Anfrage der SPD-Landtagsfraktion

Hessen: 16.126 ältere Menschen ohne Apotheke in der Gemeinde

Berlin - 19.08.2019, 12:45 Uhr

In Hessen gibt es in 27 Gemeinden keine Apotheke (mehr). Laut Landesregierung sind davon mehr als 16.100 ältere Menschen betroffen. (s / Foto: imago images / Gudath)

In Hessen gibt es in 27 Gemeinden keine Apotheke (mehr). Laut Landesregierung sind davon mehr als 16.100 ältere Menschen betroffen. (s / Foto: imago images / Gudath)


In Hessen gibt es laut einer aktuellen Statistik der Landesregierung in 27 Gemeinden keine Apotheke (mehr). Die SPD-Landtagsfraktion hatte der schwarz-grünen Landesregierung eine Kleine Anfrage zur Lebenssituation älterer Generationen gestellt, unter anderem ging es um Apotheken. Demnach müssen etwa 16.000 ältere Menschen in Hessen ohne Apotheke im Umfeld auskommen. Für den Hessischen Apothekerverband (HAV) und die Kammer war die Anfrage Grund genug, ein Treffen mit der SPD zu vereinbaren.

In Hessen regiert seit 2014 eine schwarz-grüne Koalition. Die SPD hatte bei den Landtagswahlen im vergangenen Jahr heftige Verluste hinnehmen müssen, 29 der insgesamt 137 Mandate im Landtag gehören Sozialdemokraten. Die Fraktion der SPD hat sich kürzlich mit der Arzneimittelversorgung durch Apotheken in Hessen beschäftigt: In einer Kleinen Anfrage an die Landesregierung ging es um die „Lage älterer Generationen in Hessen“. In mehreren Frageblöcken wurden demographische Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung, zur ökonomischen Situation und zur Versorgung älterer Generationen erfragt.

Eine der Fragen im Bereich „Gesundheit und Lebensqualität“ lautete: „Wie viele Menschen in Hessen ab 65 Jahren leben in Gemeinden ohne Apotheke (bitte absolut und prozentual zur Gesamtgruppe angeben)?“ Das Sozialministerium von Grünen-Minister Kai Klose hat dazu das statistische Unternehmensregister ausgewertet. Dazu die Vorbemerkung: Damit ein Unternehmen beziehungsweise Betrieb in die Auswertung mit einbezogen wird, muss sie beim Umsatz und/oder bei den Beschäftigten jeweils bestimmte Relevanz-Schwellen überschreiten. Welche Schwellen das sind, gibt das Ministerium aber nicht an.

Das Ergebnis ist trotzdem interessant:


Ermittelt wurden 38 hessische Gemeinden, in denen die Auswertung aus dem URS nach Betrieben mit der wirtschaftlichen Zuordnung ‚Apotheken‘ genau null ergab. In 11 Gemeinden konnten nach einer Internetrecherche weitere Apotheken gefunden werden. Hierbei handelt es sich größtenteils um Filialbetriebe, die am Unternehmenssitz geführt werden. Gemäß den Ergebnissen der Bevölkerungsfortschreibung wohnten am 31.12.2017 in den verbliebenen 27 Gemeinden 72.420 Personen, das entspricht 1,2 Prozent der hessischen Gesamtbevölkerung. Davon waren 16.126 Personen im Alter von 65 Jahren oder älter, das entspricht 1,3 Prozent der hessischen Gesamtbevölkerung in dieser Altersgruppe.“

Antwort der hessischen Landesregierung


Hessen: Die meisten Rezeptsammelstellen Deutschlands

Der HAV und die LAK Hessen haben die Antwort der Landesregierung zum Anlass genommen, ein Treffen mit der Frage stellenden SPD-Fraktion zu vereinbaren. Am vergangenen Dienstag trafen sich HAV-Chef Holger Seyfarth und Kammer-Geschäftsführer Ulrich Laut mit der gesundheitspolitischen Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Daniela Sommer. Die Standesvertreter sprachen mit der Politikerin insbesondere über die Versorgung durch Rezeptsammelstellen. „Unsere Botschaft ist: Auch dort gewährleisten die hessischen Apotheken die flächendeckende Versorgung, obgleich dies mit teils hohem Aufwand für die einzelnen Betriebe verbunden ist“, so Apotheker Seyfarth.

Wo eine Rezeptsammelstelle eröffnet werden kann und wo nicht, dafür gibt es Vorschriften, die die Kammern überwachen und festlegen. In diesen Vorschriften geht es um einen Mindestabstand einer Rezeptsammelstelle zur nächsten noch aktiven Apotheke. Die Kilometerzahl kann allerdings von Kammerregion zu Kammerregion variieren. Hessen spielt dabei eine Sonderrolle: Denn In Hessen gibt es mit 206 Rezeptsammelstellen die meisten in Deutschland.

In den vergangenen Monaten waren in Hessen erste digitale Rezeptsammelstellen installiert worden. Ein Modell wurde vom HAV gemeinsam mit dem ARZ Darmstadt und dem IT-Dienstleister Noventi entwickelt. Die Apothekendichte in Hessen liegt mit 24 Betriebsstätten pro 100.000 Einwohner (insgesamt 1472 Apotheken Ende 2018) leicht über dem Bundesdurchschnitt von derzeit 23.

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Sommer begrüßte das Konzept der Rezeptsammelstellen und deren digitale Weiterentwicklung: „Wir wollen, dass in Hessen jede und jeder auf eine wohnortnahe Arzneimittelversorgung zurückgreifen kann. Daher begrüßen wir die Rezeptsammelstellen als wichtigen Baustein der flächendeckenden Versorgung durch die örtlichen Apotheken!“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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3 Kommentare

?

von Anita Peter am 19.08.2019 um 13:21 Uhr

Die SPD arbeitet nun seit Jahrzehnten massiv gegen Vor Ort Apotheken. Was soll diese Anfrage?

» Auf diesen Kommentar antworten | 2 Antworten

AW: ?

von Roland Mückschel am 19.08.2019 um 15:21 Uhr

Um geeignete Gegenmaßnahmen zu ergreifen, dass da wäre
Apothekenbusse, Versand, Schnellversand aus dem Ausland
etc. Wenn die Apotheken vor Ort ihre Aufgabe nicht mehr erfüllen muss gegengelenkt werden.

AW: ?

von Birgit Möllenkamp am 19.08.2019 um 19:10 Uhr

Das ist sicher eine Erfolgskontrolle!

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