport und Apotheke in Zukunft verbinden will.

DAZ online: Volleyball ist ja bereits lange ihre Leidenschaft. Nun sind Sie aus der Dritten Liga zum USC Münster in die Bundesliga gewechselt. Wie sehr hatten Sie sich vorstellen können, nun erst einmal Profisportlerin zu sein, statt in der Apotheke zu arbeiten?

Doreen Luther: Ich hatte nicht wirklich großartig Zeit, über die Situation nachzudenken. Ursprünglich war mein Plan, im Oktober diesen Jahres das Studium zu beginnen. Meine Bewerbung fürs Wintersemester 2019 hatte ich bereits losgeschickt. Und da meine Laufbahn in Senden endete, sowohl bedingt durch die Mannschaftsauflösung als auch durch den Weggang meines Trainers, entschied ich mich für eine kleine sportliche Pause –bis dann das Angebot vom USC kam. Die nächsten fünf Wochen waren dann sehr stressig für mich, da ich zu diesem Zeitpunkt in zwei Apotheken beschäftigt war und noch zuhause wohnte.

Aber das Schlimmste für mich war tatsächlich die Entscheidung zwischen meiner Leidenschaft zum Sport und meinem größten Wunsch Pharmazie zu studieren. Natürlich hab ich spekuliert, ob beides zum gleichen Zeitpunkt möglich sei – aber realistisch betrachtet war es unmöglich. Abgesehen von den fixen Vorlesungs- und Laborzeiten, scheiterte es auch an der Tatsache, dass beide Projekte absolute Fulltime-Jobs sind – und ich kann mich nicht zweispalten.

Nichtsdesotrotz war ich einerseits traurig, das Studium noch einmal hinten anzuschließen (besonders, nachdem ich im August die lang ersehnte Zusage erhalten hab), aber andererseits weiß ich, dass ich die richtige Entscheidung in der richtigen Reihenfolge getroffen hab – denn nach dem Studium werde ich nicht noch einmal die Gelegenheit bekommen, mein Hobby zum Beruf zu machen. Aber andersherum kann ich nach der sportlichen Karriere immer noch studieren.

DAZ online: Sie haben jetzt ja sozusagen die Apotheke mit der Sporthalle als Arbeitsplatz getauscht. Als gelernte PTA, wie sehr vermissen Sie die Apotheke?

Luther: Vermissen muss ich die Apotheke nicht. Denn zweimal die Woche fahre ich noch nach Lüdinghausen zu meiner „alten“ Arbeitsstelle und unterstütze meine Kollegen für ein paar Stunden. Das mach ich unter anderem aus finanziellen Gründen, aber auch um nicht die Routine zu verlieren. Außerdem hab ich meine Kollegen sehr ins Herz geschlossen und freue mich jedes Mal, sie wiederzusehen.

Was haben der Profisport und die Apotheke gemeinsam?

DAZ online: Was sind ihre Ziele für die nächste Zukunft? Was wollen Sie sportlich erreichen, was noch beruflich?

Luther: Meine Ziele sind recht klar. Sportlich wünsche ich mir eine kontinuierliche Verbesserung meiner Fähigkeiten. Dabei geht's mir nicht hauptsächlich nur um möglichst viel Spielzeit, sondern auch um Sicherheit auf dem Spielfeld. Denn je größer mein Lernfortschritt in Bezug auf Technik und Spielverständnis ist, desto mehr wächst das eigene Selbstvertrauen. Ich möchte zeigen, was man mit viel Engagement, Fleiß und Ehrgeiz erreichen kann.

Dazu muss man nicht unbedingt in Vereinen aufwachsen, die speziell Talente fördern. Natürlich gehört dazu auch ein kleines Quäntchen Glück, aber jeder ist selbst für sein Schicksal verantwortlich. Und ich bin froh, dass ich den Mut hatte, die notwendigen Schritte zu gehen.

Beruflich strebe ich in absehbarer Zeit das Studium an. In den letzten Jahren hatte ich dies bezüglich nicht viel Glück, da ich zu Schulzeiten nicht viel Wert auf die Lernerei gelegt hab. Ich kann mich nicht über meinen NC beklagen, aber er entsprach nicht den Kriterien der Hochschulen. Um Wartesemester zu sammeln, habe ich die Ausbildung abgeschlossen und praktische Erfahrungen in Apotheken gesammelt.

Aber bis zu diesem Semester wurde mir das Studium leider immer verwehrt. Aber ich bin zuversichtlich, dass es beim nächsten Mal wieder funktioniert. Wenn das Studium erfolgreich absolviert ist, träume ich aktuell von einer Teilzeitbeschäftigung an meiner alten PTA-Schule und parallel in einer öffentlichen Apotheke.

Luther: Als Approbierte habe ich mehr Möglichkeiten

DAZ online: Sie wollen später Pharmazie studieren, was reizt Sie an dem Studium und dem Beruf des Apothekers?

Luther: Studieren möchte ich aus dem Grund, weil ich mich nach der Ausbildung noch nicht „ausgelernt“ gefühlt habe. Für mich war die Ausbildung einer der schönsten Zeiten, die ich bisher hatte. Aber ich weiß, dass die Pharmazie noch sehr viel tiefgründiger ist. Und das Wissen möchte ich gerne erlangen.

Zudem hat man als Approbierte noch mehr Möglichkeiten – und zwei davon strebe ich an: die Erlaubnis zu Unterrichten und die Möglichkeit, Verantwortung zu übernehmen.

DAZ online: Wenn Sie ihren Sport Volleyball mal mit ihrem erlernten Beruf vergleichen – was gibt es vielleicht im Sport, was Ihnen in der Apotheke hilft und umgekehrt? Gibt es Parallelen?

Luther: Was mir sofort in der Halle aufgefallen ist, dass ich durch meinen Beruf und besonders die Tätigkeit in der öffentlichen Apotheke erlernt habe, geduldig zu sein, Durchhaltevermögen zu beweisen, und Frustration nicht zu sehr an sich ranzulassen.

Denn was beide Jobs mit sich tragen ist sehr viel Kritik, mit der man gut umgehen muss. Und das meistere ich soweit gut. Außerdem ist das Talent eines guten Pharmazeuten der Sinn für Organisation und Struktur. Und auch das hilft mir aktuell sehr weiter, da ich viele Termine unter einen Hut bekommen muss.



Volker Budinger, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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