Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

11.08.2019, 08:00 Uhr

"Gleichpreisigkeit" à la Spahn-ABDA oder lieber doch darauf pochen, dass das Rx-Boni-Verbot im Arzneimittelgesetz bleibt? (Foto: Andi Dalferth)

"Gleichpreisigkeit" à la Spahn-ABDA oder lieber doch darauf pochen, dass das Rx-Boni-Verbot im Arzneimittelgesetz bleibt? (Foto: Andi Dalferth)


Über Lieferengpässe reden, reicht nicht, Taten sind gefragt, da muss Druck her. Druck macht DocMo und will gegen die Apothekenreform klagen, wenn sie wie angekündigt kommt. Angekündigt ist unsere Honorarerhöhung, aber wann sie kommt? Ein paar Honorarverbesserungen sind für Klaus Michels, Chef des westfälisch-lippischen Apothekerverbands, allerdings kein Grund, unsere Gleichpreisigkeit zu opfern, er warnt vor dem Spahn-ABDA-Coup in dieser Form. Was daraus wird? Hoffen wir auf Stabilität, die besser ist als beim Securpharm-System – das nämlich läuft nur „weitgehend stabil“.

5. August 2019

Einen „Taschenspielertrick“ nennt DocMorris-Chef Heinrich das Vorhaben Spahns, das Rx-Boni-Verbot vom Arzneimittelgesetz ins Sozialgesetzbuch zu verschieben, um es so für alle GKV-Versicherten verbindlich zu machen. Und er droht mit Klage, wenn die Apothekenreform so kommt, wie angekündigt. Klar, mein liebes Tagebuch, ein Rx-Boni-Verbot für GKV-Rezepte – das gefällt dem EU-Versender DocMorris so gar nicht. Die niederländische Versandapo setzt darauf, in Zukunft, erst recht wenn’s E-Rezept kommt, Rezepte en masse abzufischen, indem sie mit Boni-Zahlungen lockt. Schon 2017 soll das Unternehmen knapp zwei Drittel seiner Umsätze mit dem Verkauf von Rx-Präparaten gemacht haben. Mit der Gesetzesänderung wolle das Bundesgesundheitsministerium eine „Schutzmauer“ für deutsche Apotheker bauen, um Wettbewerb zu verhindern, tönt es aus der niederländischen Versandzentrale. Mein liebes Tagebuch, dem Bundesgesundheitsminister ist es bewusst, dass diese Gesetzesänderung von der EU durchleuchtet werden muss, Spahn will das Gesetzespaket daher noch vor der parlamentarischen Besprechung auf EU-Ebene abstimmen. Wir werden sehen, ob das Rx-Boni-Verbot in dieser Form Bestand hat. Übrigens, DocMorris geht nach wie vor davon aus, eng mit lokalen Apotheken kooperieren zu wollen: Man wolle eine Internetplattform einrichten, auf der Vor-Ort-Apotheken eigene Angebote einstellen könnten, hieß es. Online-Handel und stationäre Apotheken müssten sich nach Ansicht von DocMorris-Chef Heinrich enger vernetzen. Auf alle Fälle, mein liebes Tagebuch, denn nur so kann DocMorris besser wachsen, expandieren, Apothekendaten generieren und letztlich Apotheken schlucken. Da freuen wir uns auf die neue DocMo-Welt. 


