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Zur Rose: 2,2 Milliarden Euro Umsatz durch das E-Rezept

Berlin - 21.08.2019, 14:00 Uhr

Der Zur Rose-Konzern verbindet große Hoffnung mit der Einführung des E-Rezeptes. In seinen Halbjahreszahlen geht der Konzern davon aus, dass sich der Umsatz so verdoppeln könnte. (c / Foto: dpa)

Der Zur Rose-Konzern verbindet große Hoffnung mit der Einführung des E-Rezeptes. In seinen Halbjahreszahlen geht der Konzern davon aus, dass sich der Umsatz so verdoppeln könnte. (c / Foto: dpa)


In Deutschland arbeiten die Apotheker derzeit mit Hochdruck an der Einführung des E-Rezeptes und der dafür nötigen digitalen Infrastruktur. In der Schweiz und den Niederlanden ist die Vorfreude auf die digitalen Verordnungen bereits groß: Mit seinem EU-Versender DocMorris will der Versand-Konzern Zur Rose seinen Umsatz bis 2022 dank des E-Rezeptes auf etwa 2,2 Milliarden Euro verdoppeln. Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli peilt an, dass jedes zehnte Rezept nach Holland geht.

Die Erwartungshaltung der Arzneimittel-Versandhändler beim E-Rezept ist groß: Nicht nur die EU-Versender, auch die deutschen Versandapotheken erhoffen sich große Umsatzsprünge durch die digitale Verordnung. Das dürfte insbesondere daran liegen, dass dann der Medienbruch wegfällt: Derzeit müssen Patienten ihre Rezepte noch recht aufwendig per Post in die Niederlande schicken – mit dem E-Rezept wäre dieser Schritt aufgehoben.

In seiner heutigen Mitteilung zu den Halbjahreszahlen 2019 verdeutlicht der Schweizer Konzern Zur Rose nochmals die Bedeutung der E-Rezepte: „Für Patientinnen und Patienten entfällt das bislang aufwendige Verfahren der postalischen Rezepteinsendung an Versandapotheken. Als größte Versandapotheke Europas wird die Zur Rose-Gruppe diesen Meilenstein für ihr Geschäftsmodell nutzen. Sie erwartet in den kommenden Jahren eine deutliche Steigerung des Versandmarktanteils verschreibungspflichtiger Medikamente von derzeit lediglich 1,3 Prozent.“

Zur Rose: Verdopplung des 2018er-Umsatzes

Und weiter: „Vor dem Hintergrund der Einführung des elektronischen Rezepts in Deutschland bestätigt das Management den Ausblick für 2022: Die Zur Rose-Gruppe peilt eine Verdoppelung des 2018 erzielten Umsatzes an.“ 2018 setzte Zur Rose rund 1,2 Milliarden Schweizer Franken um und überschritt damals zum ersten Mal die Milliardenschwelle. In Deutschland betrug der Umsatz mit DocMorris im vergangenen Jahr 581,3 Millionen Euro beziehungsweise 671,25 Millionen Franken. Eine Verdopplung würde also bedeuten, dass der Gesamtkonzern mit einem Umsatz von umgerechnet 2,2 Milliarden Euro rechnet. Das Deutschlandgeschäft dürfte dann die Milliardenschwelle überschreiten.

Im April erklärte Zur Rose-Chef Walter Oberhänsli, was das für den gesamten Rx-Markt in Deutschland bedeuten könnte: Der Anteil der EU-Versender am Rx-Markt könnte mit E-Rezepten schnell auf 10 Prozent steigen. Jedes zehnte GKV-Rezept würde dann also in die Niederlande gehen.

Zur Rose/ DocMorris rüsten sich fürs E-Rezept

Und auch technisch laufen die Vorbereitungen bei Zur Rose und DocMorris schon auf Hochtouren. Zur Rose erklärte in der heutigen Pressemitteilung, dass man das Joint-Venture-Unternehmen Ehealth-Tec komplett übernommen habe. Das Berliner Unternehmen Ehealth-Tec hatte schon vorher Softwarelösungen und Abläufe für das E-Rezept entwickelt, die derzeit bei dem Projekt der Techniker Krankenkasse in Hamburg verwendet werden. In Hamburg arbeitet Ehealth-tec jetzt eng mit dem Abrechnungsspezialisten König IDV zusammen, ebenfalls eine 50-Prozent-Tochter von Zur Rose – die anderen 50 Prozent an der König IDV gehören übrigens der Shop Apotheke.

In der heutigen Mitteilung kündigte Zur Rose an, dass die Ehealth-Tec auch in das künftige E-Rezept-Projekt von DocMorris eingebunden werden soll. Zur Erinnerung: DocMorris hatte vor einigen Wochen bekanntgegeben, dass man gemeinsam mit dem Spitzenverband der Fachärzte (SpiFa) ein Versorgungsmodell mit E-Rezept starten möchte. DocMorris will hier auch Vor-Ort-Apotheker einbinden.

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Mit Blick auf die politischen Entwicklungen in Deutschland freut sich die Schweizer DocMorris-Mutter daher, dass der Gesetzgeber jetzt aufs Tempo drückt beim E-Rezept: „In Deutschland ist das Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV) am 16. August 2019 in Kraft getreten. Damit steigt Deutschland in die operative Umsetzung des elektronischen Rezepts ein“, heißt es in der Mitteilung.

