Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

04.08.2019, 09:00 Uhr

Lieferengpässe – die Mangelverwaltung anno 2019. (Foto: Andi Dalferth)

Lieferengpässe – die Mangelverwaltung anno 2019. (Foto: Andi Dalferth)


Wir sollten den Antrag stellen, „Lieferengpässe“ zum (Un-)Wort des Jahres zu machen. Was uns diese Misere an Ärger bereitet und unseren Beruf vermiest, ist nur noch schwer erträglich. Ob das Apotheken-Stärkungsgesetz in eine ähnliche Richtung geht, wird sich zeigen. Unser Präsident, der jetzt eine rosa Brille trägt, macht es uns zunächst mal schmackhaft: Mehr ging nicht, liebe Apothekers, und daher: Macht alle mit, freut euch über ein paar Milliönchen und erfüllende Dienstleistungen und wenn alles zu spät ist, haben wir ja noch das Rx-Versandverbot tief in der Schublade drin. Ob das im Sinne des Perspektivpapiers ist? 

29. Juli 2019 

Lieferengpässe – der Begriff hat das Zeug, zum Wort des Jahres, des Jahrzehnts zu werden. Noch vor 30 Jahren waren Lieferengpässe im Arzneimittelmarkt, zumindest im Westen, kein Thema. So richtig Fahrt nahmen Lieferengpässe mit der zunehmenden Globalisierung, mit dem Kostendruck, mit der Produktionsverlagerung ins Ausland (vor allem in Billiglohnländer) und mit den Rabattverträgen auf. Diese Aufzählung zeigt, dass Lieferengpässe sicher nicht auf eine Ursache allein zurückzuführen ist, aber Kostendruck und Rabattverträge direkt und indirekt Treiber der Engpässe sind. Mein liebes Tagebuch, die Frage ist, wollen wir die Probleme angehen oder laufen lassen und uns irgendwie durchwursteln? Gefühlt haben wir Apothekers, also von Seiten der Standesvertretung, die Lieferengpässe zwar thematisiert und ab und an in Sonntagsreden darauf hingewiesen. Aber so richtig mit Power und Verve hat die ABDA dieses Thema nicht wirklich in die Öffentlichkeit gebracht. Zumindest kam davon kaum etwas in den Medien an. Vielmehr waren es einzelne Apotheker (z. B. Haru Diefenbach u. a.), die sich Lieferengpässe, ihre Auswirkungen und mögliche Lösungsansätze auf ihre Fahnen geschrieben haben, was wiederum einzelne Medien aufgriffen. Sogar die Ärzte scheinen die Missstände eher anzuprangern und Lösungen einzufordern (z. B. eine nationale Arzneimittelreserve für relevante Arzneimittel, gefordert vom Bundesärztekammerpräsidenten Reinhardt) als unsere Standesvertreter. Die Politik reagiert bisher nur zaghaft, versucht es mit einer „unverzüglichen Informationspflicht seitens der Hersteller“ und schaut bisher zu oder drüber hinweg. Ist bisher ja auch zum Glück noch nichts Ernstes passiert. Die Tagesschau-Redaktion hat nun versucht, den Lieferengpässen auf den Grund zu gehen mit dem Fazit, dass sich Hersteller, Behörden und Krankenkassen die Schuld gegenseitig zuschieben. Und nun? Mein liebes Tagebuch, Arzneimittel sind doch eigentlich unser Ding – schade, dass wir als Apothekerschaft nicht deutlicher Lösungen für das Lieferengpass-Problem einfordern. Muss wohl erst was passieren…