Lieferengpässe, Lieferengpässe – keine Apothekerin, kein Apotheker, die derzeit nicht über dieses Desaster klagen. Dass es in Deutschland mal so weit kommen muss! Um die 300 „Defekte“ sind für manche Apotheken schon Alltag. Verschärft wird die Situation noch durch den neuen Rahmenvertrag, der vorgibt, dass wir Apothekers bei der Suche nach geeigneten Alternativen den engen Grenzen der Wirtschaftlichkeitsansprüche der Kassen genügen müssen. Der Sprecher der Bayerischen Landesapothekerkammer (BLAK) verkündet: „Lieferengpässe sind eines der größten Ärgernisse im Arbeitsalltag.“ Die BLAK sieht die Politik in Zugzwang. „Die Politik muss die Arzneimittelhersteller dazu verpflichten, jederzeit Medikamente in der benötigten Menge bereitzustellen“, fordert Kammerpräsident Thomas Benkert. Und der Chef des Bayerischen Apothekerverbands, Hans-Peter Hubmann, fügt hinzu, dass die Fachkompetenz der Apotheker erweitert werden müsse. Außerdem müsste es für Arzneimittelhersteller eine frühzeitige Informationspflicht geben, sobald Lieferengpässe absehbar seien. Mein liebes Tagebuch, fein, alles richtig, alles wichtig, das können wir nur unterschreiben. Aber wie setzen wir das durch? Da muss irgendwie Druck her und anhaltendes mediales Gewitter, sonst passiert nichts! Und es muss sich rasch etwas tun, denn immerhin kostet uns der Mehraufwand, den wir mit den Lieferengpässen an der Backe haben, im Durchschnitt fünf Stunden pro Woche, den uns niemand bezahlt und der uns von wichtigen pharmazeutischen und beratenden Tätigkeiten abhält. Da muss endlich eine großangelegte Medienkampagne von Seiten der ABDA anlaufen! 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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7 Kommentare

Dr. Michels - ist das nicht der Kollege ....

von Gunnar Müller, Detmold am 11.08.2019 um 16:25 Uhr

... der seit bald 12 Jahren in Berlin mit am Tisch sitzt, ab und zu mit ein paar kritischen Anmerkungen in die Presse kommt und in 3 Monaten im November diesen Jahres als Verbandschef wiedergewählt werden möchte…??
Ein Schelm, der Böses dabei denkt ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Dr. Michels - ist das nicht der Kollege

von Georg Dribusch am 11.08.2019 um 19:38 Uhr

Und als Kollegoide die notdiensthabenden Kollegen in Paderborn zum dasitzen verbannt, weil seine Apo an der Notfall Ambulanz bis 22 Uhr geöffnet ist. Raten Sie mal wann die Ambulanz schließt

Zuviel unbezahlt

von Reinhard Rodiger am 11.08.2019 um 13:39 Uhr

"Wir" lassen uns über jede Grenze schubsen.Es wird zuviel gemacht, was nicht bezahlt wird oder gewollt defizitär bleibt.
Wer spricht vom Ärger und Mehraufwand bei Lieferengpässen? Gibt es Ärger nur in Bayern? Wo bleiben die Mehrkosten?
Wer zeigt auf die Verursacher? Wer bringt die Öffentlichkeit in Fahrt? Keiner da!
Sehr eng verbunden damit ist die Missbrauchsmacht der KK, den allgemeinverständlichen Schikanen.Keine bezahlen, wenn einer vor dem 15. stirbt! Ein kleines Beispiel für sofortige Titelzeile in Bild. Pars pro toto.Öffentlichkeitsarbeit? Fehlanzeige.
Wer nennt das Tranzparenzproblem beim Namen? Wer erinnert an unerfüllte Führungsaufgaben? Diesmal Kollege Dr.Michels dankenswerterweise.Nur ein bisschen spät.
Besser als gar keiner.

Statt Antworten gibt es Besänftigung und Ablenkung von Führungsseite.Wieder zuwenig.Vielleicht macht Kollege Michels hier Beine.

Warum ist es nicht möglich, eine Grenze zu definieren und dafür zu kämpfen? Eine solche Grenze wäre : keinen unbezahlten Mehraufwand für KK-verursachte Engpässe.
Vorbild UK : Dort gibt es 5,35 pro bearbeitetem Engpassartikel. Dazu muss man sagen, dass dort das Problem schon verschärft auftritt.Zumindest ist das Stoff, die Erpressungsfunktion der KK namhaft zu machen.

