Traditionelle Chinesische Medizin

TCM-Mischmaschine in erster Apotheke im Einsatz

Berlin - 05.09.2019, 12:30 Uhr

Die TCM-Mischmaschine der Firma ConPhyMed Pharmaceutical GmbH (hier mit Laura Kühn und Meike Busacker aus der Ratsapotheke) ist in der ersten Apotheke in Deutschland, der Ratsapotheke in Stralsund, in Betrieb genommen worden. (Foto: ConPhyMed Pharmaceutical GmbH)                                                                                                                  

Die TCM-Mischmaschine der Firma ConPhyMed Pharmaceutical GmbH (hier mit Laura Kühn und Meike Busacker aus der Ratsapotheke) ist in der ersten Apotheke in Deutschland, der Ratsapotheke in Stralsund, in Betrieb genommen worden. (Foto: ConPhyMed Pharmaceutical GmbH)                                                                                                                  


Chinesische Medizin ist beliebt – nicht nur in China. In Deutschland gibt es spezialisierte Apotheken mit TCM-Arzneitherapie im Angebot. Die Stralsunder Ratsapotheke arbeitet als eine dieser TCM-Apotheken seit Kurzem mit der neu entwickelten TCM- Mischmaschine und mit speziellen TCM-Kompaktaten der ConPhyMed Pharmaceutical GmbH – und das als erste Apotheke Deutschlands. Modern, sicher und anwenderfreundlich soll das Ergebnis sein. Was steckt dahinter? DAZ.online hat nachgefragt.

TCM-Arzneitherapie erfreut sich wachsender Beliebtheit. Sie stellt eine der Säulen der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) dar. In Deutschland am weitesten verbreitet ist die Akupunktur, ebenfalls eine TCM-Anwendung. Die Chinesische Medizin wird heilend und vorbeugend seit mehr als 2000 Jahren in China eingesetzt. In Deutschland gibt es auf TCM spezialisierte Ärzte und Therapeuten genauso wie in diesem Bereich spezialisierte Apotheken.

Erste Apotheke arbeitet mit TCM-Mischmaschine

Die Ratsapotheke in Stralsund ist eine dieser spezialisierten TCM-Apotheken. Zudem ist sie die erste Apotheke in Deutschland, die mit der ConPhyMed-Kompaktat-Mischmaschine der Firma ConPhyMed Pharmaceutical GmbH aus Hamburg arbeitet. Am 22. August fand die Inbetriebnahme der Mischmaschine in einem feierlichen Rahmen unter Anwesenheit des Oberbürgermeisters der Hansestadt Stralsund und Vertretern des Konfuzius Instituts Stralsund, dessen 3. Geburtstag zeitgleich begangen wurde, statt. Dr. Peter Cramer, Inhaber der Ratsapotheke Stralsund, berichtet im Gespräch mit DAZ.online: „Wir haben offiziell die Maschine und das Produkt eingeweiht, quasi die Maschine enthüllt und in Betrieb genommen und die erste Rezeptur hergestellt.“

Ratsapotheke engagiert auf dem Gebiet der TCM

Die Ratsapotheke ist seit 2013 Mitglied der TCM-Apo-AG, der Arbeitsgemeinschaft deutscher TCM-Apotheker, die nach eigenen Angaben eine qualitativ hochwertige Versorgung von Patienten mit TCM-Arzneimitteln anstreben. Bisher habe die Ratsapotheke auf Verordnung TCM-Tees für die Herstellung von Dekokten abgeben – die klassische Variante der TCM-Arzneimitteltherapie – erläutert der Stralsunder Apotheker. Diese Abkochungen pflanzlicher, tierischer und mineralischer Bestandteile seien allerdings nicht einfach herzustellen. „Wenn man den gemischten Tee bekommt, ist der nicht im Teebeutel, den man mal kurz in die Tasse hält, sondern der Tee muss nach einer Kochanleitung gekocht werden“, und diese sei zeitaufwendig und die Vorgaben nicht einfach zu befolgen, erläutert Cramer. So müssten einige Bestandteile 30 Minuten gekocht werden, andere 60 Minuten und wiederum andere nur für kurze Zeit ziehen. Der Tee müsse zudem meist als Wochenration zubereitet werden, da er von vielen Therapeuten so verordnet werde. Diese Prozedur beinhalte also gleich mehrere Schwierigkeiten: „Dabei kann man relativ viele Fehler machen. Vor allem ist auch die Haltbarkeit schwierig.“

Was sind Kompaktate?

