Minoxidil als Omeprazol

Babys erhalten falsches Arzneimittel und entwickeln „Werwolfsyndrom“

Stuttgart - 29.08.2019, 07:00 Uhr

Chaos bei der Abfüllung von Bulkware bei einem spanischen Pharmaunternehmen führte dazu, dass es sich beim als Omeprazol deklarierten Wirkstoff in Wirklichkeit um Minoxidil handelte. 17 Babys entwickelten nach Gabe des falschen Wirkstoffes eine ausgeprägte Hypertrichose. (s / Foto: zilvergolf / stock.adoeb.com)

Chaos bei der Abfüllung von Bulkware bei einem spanischen Pharmaunternehmen führte dazu, dass es sich beim als Omeprazol deklarierten Wirkstoff in Wirklichkeit um Minoxidil handelte. 17 Babys entwickelten nach Gabe des falschen Wirkstoffes eine ausgeprägte Hypertrichose. (s / Foto: zilvergolf / stock.adoeb.com)


„Schlimmes Chaos“ bei der Chargen-Abfüllung der indischen Bulkware

Die ursprüngliche Ware stammt nach Informationen von El País aus Indien. Allerdings war die nach Spanien importierte Ware wohl in tadellosem Zustand, und der Fehler passierte erst intern bei Farma-Química Sur. Informationsquellen, auf die sich El País bezieht, erklären demnach: „Die ursprüngliche Charge des Omeprazol-Bulks  aus Indien wurde analysiert. Die Ergebnisse zeigten, dass Omeprazol in perfektem Zustand war. Das Problem lag in der weiteren Portionierung zu kleineren Chargen“. Wie El País weiter schreibt, herrschte dabei offenbar „ein schlimmes Chaos“.

Omeprazol nicht mit Minoxidil verunreinigt

Omeprazol sei dabei jedoch nicht mit Minoxidil vermischt worden. Anscheinend ist eher die Zuordnung von Packungsbeilage zum richtigen Wirkstoff schief gelaufen. „In der Packungsbeilage stand zwar ein Wirkstoff, das Medikament war aber ein anderes“, erklärt El País hierzu.

Keine Hypertrichose bei Tieren

Nach Angaben der spanischen Arzneimittel-Agentur lieferte Farma-Química Sur den vermeintichen Omeprazol-Wirkstoff nicht nur zur Herstellung von Humanarzneimitteln, sondern auch zur Verwendung bei Tieren aus. Hier kann die Behörde jedoch entwarnen. Bisher sind wohl keine Hypertrichosefälle bei Tieren bekannt geworden, es lägen zum jetzigen Zeitpunkt keine Verdachtsmeldungen zu unerwünschten Wirkungen bei der für Veterinärarzneimittel zuständigen Behörde vor.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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2 Kommentare

Ausgangsstoffprüfung

von Dr Keil Mathias am 30.08.2019 um 16:36 Uhr

Dieser eklatante Verstoß gegen cGMP hat mit Apotheken nichts zu tun, da der Fehler eindeutig beim Phsrm.Hersteller verursacht wurde: Bulk gem. EU Anforderung in EU vollumfänglich geprüft und entsprechend, allerdings Nichteinhaltung von grundlegenden Qualitätssicherungsmassnahmen bei nachfolgender primär und Sekundärverpackung. Für Apotheken ist dieser Produktionsfehler praktisch nicht zu erkennen, da in der Offizin keine analyt. Stichprobenprüfung durchgeführt wird sondern rein optisch visuelle Bewertung auf Unversehrtheit, Variable Daten, Beschriftung und BPZ

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Ausgangsstoffprüfung

von Dr. Sabine Beck am 29.08.2019 um 8:06 Uhr

Ich kenne das spanische Apothekenwesen zu wenig, aber trotzdem stellt sich die Frage warum der falsch deklarierte Wirkstoff nicht einer Prüfung vor der Verarbeitung unterzogen wurde. Spätestens bei der Prüfung mit dem NIR wäre das völlig falsche Spektrum aufgefallen und hätte weitere Nachforschungen angestoßen!?

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