Studie von Privacy International

Datenlecks durch Werbetracker auf Gesundheitsportalen entdeckt

Stuttgart - 05.09.2019, 08:59 Uhr

Online-Gesundheitsportale finanzieren sich oft mit Werbung. Laut einer Studie werden teils sensible Daten, etwa zum Thema Depression, an Werbetreiber weitergegeben. (s / Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)

Online-Gesundheitsportale finanzieren sich oft mit Werbung. Laut einer Studie werden teils sensible Daten, etwa zum Thema Depression, an Werbetreiber weitergegeben. (s / Foto: Africa Studio/stock.adobe.com)


Neuer Datenschutzhinweis bei Netdoktor

Die Seite Netdoktor, die laut der Berichte über 120 Elemente von Drittanbietern enthalte, habe nach der Anfrage des Recherchenetzwerkes einen zusätzlichen Datenschutzhinweis auf die Seite genommen. Darin heißt es: „Auf diesem Angebot werden Nutzungsdaten durch uns und eingebundene Dritte erfasst und ausgewertet (sg. Tracking), u.a. mittels Cookies. Die Nutzung der Seite gilt als Zustimmung zur Cookie-Nutzung."

Laut einer Stellungnahme einer Sprecherin des Verlags gebe es keine Speicherung gesundheitsbezogener Daten auf netdoktor.de. „Es wird weder gespeichert, auf welcher konkreten Seite (…) ein Nutzer wie lange verweilt, noch wird festgehalten, welches Leseverhalten ein User in Bezug auf Gesundheitsinformationen hat", zitiert Tagesschau.de die Sprecherin.

Die Anonymität der User stehe für NetDoktor im Vordergrund, erklärte die Sprecherin in einem DAZ online vorliegenden Statement. „Um diese zu gewährleisten, bietet Netdoktor seine Inhalte ohne Nutzer-Login kostenfrei im Netz an. Um dies zu ermöglichen, ist unser Portal werbefinanziert.“ In vielen Fällen werde die Werbung generisch, also vollkommen unpersonalisiert, ausgespielt. „Bei Mehrfachnutzern können der Browser oder das Endgerät von Nutzern anhand eines abstrakten Identifiers, also eines Pseudonyms erkannt („getrackt“) werden. Die Datensätze zu den Pseudonymen enthalten jedoch nur sehr allgemeine Informationen (mutmaßliches Geschlecht und Altersgruppe). Anhand von solchen abstrakten Profilen wird dann ein passender Werbebanner angezeigt“, heißt es weiter. Alles erfolge auf Basis des geltenden Datenschutzrechts.

Auch Angebote von Kliniken, die nicht auf Werbeeinnahmen durch die Webseite angewiesen sind

Unter den von PI untersuchten Seiten finden sich auch Angebote von Kliniken. Dabei sei rätselhaft, warum diese Seiten Tracker nutzten, da die Kliniken nicht auf Werbeeinnahmen durch die Webseite angewiesen seien, heißt es auf Tagesschau.de.

Unter anderem in Hinsicht auf die europaweit geltenden Bestimmungen zum Datenschutz wie sie in der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) auch in Deutschland gesetzlich verankert wurden, seien diese Datenlecks mindestens heikel, sagen die Datenschützer. Ob es konkrete Verstöße gegen die DSGVO gebe, müssten aber erst noch die Datenschutzbehörden ermitteln, so der Rechercheverbund.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Wasser predigen und selbst Wein trinken!

von Georg Huber am 06.09.2019 um 15:10 Uhr

Privacy International glätzt auch nicht gerade mit vorbildlichem Umgang mit dem Datenschutz... wer sich wirklich die Mühe macht und die "Studie" durchliest wird feststellen, dass sie als weiterführende Online Lektüre für Depressionen / Suizidgedanken ausgerechnet eine Seite weiterempfehlen, die ganz munter via Google (!) Analytics Nutzerdaten sammelt; und zwar OHNE vorherige Usereinwilligung - also genau so, wie sie es eigentlich anprangern! Doppelmoral und so...

Quelle: Besagt Studie "Your metal health for sale" - https://privacyinternational.org/sites/default/files/2019-09/Your mental health for sale - Privacy International.pdf - Seite 6 - Dort findet sich der Verweis auf https://www.befrienders.org/ , die OHNE Einwilligung Google Analytics einsetzen!

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!

von Anita Peter am 05.09.2019 um 9:46 Uhr

Digitalisierung first, Bedenken second

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