Pharmaziestudierenden-Kolumne

Wir fordern eine Novellierung der Approbationsordnung!  

Kiel - 16.09.2019, 09:45 Uhr

Endlich eine komplett novellierte Approbationsordnung! Niklas Baltz, Beauftragter für Lehre und Studium im BPhD, fordert einen Umbau des Pharmaziestudiums. (Foto: imago images / Döring)

Endlich eine komplett novellierte Approbationsordnung! Niklas Baltz, Beauftragter für Lehre und Studium im BPhD, fordert einen Umbau des Pharmaziestudiums. (Foto: imago images / Döring)


Vergangenen Monat erfuhr die Diskussion um eine Novellierung der Approbationsordnung erneut Aufschwung. Anlass ist der an den Deutschen Apothekertag gestellte Antrag über die Einsetzung einer BMG-Arbeitsgruppe „Apothekerausbildung” zur Erarbeitung von konkreten Novellierungsvorschlägen zur Änderung der Approbationsordnung für Apotheker. Spürbare Veränderungen werden allerdings nur dann kommen, wenn die Approbationsordnung geändert wird, meint Niklas Baltz, Beauftragter für Lehre und Studium des Bundesverbands der Pharmaziestudierenden in Deutschland (BPhD).

Der spannendste Punkt des Pharmaziestudiums und des Apothekerberufes ist für mich, dass das, was ich heute lerne, sich morgen schon wieder komplett geändert haben kann. Auf Grundlage neuer wissenschaftlicher Erkenntnisse wurden in den letzten 25 Jahren durchschnittlich 30 neue Arzneistoffe im Jahr zugelassen. Die Leitlinien werden ständig aktualisiert und enthalten inzwischen Empfehlungen, die meine Vorgänger in ihrem Studium noch als völlig ungeeignete Kombinationen kennengelernt haben. Krankheiten, die man lange für unheilbar hielt, sind mittlerweile behandelbar und die Möglichkeiten könnten sich durch neue Technologien noch deutlich erweitern. 

Wenn man dies bedenkt, so kann man einige Rückschlüsse für das Studium ziehen und Ansprüche an die Ausbildung zukünftiger Apotheker/innen stellen: Das vermittelte Wissen muss in Anlehnung an die aktuellen Anforderungen an den Berufszweig zum Arbeiten mit den derzeit relevanten Arzneistoffen befähigen. Damit die Approbierten ihre Kenntnisse aber auch nach dem Abschluss stetig erweitern können und mit der ständigen Veränderung Schritt halten können, muss beim Lernen das Verständnis im Vordergrund stehen. Das Studium muss also den Grundstein legen und die Studierenden bestmöglich auf die Anforderungen ihres individuellen Berufslebens vorbereiten.

Niklas Baltz, Beauftragter für Lehre und Studium des BPhD.

In §2 wird unsere Approbationsordnung diesem Anspruch gerecht. In der dazu gehörigen Anlage 1 sind die Oberthemen dargelegt, in denen die angehenden Apotheker/innen unterrichtet werden müssen. Dies macht die Ausbildung bundesweit vergleichbar und gewährleistet somit eine einheitliche Qualität der Versorgung der Patientinnen und Patienten. Die konkrete Umsetzung der AAppO erfüllt diese Ansprüche leider nicht; Die Studienordnungen der einzelnen pharmazeutischen Fakultäten werden nur sehr selten hinsichtlich der inhaltlichen Fokussierung im Studium überarbeitet und können zwischen den Studienstandorten stark variieren.

Als Folge der ständig neuen Erkenntnisse und Therapiemöglichkeiten nimmt die Stoffdichte im Studium immer weiter zu. Viele Studierende fühlen sich einerseits mit der Stoffmenge überfordert und vermissen andererseits tiefergreifende Auseinandersetzungen mit den Inhalten, die zu einem besseren Verständnis führen würden. Die Gewichtung der einzelnen Themen in den Stoffgebieten wird selten diskutiert – um nicht zu sagen nie. Die curricularen Inhalte sollten sich in einer ständigen Diskussion befinden und an die wandelnden Bedingungen im Berufsalltag und der Wissenschaft angepasst werden.

Verlängerung des Studiums ist überfällig

Der typische Alltag der Pharmaziestudierenden besteht daraus, von 8 Uhr morgens bis 18 Uhr abends für Vorlesungen oder Praktika in der Universität zu sein und im Anschluss oft noch Protokolle zu schreiben oder für Testate zu lernen. Da bleibt nur in der vorlesungsfreien Zeit Raum für eine eigenständige, weiterführende Beschäftigung mit den Themen – vorausgesetzt, man muss keine Famulatur absolvieren oder arbeiten, um das Studium zu finanzieren. Eine Verlängerung des Studiums auf mindestens neun Semester bei gleichbleibender Stoffmenge und neu evaluierten Lehrinhalten ist aus Sicht der Studierenden daher längst überfällig, damit sie das Wissen gewinnbringend verinnerlichen können.

Sorge bereitet uns zudem die starke Fokussierung auf die Reproduktion von Inhalten. Diese Art zu Lernen ist nicht mehr zeitgemäß. Durch das Internet mit diversen Plattformen, kann man jede Information in Sekundenschnelle abrufen. Die Einordnung und Bewertung von Informationen sind Kompetenzen, die souverän beherrscht werden müssen. Spricht man mit Apotheker/-innen aus dem Offizinalltag, sind Patient/-innen, die sich schon ausführlich in den Foren belesen hat, keine Einzelfälle mehr – sie stehen an der Tagesordnung. 

Mehr zum Thema

Uns wird oft gesagt: „Die AAppO besitzt alle Freiheiten, Verbesserungen in der Lehre umzusetzen! Es besteht kein Anlass zu einer Änderung.“ Diesen Punkt sehen wir und stimmen ihm zu. Leider zeigen einige Projekte, die eine flächendeckende Veränderung des Studiums ohne eine Änderung der AAppO zum Ziel hatten, dass die Umsetzung nicht erfolgt. Ein gutes Beispiel ist der „Kompetenzorientierte Lernzielkatalog Pharmazie – Perspektivpapier” (KLP-P) aus dem Jahr 2014, der auf dem Positionspapier „Apotheke 2030“ der ABDA basiert und am Beispiel der öffentlichen Apotheke erarbeitet wurde. Damals wurde eine kompetenzorientierte Lehre an allen 22 Pharmaziestandorten und eine stärkere Patientenorientierung gefordert.

Diese muss in der Ausbildung konkret mit einer Stärkung der Klinischen Pharmazie beginnen. Daher fordern wir die Gleichgewichtung der fünf Fächer im Hauptstudium. Den Zustand, dass einige Standorte so kurz vor dem „18. Geburtstag“ der AAppO immer noch keine eigenständige Professur für die Klinische Pharmazie haben, halten wir für nicht tragbar! Leider gilt gleiches für die Pharmakologie. Um weiterhin eine gute Versorgung der Patient/innen durch kompetente und zeitgemäß ausgebildete Apotheker/innen zu gewährleisten, muss sich dringend etwas ändern.

Aus all diesen Gründen machen sich die deutschen Pharmaziestudierenden für eine Novellierung der AAppO stark. Wir als BPhD sprechen uns deshalb für den zu Anfang genannten Antrag an den Deutschen Apothekertag aus, der genau das fordert.



Niklas Baltz, Beauftragter für Lehre/Studium des BPhD
redaktion@daz.online


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