Kriedel: Wenn Zwangslösungen, dann für Patienten
DAZ.online: Die KBV ist also für einen schnellen Übergang vom Papier- zum E-Rezept? Oder soll es beide Varianten gleichzeitig geben? Kurz gefragt: Sollten Ärzte verpflichtet werden, nur noch E-Rezepte auszustellen?
Kriedel: Auch in Zukunft wird es Konstellationen geben, z.B. Haus- und Heimbesuche, bei denen eine Verordnung auf Papier sachgerecht ist. Insofern wird es wohl lange Zeit noch beide Varianten, Papier und digitales Rezept, geben müssen. Im Übrigen zeigen die Erfahrungen bei der Digitalisierung gesellschaftlicher Prozesse, dass deren Akzeptanz deutlich steigt, wenn der digitale Prozess sich durchgesetzt hat, weil er einfacher, schneller und besser ist, als der bisherige. Digitalisierung per Zwang erfolgt in der Regel nicht, weil ein digitaler Prozess für alle Beteiligten so überzeugend und nutzerfreundlich ist, denn dann wäre der Zwang gar nicht nötig. Im Übrigen: Wenn Zwang, dann müsste auch der Patient verpflichtet werden.
DAZ.online: In der Apotheke müssen sich noch viele technische Änderungen einstellen, damit E-Rezepte empfangen werden können. Wie umfangreich schätzen Sie die Änderungen in der Arztpraxis ein, etwa in der Praxissoftware?
Kriedel: Ein einfaches Verfahren ist entscheidend für die Akzeptanz des E-Rezepts in den Praxen. Gesetzlich ist aktuell die qualifizierte elektronische Signatur – kurz QES – beim E-Rezept vorgesehen. Dieses Signaturverfahren ist nicht sehr anwenderfreundlich und im Praxisalltag - man denke an die Vielzahl der Rezepte – viel zu zeitaufwendig. Hier brauchen wir eine andere Lösung, die praktikabel und trotzdem sicher ist. Wir könnten uns zum Beispiel eine sogenannte Komfortsignatur vorstellen und erwarten, dass die Gematik hier parallel zu den weiteren Arbeiten am E-Rezept entsprechende Lösungen finden wird. Aber auch darüber hinaus wird es Änderungen in der Software der PVS-Systeme geben, deren Kosten gegenfinanziert werden müssen. Alle Beteiligten sind sich aber bisher einig, dass das E-Rezept auf Grundlage der bereits heute in den Praxen vorgesehenen Hardware der Telematikinfrastruktur erstellt werden soll, sodass hier keine zusätzlichen Investitionen erforderlich sein sollten.
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