Barmer-Arzneimittelreport 2019

Impflücken größer als gedacht

Berlin - 08.08.2019, 17:55 Uhr

Die Masern-Impfquote bei Kleinkindern lässt aus Sicht der Barmer zu wünschen übrig. Der Bundesgesundheitsminister sieht es nicht anders und will gegensteuern.  (Foto: sonar512 / stock.adobe.com)

Die Masern-Impfquote bei Kleinkindern lässt aus Sicht der Barmer zu wünschen übrig. Der Bundesgesundheitsminister sieht es nicht anders und will gegensteuern.  (Foto: sonar512 / stock.adobe.com)


Straub: Mehr Aufklärung nötig — und Apotheker sollten besser nicht impfen

Barmer-Vorstandschef Christoph Straub hält die Daten für alarmierend. Solche Quoten machten eine Ausrottung der Masern unmöglich und verhinderten den dringend benötigten Schutz für alle diejenigen, die sich nicht impfen lassen können – dafür seien Immunisierungsraten von mindestens 95 Prozent nötig. Straub steht daher dem Masernschutzgesetz, das Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebracht hat, positiv gegenüber. Schließlich seien Impfungen eine der wirksamsten und sichersten medizinischen Maßnahmen überhaupt. Wichtig ist dem Kassenchef aber auch ein Mehr an Aufklärung – auch dafür will Spahn mit einer entsprechenden Geldspritze für Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sorgen. Denn Straub ist überzeugt: Es ist oft nicht nur Skepsis, die Menschen von einer Impfung abhält, sondern oft auch Unkenntnis. Die Barmer biete daher ihren Versicherten nun einen digitalen Impfplaner an, der Impflücken aufzeigt und an anstehende Impfungen erinnert. 
 

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Die Barmer schaute sich übrigens auch Einflussfaktoren für die Vollständigkeit der Grundimmunisierung an. Eine höhere Wahrscheinlichkeit für eine vollständige Impfung hatten Kinder, die am Kinder- und Jugendprogramm der Kasse teilnahmen. Geringer war sie dagegen bei jenen, die am Homöopathievertrag teilnahmen. Letzteres ist für Straub allerdings kein Anlass, diesen Vertrag generell in Zweifel zu ziehen – trotz aller Diskussionen rund um die Sinnhaftigkeit von Homöopathie auf Kassenkosten in der letzten Zeit. Es sei „unangemessen einen Homöopathievertrag zu stoppen, um die Impfquoten zu erhöhen“, sagte er.

Auf die Frage, was Straub von den Plänen der Bundesregierung halte, Modellvorhaben für Grippeschutzimpfungen in Apotheken zuzulassen, zeigte sich der studierte Mediziner skeptisch: „Impfungen sind auch guten Gründen Ärzten vorbehalten, auch ich halte sie für eine ärztliche Aufgabe“, sagte er.  

Auch das RKI meldete sich nach der Vorstellung des Reports zu Wort: Dieser bestätige Berichte des RKI, dass es Defizite beim Impfschutz der Kinder in Deutschland gebe. Die Auswertung der Barmer sei „gründlich“. Ob sie allerdings wirklich die „tatsächlichen“ Impfquoten abbilde, ist für das RKI nicht sicher: Mit den Daten würden nur rund elf Prozent der gesetzlich Versicherten in Deutschland abgebildet. Damit bleibe „offen, wie repräsentativ dieses Versichertenklientel für Deutschland ist“, so das Institut.



Kirsten Sucker-Sket (ks), Redakteurin Hauptstadtbüro
ksucker@daz.online


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