Das sin für sich genommen eher Kleinigkeiten, die durch ihre Nichtbearbeitung an Bedeutung stetig zunehmen.

Hilft da wirklich nur das Warten auf das Verschwinden der lästigen Hälfte wegen Zahlungsausfall ?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Zeit für eine APO ... nein nicht die ... für die Apotheken?

von Christian Timme am 11.08.2019 um 13:34 Uhr

Wie „beauftragt“ man fähige Personen aus der Apothekerschaft und gibt diesen Personen gleichzeitig den notwendigen politischen „Rückhalt“ ... ohne die Standesorganisationen zu „belästigen“? Wer bekommt das hin?

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

So kann man es auch sehen

von Karl Friedrich Müller am 11.08.2019 um 13:30 Uhr

Eigentlich sind die Apotheken nicht gemeint in dem Tweet von @BeiAnja. Es trifft die Lage dennoch gut:
„Ich bin gegen das System.“

„Welches System?“

„Na, Merkel und so.“

„Die hat ein System?“

„Ja, die fährt Deutschland vor die Wand.“

„Welche Wand?“

„Na, mit den Ausländern.“

„Welche Ausländer?“

„Die jetzt alle kommen.“

„Aus Holland?“

Ich liebe es, den Nachbarn zu reizen.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Dr.Michels

von Dr.Diefenbach am 11.08.2019 um 12:36 Uhr

...heute ich vor Herrn Ströh?Wie kann das sein?-Ich sehe an den Fakten,die Kollege Michels geschildert hat,WIE WICHTIG es gewesen wäre,wenn sich UNSERE Juristen einmal die Mühe gemacht hätten,die komplizierte Sachlage in transparentem Deutsch ALLEN zu erläutern.So kommt bei Vielen eben ein Teil der Fakten an,begleitet von-verständlicher-Angst um die Zukunft und begleitet vom Zorn über fehlende Infos im INNENMARKETING.DAS.ich wiederhole es,hatte der Präsident versprochen.Nur sehe sehr wenig davon.Ich wünsche mir,dass der Kollege Michels,dem ich für seine Ausführungen danke,alle seine Beiträge auch gewinnbringend (!) in der ABDA-MV vortragen wird.Und kann.
Und zum Islam-Akteur.Ich frage auch hier nochmals,WER überhaupt auf die Idee kam,dieses Forum als Plattform für derartige Erscheinungen zur Verfügung zu stellen.DAZU ist DAZ online viel zu seriös.Denn es öffnet einem inakzeptablen "Marketing" ggf. Tür und Tor.-Und dann zum zugesagten (....) Geld.DIESE Beträge schmelzen ja offenbar dahin wie das Eis in der Sonne.WO ist denn jetzt der Endpunkt? Und noch was:Dass unsere "PR" sich dem ja nun endlich in einer breiten Öffentlichkeit angekommenen Thema Lieferengpässe NICHT widmet:Eine Schande !Man könnte die vielen Gründe gut plastisch .auch als ABDA INFO,in den Medien plazieren.Mit dem Hinweis,dass dies nun ins bald zehnte Jahr geht.Und dass die Klinikskollegen bedrohliche Engpässe bereits 2o14/15 meldeten,ohne dass man grösser Notiz davon nahm-hier verspielt der Berufsstand leider Reputation,denn es bleibt so viel Kritik AN der Apotheke hängen.Und genau dies ist unfair und muss aktiv(!!!!!) korrigiert werden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: Dr.Michels ... und wie geht es weiter?

von Ulrich Ströh am 11.08.2019 um 13:57 Uhr

Tja lieber Kollege Diefenbach, ist halt Ferienzeit!

In einem wichtigen Punkt stimme ich Ihnen zu:
Kollege Michels muss jetzt seine Ideen und Anmerkungen im Interview weiterverfolgen.

Nur den Stein ins Wasser werfen , reicht nicht !

Man muss dann auch dahingehen , wo es im Wasser ungemütlich wird...

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