Für Cramer liegt es auf der Hand, dass aufgrund dieser Schwierigkeiten die Suche nach einer anwenderfreundlicheren Arzneiform beziehungsweise mehr Convenience nahe liege: „Ich bin 2011 mit zwei befreundeten Geschäftspartnern nach China gereist. Ziel dieser Reise war unter anderem, dass wir uns inspirieren lassen oder dass wir Ideen sammeln, genau so eine Convenience-Arzneiform selber zu entwickeln.“ Danach sei es zunächst beim reinen Ideensammeln geblieben beziehungsweise den entscheidenden Schritt habe es erst einmal nicht gegeben.

2016 wurde das Konfuzius Institut, das sich der Verbreitung der Chinesischen Kultur und Sprache verschrieben hat, in Stralsund gegründet. TCM ist ein Schwerpunkt dieses Institutes. Die ConPhyMed Pharmaceutical GmbH wiederum ist als Joint Venture mit der chinesischen Firma Bozhou Jiren Pharmaceutical Co Ltd. in Hamburg gegründet worden. Dies sei ungefähr zeitgleich mit der Gründung des Konfuzius Instituts geschehen, berichtet der Stralsunder Apotheker. Vermittelt worden sei dieser deutsch-chinesische Kontakt durch das Konfuzius Institut, dessen Kontakt zur Hamburger Firma wiederum über ihn gelaufen sei, erläutert Cramer die Zusammenhänge. 

(Foto: ConPhyMed Pharmaceutical GmbH)

Kompaktate sollen einfache und sichere Herstellung ermöglichen

Die ConPhyMed Pharmaceutical GmbH beschreibt auf ihrer Homepage ausführlich die Besonderheiten ihrer TCM-Kompaktate und der von ihnen (weiter-)entwickelten TCM-Kompaktat-Mischmaschine. ConPhyMed-TCM-Kompaktate seien eine moderne Form der TCM. Sie würden bei ihrem Partner im chinesischen Bozhou nach kontrollierten Qualitätsstandards aus geprüfter und schadstofffreier Rohware hergestellt. Es handele sich um „getrocknete, traditionell hergestellte Extrakte der Arzneipflanze, die zu kleinen, unregelmäßigen Körnchen gepresst (kompaktiert)“ würden. Diese seien dann aufgrund ihrer speziellen Oberfläche sehr gut wasserlöslich und zudem sicher, hygienisch und anwenderfreundlich. Schwermetall-, Herbizid- und Pestizid-Kontaminationen würden durch Prüfungen und Freigaben durch einen amtlichen Sachverständigen verhindert. Pilz- und Bakterienbefall (Aflatoxine) sowie Mikrobiologie seien ausgeschlossen und ebenfalls vom Labor geprüft und freigegeben.

Wichtig sei außerdem die Kompaktat-Mischmaschine, die ConPhyMix 2.1 – so wie jetzt von der Ratsapotheke in Betrieb genommen. In dieser Maschine werden TCM-Rezepturen grammgenau aus bis zu 240 verschiedenen Kompaktaten, abgefüllt in speziellen Zylindern, auf Grundlage der individuellen Patientenrezeptur gemischt. Die Mischungen werden in Einzeldosisbehältnissen abgefüllt und die Behältnisse etikettiert. Das Ganze ist computergesteuert und erlaube so eine exakte und reproduzierbare Arbeitsweise. 

Prüfung, Zertifizierung und Sicherheit

Die ConPhyMed Pharmaceutical GmbH gibt zudem auf ihrer Homepage an: „Als deutsch-chinesisches Joint-Venture sind wir in der Lage den gesamten Produktionsprozess unserer Rohstoffe (Kompaktate) und Arzneimittel detailliert zu überwachen. Die ConPhyMed-Kompaktate werden dabei nach strengen Richtlinien hergestellt und zusätzlich in einem zertifizierten Labor intensiv geprüft.“ ConPhyMed macht gleichzeitig darauf aufmerksam, dass sie streng genommen ein Rohstoffhändler sind und die eigentliche Herstellung zum Arzneimittel erst in der Apotheke stattfindet.

Die in den Apotheken durchzuführenden Identitätsprüfungen könnten mittels Dünnschichtchromatografie einwandfrei ermittelt werden. Ein wichtiger Punkt für die Apotheken, so ConPhyMed gegenüber DAZ.online.

Die ConPhyMed erhofft sich eine „Öffnung des europäischen Gesundheitswesens gegenüber der Traditionell Chinesischen Medizin“. Das sei aber nicht nur durch hochwertige Kompaktate zu erreichen, wichtig sei auch ihr Team mit entsprechender Expertise, das hinter dem Vorhaben stehe. Die ConPhyMed ist zudem offizieller Allianzpartner des HanseMerkur Zentrums für TCM am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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