Schlüsselrolle in der Prävention

Amerikanische Apotheker sollen mehr impfen

Remagen - 14.08.2019, 15:00 Uhr

Apotheker in den USA leisten bereits einen wertvollen Beitrag bei der Durchimpfung, insbesondere bei Grippe. Nun soll die präventive Impftätigkeit der Pharmazeuten in den Vereinigten Staaten noch weiter ausgebaut werden. (c / Foto: picture alliance / Photoshot)

Apotheker in den USA leisten bereits einen wertvollen Beitrag bei der Durchimpfung, insbesondere bei Grippe. Nun soll die präventive Impftätigkeit der Pharmazeuten in den Vereinigten Staaten noch weiter ausgebaut werden. (c / Foto: picture alliance / Photoshot)


Es ist noch gar nicht so lange her, dass in den Vereinigten Staaten erstmals Apotheker für Impfservices geschult und zertifiziert wurden. Mittlerweile haben sie einen festen Platz in dieser Sparte der Prävention. Diesen sollen sie in Zukunft noch ausbauen.

Vor 20 Jahren wurde in den USA damit begonnen, öffentliche Apotheker in nationale Impfservices einzubinden. Heute dürfen sie landesweit in allen Bundesstaaten in unterschiedlichem Umfang impfen. Mehr als 320.000 Pharmazeuten wurden bereits für den Service geschult. Der positive Beitrag der Apotheker zur öffentlichen Gesundheit auf diesem Gebiet gilt inzwischen als anerkannt. Impfungen von Jugendlichen und jüngeren Erwachsenen sind allerdings noch nicht überall Realität.

90 Prozent der Apotheken bieten mindestens eine Impfung an

Nach einer jüngeren Erhebung im Frühsommer 2017 in rund 1900 amerikanischen öffentlichen Apotheken, haben fast 80 Prozent der knapp 300 Befragten im Jahr zuvor mindestens eine Art von Impfung angeboten, und zwar die meisten und am häufigsten gegen Influenza (96 Prozent der Apotheken, im Schnitt 484 Impfungen pro Jahr), gefolgt von Gürtelrose (91 Prozent, 41 Mal pro Jahr), 13-valentem Pneumokokken-Konjugatimpfstoff (90 Prozent, 55 pro Jahr) und Pneumokokken-Polysacchariden (PPSV23) (88 Prozent, 39 pro Jahr). Ein Großteil der Apotheker verabreichte die Impfstoffe an unterschiedlichen Orten, so zum Beispiel in lokalen Unternehmen oder in Alteneinrichtungen. Zwei Drittel der Impfapotheken immunisierten auch Jugendliche.

Fast die Hälfte der Grippeimpfungen durch Apotheker

Die Zentren für Seuchenkontrolle und Prävention (Centers for Disease Control and Prevention, CDC) berichten aktuell, dass Apotheker in den Vereinigten Staaten im Jahr 2018 etwa 42 Prozent aller Grippe-Impfstoffe verabreicht haben. Viele, viele Leben seien damit gerettet und die Gefahr einer großen Grippe-Epidemie vermindert worden, schreiben die „Drug Store News“.

Ängste vor der Masern-Impfung

In diesem Zusammenhang kommt auch das Problem der Masern-Ausbrüche zur Sprache. In den USA entschieden sich viele Eltern dagegen, ihre Kinder gegen Masern impfen zu lassen, sei es aus religiösen Gründen, aus Angst vor Impfungen oder davor, dass die Kindern an Autismus erkranken könnten, weil der Masern-Impfstoff mit einem Quecksilber-Produkt „verunreinigt“ sei. Das Problem mit dem Quecksilber in dem Impfstoff sei aber nachgewiesenermaßen unsachlich und „Einbildung“. In Kalifornien sei es gesetzlich vorgeschrieben, dass Studierende sich ohne Wenn und Aber gegen Masern impfen lassen müssen. Trotzdem werde dort ein Anstieg von Masern beobachtet. Nach Angaben der CDC sollen in diesem Jahr bis Ende Mai in 23 Staaten bereits 791 Masern-Fälle gemeldet worden sein, mehr als doppelt so viele wie im vergangenen Jahr und die höchste Zahl seit 25 Jahren. Auch die WHO bezeichnete den globalen Anstieg an Masernausbrüchen jüngst als „alarmierend“.

Apotheker sollen die Lücke füllen

Nun wollen die US-Amerikaner zur Verbesserung der Durchimpfungsraten noch mehr auf die Apotheker setzen, und zwar vorwiegend im ländlichen Raum, wo den Vereinigten Staaten 16.000 Hausärzten verloren gegangen sind. Einschätzungen zufolge dürfte der Mangel in den nächsten Jahren noch zunehmen. Apotheker müssten sich deswegen in den Landkreisen stärker in Gesundheitsfragen einbringen, besonders wenn es darum gehe, derartige Ausbrüche einzudämmen, meint Apotheker Fred Mayer von Pharmacists Planning Services, einer Stiftung, die sich für erweiterte Dienstleistungen der Apotheker stark macht. So könnten sie zum Beispiel darauf achten, dass Studierende in ihrer Gemeinde die Anzahl der benötigten Impf-Shots für eine Reihe von Infektionskrankheiten erhalten, sei es gegen Masern und Mumps, ebenso wie gegen Windpocken und Kinderlähmung. Außerdem sollten sie für eine bessere Sensibilisierung und Aufklärung der Öffentlichkeit sorgen. Die Standesführung der Apotheker in den USA solle sich bereit erklären, die entstandene Lücke auszufüllen, so Meyers Appell. Schließlich seien sie unter allen Angehörigen der Gesundheitsberufe diejenigen mit der breitesten Verfügbarkeit und Zugänglichkeit und der größten Akzeptanz.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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