Da sind sich Kammer und Verband in Hessen einig: Von den Spahnschen Bemühungen, mit dem vorliegenden Gesetzentwurf für ein Apotheken-Stärkungsgesetz die Gleichpreisigkeit für Rx-Arzneimittel zu bewahren, halten sie nicht viel bis nichts. Sie sind überzeugt: Ein Rx-Versandverbot muss her. Holger Seyfarth, Chef des Hessischen Apothekerverbands, ist von den Vorschlägen des Gesundheitsministers zur Wiederherstellung der Gleichpreisigkeit von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln so gar nicht überzeugt. Durch den Gesetzentwurf sei die Gleichpreisigkeit sogar „mehr als gefährdet“, da die Gleichpreisigkeit nicht für Privatversicherte gelte. Spahn habe mit dem Gesetzentwurf einen „mehr als durchlöcherten Schweizer Käse geliefert“. Seyfarth fordert deshalb dazu auf, die Petition des Pharmaziestudenten für ein Rx-Versandverbot zu unterzeichnen, um dem Ziel der Gleichpreisigkeit Nachdruck zu verleihen. Mein liebes Tagebuch, die Hessen stellen sich damit ein Stück weit gegen die allgemeine ABDA-Linie, die ein Rx-Versandverbot derzeit als aussichtslos ansieht, zumal auch die gesellschaftliche Vermittlung eines Versandverbotes immer schwerer geworden sei. Sicher werden auch die Hessen wissen, dass ein Rx-Versandverbot derzeit keine Chancen hat. Aber sie halten die Fahne hoch, setzen Zeichen. Gut so. Und schließlich sagt ja auch unser ABDA-Präsident in seinem Brief ans Apothekervolk, dass das Versandverbot für rezeptpflichtige Medikamente als politische Option für die Zukunft erhalten bleiben soll. Er sagt es nur nicht ganz so laut, also ganz leise, er flüstert es, weil er mit der Politik im Gespräch bleiben muss. Und so ist allen recht getan, und alle haben sich wieder lieb. Bis dann der große Knall kommt und die Rx-Preise fallen…

30. Juli 2019 

Der Hamburger Apothekerverein bringt es auf den Punkt: Es gibt Vor- und Nachteile des neuen Rahmenvertrags, deshalb: Der Weg ist noch nicht zu Ende, und es muss und soll weiterverhandelt werden.“ Genauso isses, mein liebes Tagebuch. Vor allem die Sache mit dem Preisanker ist angesichts der ständigen Lieferengpässen eine Crux. Der Hamburger Apothekerverein schlussfolgert in seinem Mitgliederrundschreiben: „Wir stimmen deshalb mit all jenen von Ihnen überein, die den Preisanker generell für überflüssig halten.“ Denn die neuen Auswahlregelungen würden „automatisch“ dazu führen, dass nur noch preisgünstig unter den verfügbaren Arzneimitteln ausgewählt werden dürfe. In der Tat, mein liebes Tagebuch, was soll so eine Regelung, die besagt, dass eine Rücksprache mit dem Arzt notwendig sein muss, wenn der Preisanker wegen Nicht-Verfügbarkeit überschritten wird. Denn der Rahmenvertrag ist bereits darauf ausgelegt, die Gründe für das Überschreiten des Preisankers nachzuweisen. Also, hoffen wir mal auf fruchtbare Nachverhandlungen insbesondere für Regelungen, die sich als praxisuntauglich gezeigt haben. 


