Versorgungsatlas-Studie des ZI

Niedergelassene Ärzte verordnen weniger Antibiotika

Stuttgart - 22.08.2019, 13:59 Uhr

Ärzte haben der Versorgungsatlas-Studie zufolge zurückhaltender Antibiotika verschrieben. (s / Foto: M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com)

Ärzte haben der Versorgungsatlas-Studie zufolge zurückhaltender Antibiotika verschrieben. (s / Foto: M.Dörr & M.Frommherz / stock.adobe.com)


Rückgang bei fast allen Wirkstoffgruppen

Regional variierte die Verordnungsrate im Jahr 2018 sehr stark. So gab es im Saarland mit dem höchsten Antibiotika-Verbrauch (572 Verordnungen pro 1000 Versicherte) eine um 1,8 Mal höhere Rate als in Sachsen mit der niedrigsten Rate (317). Insgesamt war die Verordnungsrate in den alten Bundesländern im Schnitt höher als in den neuen. Diese starken Unterschiede in den Verordnungsraten unterstreichen nach Ansicht des ZI die Bedeutung regional zugeschnittener Programme der KV-Bereiche zur Förderung eines rationalen Antibiotikaeinsatzes.

Laut ZI konnte dieser deutlich rückläufige Verbrauchstrend zwischen 2010 und 2018 für die überwiegende Zahl der eingesetzten Wirkstoffgruppen beobachtet werden, am deutlichsten für Tetracycline (-44 Prozent, RR: 0,93), Fluorchinolone (-41 Prozent, RR: 0,94) und Sulfonamide/Trimethoprim (-37 Prozent, RR: 0,94).

Doch Luft nach oben gibt es anscheinend immer noch. So bezeichnete erst im Mai dieses Jahres das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) es als „alarmierend", dass Ciprofloxacin, Levofloaxin und weitere Fluorchinolone mitnichten nur als Reserveantibiotika eingesetzt werden. Trotz aller Warnungen und Restriktionen seitens der US-Arzneimittelbehörde FDA und der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA verordnen Ärzte Antibiotika aus der Gruppe der Fluorchinolone nach wie vor zu unkritisch, kritisiert das WIdO. 140 vermeidbare Todesfälle und 40.000 zusätzliche Nebenwirkungen gehen einer Untersuchung zufolge 2018 auf das Konto einer unkritischen ärztlichen Verordnung von Fluorchinolonen.

Zwei Wirkstoffgruppen mit Zuwachs

Ausschließlich die zwei Wirkstoffgruppen Aminopenicillinkombinationen/ Staphylokokkenpenicilline und Nitrofurantoin/ Fosfomycin/ Nitroxolin zeigten Zunahmen der Verordnungsrate von 2010 bis 2018. In beiden Fällen fiel der jeweilige Anstieg deutlich aus, wobei insbesondere Nitrofurantoin/ Fosfomycin/ Nitroxolin mit einer relativen Veränderung von +175 Prozent über den Beobachtungszeitraum eine substanzielle Erhöhung der Verordnungsrate aufwiesen. Das könnte unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass ab dem Jahr 2012 Fosfomycin und Nitrofurantoin als Standardtherapeutika bei unkomplizierten Harnwegsinfekten empfohlen wurden und Cotrimoxazol diesbezüglich ablösten.



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