Zur Rose: Rx-Boni-Verbot ist europarechtswidrig

Gar nicht zufrieden ist Zur Rose allerdings mit dem geplanten Apotheken-Stärkungsgesetz, das Mitte Juli vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Zwar erklärt der Konzern das Vorhaben Rx-Versandverbot damit als „endgültig beendet“. Allerdings: „Die in diesem Entwurf weiterhin geplante Untersagung von Patienten-Boni durch EU-ausländische Versandapotheken wird der Bundesgesundheitsminister in die Abstimmung mit der EU-Kommission geben. Die Zur Rose-Gruppe geht weiterhin davon aus, dass dieses Gesetzesvorhaben europarechtswidrig ist und im Widerspruch zum Urteil des Europäischen Gerichtshofes von 2016 steht.“

Durch das ebenfalls geplante Wiederholungsrezept erhofft sich Zur Rose hingegen einiges: „Weitere Elemente des Apothekenstärkungsgesetzes, wie das Wiederholungsrezept, wirken sich positiv auf das Versandgeschäft aus. Ärztinnen und Ärzte sollen künftig Verschreibungen für eine bis zu dreimal wiederholbare Abgabe ausstellen können. Insbesondere für Versicherte mit einer chronischen Erkrankung bedeutet dies eine wesentliche Erleichterung in der Arzneimittelversorgung“, heißt es in der Mitteilung.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

Die Wirklichkeit hinter dem E-Rezept

von Heiko Barz am 23.08.2019 um 12:11 Uhr

Wir als ABDA-Zwangszahler haben ein Recht zu erfahren, was F.Schmidt und Spahn im „Hinterzimmer“ Ende 2018 „verabredet“ haben. Warum gibt es keinen Antrag zum DAT, um „Herrn Schmidt“ zu zwingen, SEINEN Zwangsverpflichteten Rede und Antwort um die „Absprachen“ dieses „Deals“ zu geben??
Dem Spahn geht es einzig darum, alle irrationalen Wege aufzuzeigen in Bezug auf die Verschleierung des EU-Rechts auf die individuelle Gesundheitsselbstverantwortung ( hier im Bereich der Arzneimittelversorgung) eines jeden EU-Landes in den Vordergrung zu heben. Die damit verbundene Absicht, das überaus gut funktionierende Deutsche Apothekenwesen unverantwortlichen ausländischen Kapitalkonzernen ohne dringende Not vor die FÜße zu schmeißen, ist ja nun schon oft genug thematisiert worden. Allerdings ohne jegliche Konsequenz!!
Friedemann Schmidt sollte sich in Grund und Boden schämen, sich von diesem Ehrgeizling in gezeigter Form beieinflussen zu lassen, denn immerhin vertritt Schmidt die aktiven Apotheker, die als Besitzer und Angestellte in Verbindung mit deren PTAs und PKAs die großflächige Arzneimittel-Gesamtversorgung der Deutschen Patientenschaft unter immer bedrückenderer Bürokratie aufrecht erhalten und auch die große Zahl derer, die aus Altersgründen zwar nicht mehr aktiv aber dennoch immer kritisch den Berufsverlauf beobachten und bewerten.
Das ist standespolitische Berufsverachtung in unverantwortlichster Art und Weise!
Dieser Verantwortung und einer unverständlichen Zuneigung dem APO Systemverächter GM Spahn gegenüber wird der Herr Schmidt nun seit 2016 in keiner Weise mehr gerecht und MUß daher seinen Hut nehmen und das AD-HOC!!
Ein einziges eurojuristisch einwandfreies staatlich verordnetes RxVV würde diesem Horrorszenario ein ordnungspolitisch abruptes Ende bereiten.
Was dem Schutz der Tiere dient - ein europaweites RxVV, sollte-nein müßte auch zum Schutz des Deutschen Patienten gereichen.
Profitgier und vordergründiges Geltungsbewusstsein waren noch nie eine gesunde Triebfeder und der Allgemeinheit förderlich. Das hat uns die Geschichte in vielen Fällen bewiesen.
Fazit: uneingeschränktes RXVV !!
Wehren wir uns gegen die Geier und „Oberhänslies“ denen nur das RXVV im Wege steht, um endlich die Welt des E-REZEPTES und damit den Europäischen Arzneimittelmarkt beherrschen zu können.

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Die Adlaten haben geliefert

von ratatosk am 21.08.2019 um 18:41 Uhr

Spahn und seine Konsorten von Lauterbach bis Glaeske haben geliefert !! - fürs Ausland.
Nichts gegen die Schweiz oder NL, aber daß deutsche Poliitker das Geschäft dort befördern, hier Milliardenverluste an überhöhter Mehrwertsteuer - das schaffen nur deutsche Politiker. Versorgung im ländlichen Bereich wird abgewürgt, warum sollte das auch die Saudis etc. kümmern ? Die imaginären Dienstleistungen sind eine reine Möhre für Doofe. So was ist aufwändig und noch keine Dienstleistung für die GKV hat sich rentiert, da die Kosten der Erbringung durch Bürokratie und Billigstprinzipp noch immer ! reine Luftnummern waren.
Hier wird bald die Politikverdrossenheit noch weiter blühen, wenn die ländliche Bevölkerung es , wenn auch zu spät merken wird, Dann werden sicher die Krokodilstränen über die radikalen Parteien fließen, vor allem bei den hippen Großstädtern, die zwar durchs Handy gegen Ampeln laufen, aber über andere Lebenswirklichkeiten nichts wissen und es interessiert sie auch nicht. Früher galt Geiz ist geil, jetzt eben digital ist immer toll.

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Spahn

von Conny am 21.08.2019 um 16:45 Uhr

Er wird wieder Beifall auf dem Apothekertag bekommen wie Schmidt auch. Wenn man das Interview liest, müssten stattdessen beide geteert und gefedert werden.

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