Es ist die Rede ans Volk: ABDA-Präsident Friedemann Schmidt erklärt in einem Brief, warum die ABDA sich beim Apotheken-Stärkungsgesetz so positioniert wie sie es tut und warum sie sich weiterhin konstruktiv an dem Gesetzgebungsverfahren beteiligen will. Man könnte die dreieinhalb Seiten so auf den Punkt bringen: Wir haben unsere Ziele nicht erreicht, sie waren nicht durchsetzbar. Tja, mein liebes Tagebuch, das sieht nach Schulterzucken aus, ‘tschuldigung, wir haben’s versucht, aber wenn die Politik nicht will… . Und wie wär’s mit besseren Argumenten gewesen? Egal, Schmidts Fazit lautet: Ok, Häckchen dran, blicken wir nach vorne und machen das Beste draus, wir müssen ja mit der Politik im Gespräch bleiben, um wenigstens das zu bekommen, was geht. Also, nehmen wir für uns mit, was möglich ist, und schauen mal mit der Rosa-Brille auf ein paar Millionen Euro und auf die Jucheisassa-Dienstleistungen, die uns in eine erfüllende Zukunft tragen. Und dann fügt er noch leise wie unter Tränen hinzu: Klar, das Rx-Versandverbot, das wär’s gewesen, aber da draußen, da will es keiner. Daher, versprochen, wir haben das Rx-Versandverbot nicht vergessen, wir holen es wieder aus unserer Schublade als politische Option für die Zukunft – falls das alles mit der Spahnschen Aporeform nicht klappt und wir dann eines Tages von freien Rx-Preisen überrollt werden, wenn wir nur noch 10.000 Apotheken auf dem Markt sind und überhaupt alles zu spät ist. Und ja, dann nehmen wir unser Perspektivpapier „Apotheke 2030“ zur Hand und fangen an, unsere Zukunft zu gestalten. Mein liebes Tagebuch, was er vergessen hat: …wenn es dann die ABDA noch gibt.

31. Juli 2019

Hopsassa, jucheisassa, freuen wir uns über das, was wir erreicht haben – der Brief des ABDA-Präsidenten Schmidt ans Apothekervolk erscheint in der Tat viel optimistischer als die tatsächliche Lage, meint auch DAZ-Wirtschaftsexperte Thomas Müller-Bohn, der das präsidiale Schreiben analysierte. Der ABDA-Präsident sage zwar klar, dass das Reformpaket gemessen an den Idealvorstellungen der Apotheker nicht gut sei. Doch gemessen am Status quo sei es gut. Und so liest sich der Brief nicht so, als wolle er die Apotheker auf ein notwendiges Übel einstimmen. Vielmehr scheint es, als sollten die Apotheker sich über einen ziemlich guten Erfolg freuen. Mein liebes Tagebuch, Müller-Bohns Analyse sollte man als Kommentar zum ABDA-Schreiben als Rundmail an alle schicken, denn erst mit diesen Gedanken weiß man, was wirklich auf uns zukommt.  


Interessanter Versuch: Apotheker Christian Gerninghaus verschickt, als die Temperaturen so richtig heiß sind, ein Päckchen, das zwei Minimum-Maximum-Thermometer enthält, per DHL quer durch Hessen. Das Ergebnis: Das Päckchen wird ziemlich warm, die Thermometer zeigen 60 °C und mehr. Wären da Arzneimittel drin gewesen, z. B. Suppos oder empfindliche Kapseln – super, oder? Ein Hoch auf den Versandhandel, liebe Politiker! Da helfen auch die halbseidenen weichgespülten Regulierungen nicht weiter, mit denen das Aporeformgesetz die Versender zu mehr Arzneiqualität beim Versand anhalten möchte: Bisher wurde nämlich versäumt, die genauen Temperaturanforderungen auch für den Online-Versandhandel klar zu definieren, beziehungsweise den Versand eindeutig als Transport zu definieren und die Good Distribution Practice-Leitlinien (GDP) für die ausländischen Versandapotheken verpflichtend einzuführen. Immerhin, einige Versender verschicken bei hohen Außentemperaturen temperaturkritische Arzneimittel mit sicheren temperaturgeführten Transporten (z. B. Thermomed), aber eben längst nicht alle. Ist ja auch teurer. Mein liebes Tagebuch, Dank an Apotheker Gerninghaus, der das Temperatur-Desaster beim Versand thematisierte. Hätte auch die ABDA drauf kommen können. Das sind doch alles medienwirksame Untersuchungen und Ergebnisse, die unsere pharmazeutischen Argumentationen unterstützen – warum wird das nicht stärker in die Öffentlichkeit getragen? 

