Phoenix-Chef schreibt an Apotheker

Freitag: „Das E-Rezept macht es Versendern leichter“

Berlin - 30.08.2019, 11:30 Uhr

Phoenix-Deutschland-Chef Marcus Freitag warnt die Apotheker vor einem zu großen Einfluss der Versandhändler durch tagesgleiche Belieferungen. (c / Foto: Phoenix)

Phoenix-Deutschland-Chef Marcus Freitag warnt die Apotheker vor einem zu großen Einfluss der Versandhändler durch tagesgleiche Belieferungen. (c / Foto: Phoenix)


Phoenix-Deutschlandchef Marcus Freitag hat einen Brief an alle Apothekeninhaber geschrieben. In dem Schreiben weist er auf die Herausforderungen der kommenden Jahre hin, die insbesondere mit dem E-Rezept zusammenhängen. Denn den Versendern werde es leichter gemacht, in Ballungsgebieten durch schnelle Belieferungen ihren Umsatz zu steigern. Freitag warnt davor, dass Apotheken ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal verlieren könnten.

Der Großhändler Phoenix macht sich Gedanken um die Zukunft der Apotheke vor Ort. Bislang war es insbesondere die Genossenschaft Noweda, die gemeinsam mit den Apothekern politisch vor dem Arzneimittel-Versandhandel warnte. Jetzt bezieht aber auch Phoenix öffentlich Stellung und warnt vor einem zu großen Einfluss der Versender, der durch die Einführung des E-Rezeptes noch größer werden könnte, wie das Unternehmen meint. In einem Brief an die Apothekeninhaber schreibt Phoenix-Chef Marcus Freitag wörtlich:


Der Apothekenmarkt ist im Umbruch. Von Amazon bis zum DocMorris-Automaten: Mit aggressiven Vertriebs- und Preiskonzepten drängen Versandhändler immer stärker in den deutschen Arzneimittelmarkt. Das Rx-Versandverbot ist kaum noch realisierbar. Und im nächsten Jahr kommt das E-Rezept. Es wird nicht nur Ihnen in Ihrer Apotheke den Alltag erleichtern. Das E-Rezept macht es auch den Versendern einfacher, ihren Marktanteil an verschreibungspflichtigen Medikamenten zu steigern. Vor allem in den Ballungsgebieten. Denn zumindest dort, wo Versandhändler Lager- und Auslieferungskapazitäten haben, werden auch sie künftig in der Lage sein, am selben Tag zu liefern. Damit steht ein weiteres Alleinstellungsmerkmal der Vor-Ort-Apotheke auf dem Spiel.“

Phoenix-Chef Marcus Freitag


Versender basteln bereits an Same Day Delivery

„Same Day Delivery“ ist in der Tat ein großes Thema im Markt: In Gesprächen mit der Politik weisen die Apotheker, aber auch die Großhändler, immer wieder auf die tagesgleiche, schnelle Versorgung der Patienten in der Apotheke hin – als Alleinstellungsmerkmal der Apotheke. Im Versandhandelslager wird bereits heftig an Same-Day-Delivery-Modellen gebastelt: So wirbt neuerdings der seit Anfang 2019 zur Schweizer Zur-Rose-Group gehörende Ludwigshafener Versender Medpex im Südwesten Deutschlands mit einer tagesaktuellen Belieferung. 

Auch die niederländische Shop Apotheke Europe bietet unter dem Titel „Shop Apotheke Now“ von Montag bis Freitag in einigen Gebieten Nordrhein-Westfalens eine tagesaktuelle Belieferung an. Und DocMorris setzt bei diesem Thema auf die Kooperation mit Vor-Ort-Apothekern: In Spanien kooperiert der EU-Versender bereits mit Apothekern über die Bestell-Plattform Promofarma.

IQVIA-Experte Frank Weißenfeldt hatte auf dem BVDVA-Kongress vor einigen Monaten spannende Fakten dazu präsentiert: Erfahrungen mit dem Versandhandel in skandinavischen Ländern zeigen demnach, dass der Marktanteil der Versender in solchen Gebieten besonders hoch ist, wo aufgrund von günstigen Lager-Positionen tagesgleich beliefert werden kann. 

Phoenix: E-Rezept wird in Handy-App integriert

In seinem Brief an die Apotheker erklärt Phoenix-Chef Freitag, dass die „Lösung“ in der Stärke der Apotheker liege, nämlich der Beratung vor Ort. Und diese könne mit Hilfe der „digitalen Vertriebskanäle“ der Phoenix verbunden werden. Das „Digitalpaket“ der Phoenix besteht aus der Handy-App „deine Apotheke“ sowie Payback. Mit der Phoenix-App können Kunden Rezepte einsenden und vorbestellen, außerdem bietet sie einen Apothekenfinder. Was Payback betrifft, erinnert Phoenix an den großen Teilnehmerkreis: Freitag zufolge sind rund 31 Millionen Bundesbürger an das Payback-System angebunden.

Phoenix zufolge nutzen derzeit etwa 2000 Apotheken die Digital-Produkte des Großhändlers. Freitag kündigt an, dass man insbesondere die Handy-App attraktiver machen werde für Apotheker. Geplant ist beispielsweise, dass Payback mit der App verknüpft wird, sodass Kunden ihre Payback-Punkte in den Apotheken einlösen können. 

Der Apothekenfinder werde erweitert, sodass die Inhaber ihre Apotheker „individuell“ in der App darstellen können. Außerdem ist geplant, die Verarbeitung des E-Rezeptes in die Anwendung zu integrieren.

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Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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