Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

22.09.2019, 07:59 Uhr

Ich sag's Dir, mein liebes Tagebuch, bis wir Apothekers unsere kleine Honorarerhöhung bekommen, bleibt es spannend bis zum Schluss. (Foto: Andi Dalferth)

Ich sag's Dir, mein liebes Tagebuch, bis wir Apothekers unsere kleine Honorarerhöhung bekommen, bleibt es spannend bis zum Schluss. (Foto: Andi Dalferth)


18. September 2019 

Immer wieder schön, immer wieder nett: Gesundheitspolitiker verschiedener Bundesländer melden sich zu Wort, um für das Rx-Versandverbot zu werben, ja, um es als unverzichtbar herauszustellen. In dieser Woche: Brandenburgs Gesundheitsministerin Susanna Karawanskij (Die Linke), sie fordert „ein deutlicheres Bekenntnis zum Verbot des Versandhandels mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln“. Denn: „Verschreibungspflichtige Medikamente eignen sich einfach nicht für die Schnäppchenjagd im Internet. Im Mittelpunkt muss immer das Patientenwohl stehen. Und das gewährleisten die Vor-Ort-Apotheken mit ihrer kompetenten Beratung am besten.“ Danke für die Unterstützung, Frau Karawanskij. Allein, auch hier: Gut gemeint, aber fürs RxVV wird auch das nicht reichen. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, dass sich das RxVV im Plenum des Bundesrats durchsetzen wird - es müssten alle Länder einheitlich abstimmen. Mein liebes Tagebuch, soviel Einigkeit wird’s im Bundesrat nicht geben, wenn man an die Länder denkt, in denen die FDP- oder die Grünen mitregieren. Was die Apothekenreform insgesamt betrifft, so sieht die brandenburgische Gesundheitsministerin auch hier viele positive Ansätze, die Vor-Ort-Apotheken zu stärken. Als besondere Pluspunkte sieht sie beispielsweise die pharmazeutischen Dienstleistungen, das Modell Grippeschutzimpfungen und die Neuregelungen zum Botendienst.

 

Wieder ein Schrittchen weiter zum E-Rezept: Der Deutsche Apothekerverband (DAV) soll eine neue gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) gründen für den Betrieb der WebApp fürs E-Rezept – das hat die Mitgliederversammlung des DAV beschlossen. Sinn dieser gGmbH ist es, die WebApp so zu betreiben, dass der Transportweg des E-Rezeptes diskriminierungs-, werbe- und kostenfrei bleibt. Da die gGmbH die Gemeinnützigkeit erfüllt, werden Gewinne nur für den angegebenen gemeinnützigen Zweck verwendet. Die WebApp soll Ende dieses oder Anfang des nächsten Jahres online gehen. Mehr als 10.000 Apotheken haben sich bereits registriert. Mein liebes Tagebuch, liest sich vernünftig und richtig. Ein Wettstreit von Apps bringt hier nichts, eine bundeseinheitliche und übersichtlich Lösung stellt die Patientensouveränität und den Datenschutz sicher. So, und nun muss es rasch weitergehen. Wann die gGmbH ihre Arbeit aufnimmt, war noch nicht zu erfahren.

 

