Welttag der Patientensicherheit

Nebenwirkungen melden – das kann man Patienten mitgeben

Stuttgart - 17.09.2019, 07:00 Uhr

Apotheker sollen Patienten über Nebenwirkungen aufklären und sie ermuntern, dass sie diese melden.(r / Foto: Jacob Lund)

Apotheker sollen Patienten über Nebenwirkungen aufklären und sie ermuntern, dass sie diese melden.(r / Foto: Jacob Lund)


Was ist mit privaten Portalen wie „nebenwirkungen.de“?

Die Meldung wird dann zusammen mit allen Meldungen und verfügbaren Informationen zu dem Arzneimittel/ Impfstoff von Mitarbeitern der Bundesoberbehörden geprüft, um festzustellen, ob die übermittelten Informationen in der Meldung ein neues Risikosignal darstellen. Nach der Bewertung der neuen Informationen und aller verfügbaren Daten aus den wissenschaftlichen Veröffentlichungen können die Bundesoberbehörden gegebenenfalls risikominimierende Maßnahmen anordnen. Das können Änderungen der Packungsbeilage sein, aber auch im schlimmsten Fall der Entzug der Zulassung.

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Der private Anbieter Medikura mit seinem Portal Nebenwirkungen.de fordert ebenfalls Patienten zur Meldung von Nebenwirkungen auf. Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzte (AkdÄ) und die der Deutschen Apotheker (AMK) halten da nichts von. So stößt bei der AkdÄ die Verarbeitung und Vermittlung von sensiblen medizinischen Daten von einzelnen Patienten im Zusammenhang mit der Arzneimittelsicherheit durch ein gewinnorientiertes Unternehmen der Datenverarbeitung auf vehemente Ablehnung. Es sei nicht ersichtlich, welchen Nutzen Medikura zum bestehenden Meldesystem beisteuert. „Die Arzneimittelsicherheit ist ein Anliegen der öffentlichen Gesundheit. Sie sollte in den Händen öffentlicher und nicht gewinnorientierter Organisationen verbleiben“, so die AkdÄ.

Kritik auch von der AMK

Auch die AMK hat sich inzwischen entsprechend positioniert und macht noch einmal ihre Rolle in dem behördlichen System klar: „Als Heilberufler sind Apothekerinnen und Apotheker aufgrund ihrer Berufsordnung verpflichtet, bei der Ermittlung, Erkennung, Erfassung und Weitergabe sowie an der Vorbeugung von Arzneimittelrisiken aktiv mitzuwirken und Arzneimittelrisiken an die AMK zu melden. So ist die Apothekerschaft in das nationale Pharmakovigilanzsystem auch formal eingebunden.“ Die AMK ist davon überzeugt, dass das Geschäftsmodell von Medikura darauf abzielt, die über die Meldeplattform gesammelten Daten gewinnbringend an interessierte Stellen zu verkaufen. Die AMK außerdem weist in ihrer Stellungnahme noch einmal ausdrücklich darauf hin, dass die Nutzung von Nebenwirkungen.de Apotheker nicht von ich ihrer Pflicht entbindet, ihnen bekannt gewordene Risiken unverzüglich an die zuständige Überwachungsbehörde bzw. die AMK zu melden.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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1 Kommentar

nächste Bürokratiestufe

von Hilmar Johnke am 17.09.2019 um 8:47 Uhr

für Apotheken: nachweislich 1 x pro Woche 1 Nebenwirkung gemeldet haben. Sonst gibts Sanktionen bis zum Berufsgericht oder Entzug der Betriebserlaubnis.
Oder?

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