1. August 2019 

Apotheker Franz Stadler bringt es in seinem Gastkommentar auf den Punkt: Warum schafft unser Gesundheitssystem es nicht, zu gesunden? Die Ursache liegt nach seiner Auffassung in zwei Welten, in die unser Gesundheitssystem zerfällt. Welt eins ist die Welt der Entscheider, Lobbyisten und Selbstdarsteller, die Welt mit Geld und Eitelkeiten. Und Welt zwei ist die der Praktiker, also all derjenigen, die die Leistungen erbringen, und die der Patienten. Die Ursache der Verschlechterung unseres Gesundheitssystems: Der Einfluss der Welt zwei auf die Entscheidungen der Welt eins ist zu gering. Problemlösungen müssten viel mehr von der Basis her gedacht werden, so Stadler, und zeigt dies am Beispiel der Importquote, die leider nur fast gestrichen worden wäre, aber durch den größeren Einfluss von Welt eins sogar noch mehr Bedeutung erhält. Ein lesenswerter Kommentar, mein liebes Tagebuch.  


Das gehört ins Tagebuch: Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft (DPhG) wird in ihrer 129-jährigen Geschichte zum zweiten Mal in ihrer Geschichte eine Frau an ihrer Spitze haben. Prof. Dr. Dagmar Fischer, Professorin für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena, wird für die Amtsperiode 2020 bis 2023 die Geschicke der DPhG leiten. Mein liebes Tagebuch, die DPhG mit über 10.000 Mitgliedern ist die wissenschaftliche Gesellschaft von uns Apothekers, es ist die Stimme von uns Apothekerinnen und Apothekern in der Öffentlichkeit, wenn es um die wissenschaftlichen Belange unseres Berufes geht. Ich finde, diese Stimme sollten wir alle stärken – und wer noch nicht DPhG-Mitglied ist, kann es für einen kleinen Jahresbeitrag werden. Erst recht jetzt, da wieder eine Frau das Präsidium leitet und unser Beruf zu über 70 Prozent von Frauen ausgeübt wird. Dagmar Fischer arbeitet derzeit bereits als Generalsekretärin im Vorstand mit. Wie es in der DPhG-Pressemitteilung heißt, werden die Modernisierung und Qualitätssicherung der Hochschulpharmazie, die gezielte Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses in der Pharmazie und ein erweitertes Angebot für Apothekerinnen und Apotheker in der Praxis Schwerpunkte der künftigen Präsidentin sein. Mit Dagmar Fischer hat die DPhG eine „hochdynamische Präsidentin“ an ihrer Spitze, wie es der derzeitige Präsident Laufer formulierte. Mein liebes Tagebuch, das kann man nur unterschreiben. Mir gefällt auch ihr beruflicher Start in die Pharmazie, nämlich über die Ausbildung zur PKA und PTA ins Pharmaziestudium und dann in eine erfolgreiche Hochschullaufbahn bis zur Professorin. Das hat was! Sie weiß, was Apotheke heißt. Mein liebes Tagebuch, wir gratulieren herzlich und wünschen uns von ihr viele Statements und Impulse für die Hochschule, aber auch für die Offizin- und Klinikapothekers.