Bei der PTA-Ausbildungsreform knirscht es noch zwischen BMG und ABDA. Zwar ist man sich herzenseinig, dass die Ausbildung nicht auf drei Jahre verlängert werden soll, was die Apothekengewerkschaft Adexa und der PTA-Berufsverband BVpta schmerzlich beklagen. Dagegen dürfte es im Gegenzug Adexa und BVpta freuen, dass das BMG den PTA mehr Kompetenzen geben will: Unter bestimmten Voraussetzungen sollen PTA auch unbeaufsichtigt bestimmte pharmazeutische Tätigkeiten durchführen dürfen. PTA sollen z. B. auch Verschreibungen „in eigener Verantwortung“ abzeichnen dürfen, ohne sie dem Apotheker vorgelegt zu haben. Oje, die ABDA jammert da schon rum, das ginge ja gar nicht. Und ups, mein liebes Tagebuch, auch so mancher traditioneller Apotheker schluckt da erstmal. Vermutlich sieht man da schon so manche PTA kompetenzmäßig dem Apotheker auf die Pelle zu rücken. Aber gemacht, mein liebes Tagebuch, liest man sich die Anforderungen durch, die die Reform an die PTA stellt, die das dürfen soll, und steht man dem normalen Apothekenalltag realistisch gegenüber, dann kann man durchaus geneigt sein, das eine gute PTA das dürfen soll. Die ABDA will da aber nicht mitziehen „aus Gründen der Arzneimitteltherapiesicherheit und damit der Patientensicherheit“. Aber vermutlich spürt sie, dass Spahn das durchsetzen will und lenkt ein: Sollte der Gesetzgeber nicht umzustimmen sein, so müsse es zumindest zusätzliche Ausnahmen für den Aufsichtsverzicht geben. Und lässt einige Arzneimittelgruppen wissen, die eine PTA nicht unbeaufsichtigt abgeben dürfe. Mein liebes Tagebuch, liest man sich diese Auflistung durch, kann man einen Haken dran machen – das wäre in der Tat ein vernünftiger Kompromiss.



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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14 Kommentare

RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 22.09.2019 um 12:12 Uhr

Wer für so einen katastrophalen Rahmenvertrag 5 Jahre Verhandlung braucht, kann man von ihm keine ordentliche Lobbyismus gegenüber Spahn erwarten. Schmidt, Becker und Co, stecken alle unter eine Decke und loben sich gegenseitig für ihre Misserfolg.

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Unschuldig

von Bernd jas am 22.09.2019 um 11:35 Uhr

Drei mal?! .....das war ich nicht. Ö

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AW: Unschuldig

von DAZ.online am 22.09.2019 um 14:31 Uhr

Lieber Herr Jas,
wissen wir. Ist irgendeine Macke im System. Wir haben einfach zwei gelöscht.
Schönen Sonntag noch
Ihre DAZ.online-Redaktion

Europarecht nur da wo abkassiert werden kann

von Bernd Jas am 22.09.2019 um 11:32 Uhr

Nää, Her Ditzel is´et nicht wigger schöön heut Morjen?

Versuchen Sie doch mal ungeschoren davon zu kommen, wenn sie in unseren Nachbarländern falsch parken oder mit 180 km/h auf der niederländischen Autobahn in eine Radarfalle rauschen, das scheppert ordentlich ... und zwar kurze Zeit später in Ihrem Briefkasten in Form eines schwergewichtigen Bußgeldbescheides. Da funktioniert der Vollzug und greift das EU-Recht in unsere Taschen. Nur wenn es auf höheren Ebenen bewegt, so dass sich die die Behörden miteinander auseinander setzen müssen, ist schweigen im Walde.
"Und wer ist für den Versender in den Niederlande zuständig? Die deutsche Kammer und die deutschen Behörden jedenfalls nicht…"
Diese Frage wird wohl ewig offen bleiben.

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Quadratur des Kreises oder Danaergeschenk ...

von Christian Timme am 22.09.2019 um 9:33 Uhr

Wer solche „Helferleins“ hat ... braucht keine Feinde mehr. Die „rote Handgranate“ liegt auf dem HV, natürlich auf Rezept mit Beipackzettel, „Zur Einnahme bitte hier und jetzt ziehen ...“

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Schmidt

von Conny am 22.09.2019 um 9:23 Uhr

Witzig ist auch das Herr Schmidt bei der Anfangspressekonferenz in Abu Dhabi weilt. Mehr kann man seine Verachtung gegenüber den Vorortapotheken nicht zeigen. Rücktritt !

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Falsch

von Anita Peter am 22.09.2019 um 8:33 Uhr

"Das hätte es nur mit dem Rx-Versandverbot gegeben. Aber davon hält unser Bundesgesundheitsminister nichts, dem gab er keine Chancen"

Liebes Tagebuch, auch wenn Du es jede Woche wiederholst, es bleibt falsch. Spahn hat angeboten das RXVV umzusetzen, dafür hätte er aber keine Kraft für andere Dinge.
Zuallererst hätte das RXVV kommen müssen. Dann der Rest.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Falsch

von Karl Friedrich Müller am 22.09.2019 um 8:51 Uhr

Das war reine Erpressung der ABDA. Heißt übersetzt: entweder RxVV und euer Liebling, Dienstleistungen, ist gestorben. Oder eben „bezahlte“ Dienstleistungen. (Wobei nicht erwähnt wurde, dass man nicht daran denkt, sie auch angemessen zu bezahlen. Das Defizit war von beiden Seiten eingeplant)

Boniverbot mit Dienstleistungen

von Ulrich Ströh am 22.09.2019 um 8:33 Uhr

Ein kommendes Rx -Boniverbot im SGB V wird juristisch 1000 Tage nicht überleben.

