DGVS kritisiert Nature-Studie

Lösen PPI doch keine Allergien aus?

Stuttgart - 05.08.2019, 17:45 Uhr

Laut österreichischen Wissenschaftlern in Nature Communications sollen Protonenpumpenhemmer Allergien auslösen. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie kritisiert jedoch das Studiendesign, dieses eigne sich nicht um einen solchen Zusammenhang herzustellen. Zudem verunsichere eine solche Aussage Patienten mit klarer Indikation für PPI. (m / Foto: imago images / Uwe Steinert)

Laut österreichischen Wissenschaftlern in Nature Communications sollen Protonenpumpenhemmer Allergien auslösen. Die Deutsche Gesellschaft für Gastroenterologie kritisiert jedoch das Studiendesign, dieses eigne sich nicht um einen solchen Zusammenhang herzustellen. Zudem verunsichere eine solche Aussage Patienten mit klarer Indikation für PPI. (m / Foto: imago images / Uwe Steinert)


Verordnetes Arzneimittel sichert nicht Diagnose dahinter

Schwachpunkt der Studie sei so dann auch, dass Phenothiazine in die Studie einbezogen wurden, die jedoch in erster Linie als Neuroleptika bei neurologisch-psychiatrischen Krankheiten eingesetzt, und nur noch im Einzelfall bei Allergien verschrieben würden. Grundsätzlich sei die Tatsache, dass ein Medikament verschrieben worden sei, nicht geeignet, um daraus die Ursache für neu aufgetretene Krankheiten, wie in diesem Fall Allergien, abzuleiten.

Studie ungeeignet

Die DGVS kritisiert außerdem, dass die Studienauswertung nicht zwischen unterschiedlichen Arten von Allergien differenziert oder zusätzliche Patienten-Informationen berücksichtigt hat. „Es ist wissenschaftlich gesichert, dass sich Patienten, die beispielsweise einen PPI einnehmen, deutlich von anderen Patienten unterscheiden: Sie sind in aller Regel älter, haben mehr Begleiterkrankungen, nehmen mehr Medikamente“, erklärt Professor Koop. Dieser Einfluss hätte jedoch in der aktuell veröffentlichten Studie nicht evaluiert werden können, da die Untersucher offensichtlich keinen Zugang zu solch wichtigen Medikations- und Diagnosedaten hatten.

Nach Ansicht der DGVS kann die Studie aufgrund ihres Designs und der Datenlage keine Aussage treffen, ob Säurehemmung das Entstehen von Allergien begünstigt. Die Wirksamkeit von PPI hingegen sei jedoch durch Studien belegt, die zu klaren Indikationen und Handlungsempfehlungen in deutschen und internationalen Leitlinien geführt hätten.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

PPI sind eine der wertvollsten Arzneimittel, die wir heute haben

von Dr. Dietmar Roth, Rottenburg am 08.08.2019 um 10:44 Uhr

Als ich in der Apotheke anfing zu arbeiten wurden die ersten H2-Blocker eingeführt. Sie stellten einen gewaltigen therapeutischen Fortschritt dar, denn bis dahin waren z.B. die Rollkur und letztendlich schwere chirurgische Eingriffe (Billrroth-Ops bei medikamentös nicht therapierbaren Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwüren (Ulcus ventriculi, Ulcus duodeni) der therapeutische Standard. Mit der Einführung der PPI wurde nochmals ein gewaltiger therapeutischer Fortschritt erreicht, der auch dazu führte, dass sogar die Ausbildungsordnung der Ärzte verändert wurde. PPI sind, wenn therapeutisch indiziert, wertvolle Arzneimittel und einfach unersetzlich. Ihr Nutzen übersteigt bei weitem die mit der Einnahme verbundenen Risiken.

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