2. August 2019

Ja, mein liebes Tagebuch, der Rahmenvertrag, der Rahmenvertrag. So richtig heiß geliebt wird er sichtlich nicht in der Praxis, wie eine kleine Umfrage auf DAZ.online zeigt. Obwohl er pharmazeutisch nüchtern betrachtet durchaus einige passable neue Regelungen enthält –  ihm machen die vermaledeiten Lieferengpässe und alles, was damit zusammenhängt, zu schaffen, beispielsweise vom Preisanker über nun drohende Retaxationen bis hin zu den Rückfragen bei den Ärzten. Mein liebes Tagebuch, das ist alles wirklich nicht easy going. Mittlerweile gibt es Stimmen aus dem Norden,“ die den Preisanker generell für überflüssig halten“. Immerhin, Vertreter des Deutschen Apothekerverbands und des Spitzenverbands Bund der Krankenkassen haben sich schon zusammengesetzt, um die Problemfälle, die sich mit dem Rahmenvertrag in der Praxis gezeigt haben, anzugehen. Hoffen wir, dass dabei auch die Crux mit den Lieferengpässen, an denen wir Apothekers so gar nicht schuld sind, thematisiert wird.  Schluss mit dem Preisanker – das wäre doch wirklich ein Wort. Mittlerweile ist die Misere mit dem Preisanker, den Lieferengpässen und der Pflicht der Apotheke, beim Arzt nachzufragen, auch bei den Ärzten angekommen, die bereits genervt wegen der Rückfragen aus den Apotheken reagieren. Ärztekammern klären bereits über die Hintergründe der vermehrten Anrufe aus den Apotheken auf und geben ihren Mitgliedern den Tipp, den Wirkstoff eines Arzneimittels zu verordnen, um Rückfragen zu vermeiden. Mein liebes Tagebuch, hoffentlich kommt das bei den Doktores an. Vielleicht sollten wir Apothekers ein Infoschreiben an die Praxen schicken, die über das Procedere aufklären, was es bedeutet, wenn das billigste Arzneimittel verordnet ist, es aber nicht lieferbar ist und was es mit der Wirkstoffverordnung auf sich hat. Gibt’s so einen Vordruck vom Deutschen Apothekerverband oder von der ABDA? 



Peter Ditzel (diz), Apotheker / Herausgeber DAZ
redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Gedanken zum Präsidentenbrief

