CHMP-Empfehlung

Schwangere MS-Patientinnen dürfen Interferon beta erhalten

Stuttgart - 24.09.2019, 14:00 Uhr

Der CHMP gibt Entwarnung für Interferon beta in der MS-Behandlung von schwangeren Frauen. Die Zulassung interferonhaltiger Arzneimittel erweitert sich, auch in der Stillzeit scheint Interferon beta unproblematisch zu sein. (m / Foto: Günter Menzl / stock.adobe.com)

Der CHMP gibt Entwarnung für Interferon beta in der MS-Behandlung von schwangeren Frauen. Die Zulassung interferonhaltiger Arzneimittel erweitert sich, auch in der Stillzeit scheint Interferon beta unproblematisch zu sein. (m / Foto: Günter Menzl / stock.adobe.com)


Was sagt Embryotox zu Interferon in der Schwangerschaft?

Laut Embryotox, dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie der Charité-Universitätsmedizin Berlin, ist der Erfahrungsumfang für Interferon beta-1a und 1b in der Schwangerschaft „hoch“. Aufgrund der hohen molaren Masse ist ein nennenswerter diaplazentarer Übergang unwahrscheinlich. Bei mehr als 1.000 exponierten Schwangeren ließ sich bislang keine Teratogenität erkennen. Insgesamt gibt es nach Auskunft von Embryotox mehr Daten zur Anwendung von Interferon beta im ersten Trimenon als für das zweite und dritte Schwangerschaftsdrittel, da nach Feststellen einer Schwangerschaft die Interferon-beta-Therapie häufig beendet wurde. Es gebe doch bislang keinen Anhalt für fetotoxische oder entwicklungstoxische Effekt, es werde diskutiert, ob Interferon zu einem geringeren Geburtsgewicht des Säuglings führen könne. Hier müsse jedoch die mütterliche Erkrankung als Einflussfaktor mitberücksichtigt werden, heißt es auf der Seite von Embryotox. Die Experten an der Berliner Charité kommen zu dem Schluss, dass das kindliche Geburtsgewicht im „normalen Rahmen“ ist.

„Interferon beta-1a/1b darf in der Schwangerschaft angewendet werden“. Da die Krankheitsaktivität meistens im Laufe der Schwangerschaft, insbesondere im dritten Trimenon, abnimmt, sei es in der Regel zu vertreten, mit der Behandlung zu pausieren. Sollte eine durchgängige Therapie erforderlich sein, sei diese während der gesamten Schwangerschaft akzeptabel.

Stillen unter Interferon

Auch für die Stillzeit gibt Embryotox Entwarnung: Die orale Bioverfügbarkeit stufen die Experten als „minimal“ ein, klinische Symptome seien bei gestillten Kindern bisher nicht aufgetreten und aufgrund der Pharmakokinetik auch nicht zu erwarten. Embryotox sieht daher keine Einschränkung fürs Stillen unter Interferon beta: „Unter Interferon beta-1a/1b kann uneingeschränkt gestillt werden“, lautet die Empfehlung auf der Homepage.

Zu dieser Einschätzung kommt wohl auch der CHMP, denn die nun aktualisierte Zulassungsempfehlung sieht auch die fortgesetzte Anwendung von Rebif® während der Stillzeit vor. Gemäß des neuen Zulassungswortlauts sind die in die Muttermilch abgegebenen Interferon-beta-Konzentrationen zu vernachlässigen, sodass keine gesundheitsschädlichen Wirkungen auf den gestillten Säugling erwartet würden. Interferon beta kann daher in der Stillzeit genutzt werden.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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