Rx-Boni-Verbot

Noweda-Chef Kuck warnt die Bundesländer vor Spahns Apothekengesetz

Berlin - 20.09.2019, 10:30 Uhr

Noweda-Chef Michael P. Kuck warnt die Bundesländer vor dem Apotheken-Stärkungsgesetz und empfiehlt das Rx-Versandverbot. (Foto: Noweda)

Noweda-Chef Michael P. Kuck warnt die Bundesländer vor dem Apotheken-Stärkungsgesetz und empfiehlt das Rx-Versandverbot. (Foto: Noweda)


Zur Stunde tagt in Berlin der Bundesrat. Auf der Tagesordnung steht die von der Bundesregierung beschlossene Apothekenreform. Was das Apotheken-Stärkungsgesetz betrifft, empfiehlt der Gesundheitsausschuss des Bundesrates dem Plenum, das Rx-Versandverbot einzufordern. Noweda-Chef Michael P. Kuck hat nun einen Brief an die Ministerpräsident/-innen und Gesundheitspolitiker/-innen der Bundesländer geschrieben, in dem er vor den Auswirkungen des Apotheken-Stärkungsgesetzes warnt.

Das Apotheken-Stärkungsgesetz ist am heutigen Freitag zur ersten Beratung im Bundesrat. Die Länderkammer hat hier begrenzte Einspruchsrechte: Sie können eine Stellungnahme an die Bundesregierung senden, verhindern können sie das Gesetz allerdings nicht. Der Gesundheitsausschuss des Bundesrates, in dem die Gesundheitsminister der Länder zusammenkommen, hatte weitreichende Änderungen am Gesetz vorgeschlagen. Unter anderem finden die Länderexperten, dass das von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplante Rx-Boni-Verbot im SGB V juristisch unsicher ist. Vielmehr empfehlen sie das Rx-Versandverbot, weil dies verfassungs- und europarechtlich machbar wäre.

Kuck: Die Reform wird die Versorgung nachhaltig beeinflussen

Noweda-Chef Michael P. Kuck unterstützt die Gesundheitsminister/-innen der Länder in dieser Forderung. Vor einigen Tagen schrieb er einen Brief an alle Bundesländer, in dem er davor warnt, dass die Spahn’sche Reform „die flächendeckende Versorgung mit Arzneimitteln in Deutschland nachhaltig beeinflussen wird“. Denn insbesondere der „Wegfall der Preisbindung für die großen Arzneimittelversender aus dem Ausland schafft nicht nachvollziehbare, unfaire Wettbewerbsbedingungen zum Nachteil der Vor-Ort-Apotheken und damit zum Nachteil der Menschen, die auf die kompetente, beratungsintensive und individuelle Versorgung in ihrem Umfeld dringend angewiesen sind“, so Kuck.

Der Noweda-Chef bezieht sich hier auf das für das SGB V geplante Rx-Boni-Verbot. Beschließt der Bundestag diese Regelung, würde die Rx-Preisbindung nicht mehr für PKV-, sondern nur noch für GKV-Versicherte gelten, komplett würde sie aber nicht wegfallen. „Damit haben die ausländischen Versender weiterhin die Möglichkeit, den Vor-Ort-Apotheken Umsätze in einem nicht geringen Marktsegment zu entziehen. Abgesehen davon wird der Gedanke eines möglichst gerechten Gesundheitssystems mit Füßen getreten, wenn zukünftig Privatversicherte anders als gesetzlich Versicherte Rabatte und Boni der Großversender einstreichen dürfen."

Kuck: Katastrophale Folgen für die Versorgung

Schon heute sei absehbar, dass die Spahn’sche Regelung nicht zu halten sein werde. „Mit den entsprechenden katastrophalen Folgen für die Versorgung der Bevölkerung durch Vor-Ort-Apotheken“, so Kuck. Deswegen sei das Rx-Versandverbot „die einzige wirkungsvolle Maßnahme, um auch in Zukunft die flächendeckende und beratungsintensive Arzneimittelversorgung vor Ort und rund um die Uhr zu gewährleisten“. Die Noweda setzt sich seit dem EuGH-Urteil zur Rx-Preisbindung (2016) vehement für ein solches Verbot ein. Gemeinsam mit dem Deutschen Apotheker Verlag hatte die Apotheker-Genossenschaft beispielsweise ein Gutachten zum Rx-Versandverbot in Auftrag gegeben.

Kuck dazu in seinem Brief: „Ein Rx-Versandhandelsverbot würde unsere funktionierende Arzneimittelversorgung zukunftssicher machen und vor potenten Investoren schützen, denen die soziale Verantwortung unseres heutigen Systems der inhabergeführten Vor-Ort-Apotheken fremd ist und die mit aller Macht die bestehenden Strukturen zerschlagen wollen, um eigene wirtschaftliche Interessen zu bedienen.“

Dass die Bevölkerung den Versandhandel wolle, ist ein Argument, das der Noweda-Chef nicht zulassen will. „Im Gegenteil: Mehr als 400.000 Menschen unterzeichneten jüngst die von dem Pharmaziestudenten Benedikt Bühler initiierte und von Noweda und weiteren Unternehmen des pharmazeutischen Großhandels unterstützte E-Petition beim Deutschen Bundestag gegen den Versandhandel mit rezeptpflichtigen Arzneimitteln.“ Kuck bittet die Politiker aus den Bundesländern daher, das Rx-Versandverbot „offensiv einzufordern“.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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6 Kommentare

Genossenschaft

von C M am 20.09.2019 um 14:54 Uhr

Der Laie staunt und der Fachmann wundert sich.

Herr Kuck macht die als Chef der Genossenschaft die Arbeit, die nicht nur die Genossen, sondern alle Apotheker eigentlich von der ABDA erwarten.

Mir zeigt das, dass (für mich) in der genossenschaftlichen Organisation die Zukunft liegt.

Was ich allerdings vermisse sind Wortmeldungen der anderen Großhandlungen. Auch deren Zukunft liegt in der Vor-Ort-Apotheke. Wenn diese verschwindet, verschwindet auch der Großhandel, da brauchen die sich nichts vor zu machen. Die Versender brauchen keine Niederlassungen ....

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Schmidt

von Conny am 20.09.2019 um 13:17 Uhr

Herr Kuck macht die Arbeit von F. Schmidt. Diesem Menschen geht doch die Inhaber-Vorortapotheke am Arsch vorbei. Am Mittwoch bei der Abda Pressekonferenz in Abu Dhabi zuweilen, ist an Instinktlosigkeit nicht zu überbieten.Hier brennt der Baum ! Rücktritt sofort !

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AW: Schmidt

von Pille Palle am 20.09.2019 um 16:38 Uhr

dass uns der Kittel brennt, muss jemand, der trotzdem sein Geld bekommt, nicht wirklich stören...

AW: Brenn der Baum

von Pille Palle am 20.09.2019 um 16:39 Uhr

dass uns der Kittel brennt, braucht jemanden, der sein Geld so oder so bekommt, doch nicht zu stören...

RxVV

von J.M.L. am 20.09.2019 um 12:45 Uhr

Bravo! Ich achte verstärkt darauf, wer uns in der schwierigen Zeit nicht hängen lässt - Daumen hoch Noweda!! So schafft man Vertrauen, herzlichen Dank!

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RX-Versandverbot

von Dr. Radman am 20.09.2019 um 10:43 Uhr

Das nenne ich Engagement. Er macht den Job von der ABDA. Respekt!

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