von Jan Kusterer am 09.08.2019 um 17:48 Uhr

Stärkung der Apathie der Apotheken vor Ort
Sehr geehrter Herr Präsident,
ihr Brief zur Stärkung der Apotheken vor Ort muss in seiner Gesamtheit betrachtet werden.
Und in dieser wirkt er auf mich leider nicht wie eine große Feierrede auf den großen Wurf.
Er wirkt auf mich persönlich wie ein kleiner motivierender Klapser auf das Hinterteil eines Tour de France- Fahrers auf dem Weg zur Bergankunft in den Alpen bei über 30 Grad im Schatten.
Sie schreiben, dass sich die öffentliche Debatte zumeist auf wenige Punkte konzentriert hat. Lassen sie mich auf die „öffentliche Debatte“ zu sprechen kommen. Aus meiner Sicht gab es keine. Das einzige bisschen Öffentlichkeit existierte, wenn zum wiederholten Male wir und unsere Forderungen in Massenmedien wie zum Beispiel der Süddeutschen Zeitung oder dem Handelsblatt auseinandergenommen worden sind. Oder die Ärzteschaft in Zeitungen das „zarte Pflänzchen“ Impfungen in der Apotheke sehr offensiv angriff. Ich bin mir keiner Antwort aus der Apothekerschaft bewusst. Wollte man sich da aus der Schusslinie nehmen und diese Sachen alle am Spahnschild abprallen lassen? Möglicherweise, aber unter einer öffentlichen Debatte verstehe ich etwas anderes.
In der standesinternen Diskussion wurde sich natürlich auf wenige Punkte konzentriert, weil es diejenigen sind, die uns das Überleben bis 2030 sichern könnten. Dort muss meiner Meinung nach an erster Stelle eine gerechte und aufwandsspezifische Bezahlung von unserem größten Kunden, der GKV, stehen. Diese muss endlich regelmäßiger und vor allem stärker angepasst werden. Notdienstfonderhöhungen und Dokumentationspauschalen sind schön und gut, aber eine jährlich angepasste prozentuale Erhöhung kann man doch auch mal fordern. Und sie würde sich gleichmäßiger über alle Apotheken verteilen. Wenn wir schon mehr für Dokumentationsaufwand bekommen, wie wäre es eine Vergütung für SonderPZN´s zu fordern bei dem Aufwand, vor allem aktuell. Wenn Herr Kiefer einer realen Honoraranpassung von oben eine Absage erteilt, weil man keine Neiddebatte provozieren will finde ich das einfach nur schwach.
Das Paket ist leider auch wenn man sich das nüchtern betrachtet nicht gut. Und vielleicht sollte man sich nach über 15 Jahre wieder auf seine Idealvorstellungen versteifen und diese auch vehement verteidigen und vor allem kommunizieren. Und ist letztes Jahr nicht sehr viel konstruktive Zeit verschwendet worden, als plötzlich für ein halbes Jahr Stillschweigen mit Herrn Spahn vereinbart worden war. Wenn man gewusst hätte was am Ende dann dabei rauskommt hätte man es auch gleich verkünden können. Oder sollte es noch schlimmer kommen? Dann sollten wir das Recht haben, auch dieses zu erfahren.
Die zusätzlichen 150 Mio., die aus 350 Mio. herauskamen, für zusätzliche Dienstleistungen sind erstens nicht genug und zweitens ein riesengroßes Luftschloss. Erlauben sie mir eine Milchmädchenrechnung. 150 Mio. pro Jahr verteilt auf 18500 Apotheken (maximal) macht einen Maximalbetrag von ca. 8100 € pro Apotheke. Um sich diese zu verdienen bedarf es Zeit zum Planen und Durchführen, garantiert externe Audits, Schulungen, regelmäßige Auffrischungen, Arbeitszeit vom Personal oder mehr Personal. Dadurch verbrennen mal auf der Stelle schätzungsweise 66% (positiv geschätzt). Das heißt der „garantierte Mehrverdienst“ beträgt 2673€/ Jahr bzw. 222 € pro Monat. Das sich den Aufwand für den „Zusatzverdienst“ vor allem Apotheken, die eine „ausgezeichnete“ Personaldecke besitzen, leisten können liegt auf der Hand. Und könnte irgendjemand bitte einmal dieses Luftschloß mit mehr Fakten füllen?
Was ich in den letzten Wochen gemerkt habe ist, dass uns unsere Kunden sehr vertrauen und bei den aktuellen Lieferschwierigkeiten extrem froh sind das es uns gibt. Durch das Auftauchen der Lieferschwierigkeiten in den Massenmedien glauben es einem die Leute. Und vor allem durch unsere tagtägliche Kommunikation. Da würde ich mir wünschen, dass dieser Missstand vermehrt durch unseren Stand kommuniziert wird und wir das Möglichste machen um unsere Patienten zeitnah zu versorgen.
Kommunikation ist mein letzter großer Wunsch. Ich würde mir zum einem nach außen eine viel stärkere Profilierung und Chuzpe wünschen. Wenn wir angegriffen werden, muss aus allen Rohren zurückgefeuert werden und kein ausgleichender beschwichtigender Singsang. Und zum anderen nach innen eine größere Ehrlichkeit. Das sehr abrupte Fallenlassen von Alternativen zum „Stärkungsgesetz“ auf Knopfdruck von allen Standesorganisationen nach der Verkündung desselben und der Singsang des „Begleitens“ war sehr irritierend. Aber der Kopf ist ja bekanntlich nichts ohne den Körper und auch umgekehrt.
Wir sind wer und wir sind noch viele. Machen wir was draus.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Jan Kusterer

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Lieferengpässe: Gesagt .....

von Guter Müller, Detmold am 05.08.2019 um 13:24 Uhr

Getan!
Anbei unsere Mail an die Jury zum „Unwort des Jahres“ … (Chapeau!! Klasse Idee ...; Anlage mit Volltext auf Anfrage)

Sehr geehrter Herr Professor Wengeler,
anbei übersenden wir Ihnen - angeregt von daz.online und dem dortigen gestrigen Tagebuch von Peter Ditzel - unseren Vorschlag zum Unwort des Jahres 2019:

LIEFERENGPÄSSE
Definition:
Verharmlosende und durch seine kategorische Stringenz die Ursachen nicht hinterfragende Beschreibung der Nichtlieferbarkeit eines Produktes.
Vielfach von (meist verschreibungspflichtigen) Arzneimitteln, einzelne Stärken und/oder einzelne Packungsgrößen eines Arzneimittels eines einzelnen Arzneimittelherstellers betreffend oder mehrere Arzneimittel auch mehrerer Hersteller bis hin zur weitgehenden oder auch kompletten Lieferunfähigkeit eines ganzen Wirkstoffes.

Insbesondere bei Arzneimitteln sind Lieferengpässe verbunden mit einem erhöhten Aufwand bei sämtlichen Beteiligten - insbesondere bei den Apotheken und den Pharma-Großhändlern (ggf. auch bei den Ärzten) mit dem Ergebnis, dass die Patienten nicht wie gewohnt das vom Arzt verschriebene oder das seitens der Krankenkassen aufgrund bestehender Rabattverträge vorgesehene Medikament erhalten und ggf. sogar erneut von den behandelnden Ärzten einbestellt und auf andere Wirkstoffe umgestellt werden müssen.
(...).
Mit freundlichen Grüßen
Ihre
Fraktion BasisApotheker
in der Kammerversammlung
der Apothekerkammer Westfalen-Lippe
Gunnar Müller
– Fraktionsvorsitzender –

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Wann nimmt er endlich seinen Hut

von Gabi Umminger am 05.08.2019 um 12:53 Uhr

eindeutig klar sein dürfte, dass das letzte Rundschreiben aus der Panik resultierte, es könnte ein Quorum über 50 000 resultieren... dann nämlich geriete jemand ganz oben in ganz große Nöte! und damit das nicht passiert: bitte weiter Klappe halten und die Bürokratie abarbeiten, schön die Ohren anlegen, seid Öl im Getriebe, Sandkörner wie aufmüpfige Pharmaziestudenten werden sorgfältig ausgesiebt. Wo kämen wir da hin, wenn die Apothker plötzlich so was wie Selbstbewusstsein entwickelten!! Die sind doch komplett verzichtbar

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Liebes Tagebuch

von Heiko Barz am 04.08.2019 um 12:08 Uhr

Wie ignorant kann eigentlich ein Europäisches Gesundheits- Kommissariat sein - ein ganz illustrerer Kreis uns allen vollkommen Unbekannter - unsere RX-Versandproblematik aus welchen „Unter der Hand Abkommen“ auch immer, gegen jedes Europaweit gut funktionierendes RX- Versandverbot und gegen die berufserhaltenden Maßnahmen der 20000-X Deutschen Apotheken in Gutsherrenart zu bestimmen?
Ein Wahnsinn!
Den Irrwitz mit den Europaweiten Versandverboten von RX-Tierarzneien kann man ja nicht oft genug dem Friedemann Sch. In seine graue Gehirnmasse einbrennen. In welcher Weise das Hinterzimmergespräch mit Spahn diesen Faktor ausgelöscht hat, bleibt nach wie vor das Geheimnis dieser Beiden.
Das größte Problem unseres Berufsstandes ist aber die Agonie der „Deligierten“ zum Apotag, die nicht den Mumm haben, einem Mann die Stirn zu bieten, der von uns bezahlt und zu unserem Vorteil zu handeln hat und seit Jahren versagt.
Dieser eloquente Redner hat seit 2016 auf den Apotagen nur „Valiumreden“ unter die paralysierten Deligierten gestreut. Und wenn dann einer - ich glaube es war der Hamburger Kammerpräsident - dann doch zu kristische Fragen an den GM stellte, wurde ihm in impertinenter Form das Wort entzogen. Das war wohl nicht mit dem abgesprochenen Fragenkatalog vereinbar. Das Unglaubliche dabei war das kurze und leise leicht erschrocken wirkende Gemurre des Auditoriums- immerhin die geballte Kraft der Deutsche Apotheker. Das Ganze Prozedere kann ja nur als Devotismus bezeichnet werden.
Ein solches Kaspertheater werden wir auf dem kommenden und den weiteren Apotagen wie immer zu ertragen haben.
Liebe Kollegin Kemmritz bringen Sie bitte mehr Druck und Dampf auf diesen maroden Kessel! Es müssen sich doch einige Kollegen mit Rückgrat finden lassen, die diesem feudalistischen Verbandszirkus endgültig seine Grenzen aufzeigen.