Dafür sich undefinierte ,minderhonorierte’ pharmazeutische Dienstleistungen hereinzuholen, kann man machen.

Wird allerdings der jüngeren Generation von Apothekern zukünftig als Rechnung präsentiert werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Boniverbot mit Dienstleistungen

von Anita Peter am 22.09.2019 um 8:42 Uhr

Lieber Herr Ströh, so sieht es aus. Für die untere Hälfte der Vor Ort Apos ist der Zug abgefahren. Ich denke, dass war das Thema der "Geheimverhandlungen".

AW: Boniverbot mit Dienstleistungen

von Dirk Krüger am 23.09.2019 um 8:32 Uhr

Lieber Herr Ströh,

in Ihrem vorigen Kommentar schrieben Sie in einem schönen maritimen Bild ( wir beide leben im "Land zwischen den Meeren " ) davon, "das Schiff sei aus dem Hafen".
Ich ergänze: der Kapitän heißt Jens Spahn, der Heizer Friedemann Schmidt und das Schiff heißt "Titanic" . Dieser Kapitän steuert es ( im Wissen um seinen Kurs, vielleicht sogar absichtlich ?) auf den Eisberg EuGH zu. Es wird viele Opfer geben ...

Digitalisierung

von Karl Friedrich Müller am 22.09.2019 um 8:31 Uhr

Hilfreich wäre es, wenn nicht jeder mit einer eigenen Plattform, App, Konnektor und was weiß ich an käme.
Ein furchtbares Durcheinander für uns und den möglichen Kunden.
Die Apotheken vor Ort sollten ein gemeinsames Auftreten haben, ein Ding für alle. Ich will auch mich nicht bei zig Anbietern anmelden und bezahlen müssen. Ich will nicht unter 1000 Möglichkeiten für meine Hard und Software auswählen müssen, um dann doch die schlechteste Möglichkeut zu erwischen. Als Laie weiß ich überhaupt nicht, was mir angeboten wird. So lese ich im Netz, dass ausgerechnet CGM teuren und veralteten Elektroschrott verkauft und installiert hat. Es kotzt mich an.
2013: Westerwelle: wir verstehen uns ausschließlich als Dienstleister der Industrie.
So noch Fragen? Warum des kein RxVV gibt? Warum alles gegen Patienten, Beitragszahler, Leistungsanbieter läuft?
Weil sich die Haltung der Regierung nicht geändert hat. Siehe auch „Klimapakt“. Man will die Industrie schonen und gaukelt Maßnahmen vor, Will die Öffentlichkeit verschaukeln. Nur funktioniert das nicht mehr, jedenfalls nicht beim Klima, im Gesundheitswesen schon.
Spahn verkauft uns alle aus Eigennutz. Nicht nur er, die ganze Berliner Regierung. Einträchtig mit der SPD.

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: Digitalisierung

von Felix Maertin am 22.09.2019 um 15:34 Uhr

Amen!

AW: Digitalisierung und andere Bauernfängerei

von Bernd Jas am 22.09.2019 um 16:01 Uhr

Genau so ist es, Sie haben es verstanden Herr Müller.
So z.B. auch die Lebensmittelindustrie. Was Glauben sie, was die grünen und roten Schnipseln in den glibberigen Salatsaucen aus den Supermärkten sind?
Auch hier gib´s Schrott en masse in Form von Gurken- und Tomatenschalen.
Eigennutz und Selbstgefälligkeit im Gegensatz zur Verantwortung und Schutz gegenüber den Bürgern und Patienten ist halt wesentlich leichter zu bewerkstelligen.

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