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Sozial ist was Arbeit schafft

von Bernd Jas am 04.08.2019 um 9:52 Uhr

Guten Morgen Herr Ditzel,

ach ist das nicht wieder herrlich heute Morgen. Kaum hat man den ersten Abschnitt gelesen, sammelt sich schon wieder das erste Knöttermaterial im Zentralrechner.
Z. B. "eine nationale Arzneimittelreserve für relevante Arzneimittel". Im Ansatz ja ne´ gute Idee, aber da muss ja auch wieder ein neuer Verwaltungs-Apparat geschaffen werden, sprich neue Bullshitjobs, die gerne bezahlt werden wollen, - - - neee, - - - liebe Leute, nicht die Apothekers neben bei, wie bei dem ganzen Tamiflugedöns, dass jetzt neben dem Apomorphin, dem Pfund Aktivkohle und den anderen Relikten gammelt, diesen zum Verfall geweihten Pflichtvorräten. Wird es zentrale Lager geben; bei den Firmen oder Großhändlern? Klappt nicht!
Dann muss das wohl staatlich geschehen, mit den oben genannten Folgen. Die Allgemeinheit bezahlt´s und wir bekommen dann die ollen Prürteln in unser sonst eins-A gepflegtes Warenlager gedrückt. Nee danke.

Und wo Sie grad´ sagen Tamiflu. Da redet heute kein „Schwein“ mehr drüber, obwohl diese es uns eingebrockt haben. Bewiesener Maßen unwirksam und Millionenfach eingelagert für immer und ewig. Alles für die Katz. Bravo Roche; guter Deal!

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Weniger teure Arzneimitte und weniger Pillen sind besser für Ihre Gesundheit ...

von Christian Timme am 04.08.2019 um 9:20 Uhr

... das haben exklusiv von uns, den Gesundheitskassen, in Auftrag gegebene Studien ergeben ... leider stehen diese jetzt stärker nachgefragten Arzneimittel, auch durch die Auslagerung der Produktionsstätten nach Asien, aktuell nur noch bedingt zur Verfügung. Ihr Arzt stellt Ihnen gerne einen neuen, wesentlich übersichtlicheren, Medikationsplan aus ... den die Apotheken Ihnen gerne ausführlich erklären werden ... bis die neuen Arzneimittel zur Verfügung stehen. Ihre Gesundheit ... unsere Kasse ... denn wir wollen nur Ihr Bestes. ...

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Bühler zeigt es allen!

von Ulrich Ströh am 04.08.2019 um 8:49 Uhr

Problemlösungen mehr von der Basis her denken...
Hört sich erstmal gut an.

Ob Lieferengpässe,Rahmenvertragsprobleme,
Temperaturanforderungen,
sowie das gesamte ungenügende Reformpaket...

Nirgendwo sind wir für unsere Kunden genügend wahrnehmbar.

Von den aktuell zaghaften Unterzeichnungen der Bühler-Petition ganz zu schweigen.

Liegt nicht nur alles am ABDA-Pressesprecher!

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AW: Bühler zeigt es allen ... besonders gut können das natürlich die ?

von Christian Timme am 04.08.2019 um 12:06 Uhr

Der Erfolg oder Misserfolg der Bühler-Petition ... 50.000 Unterschriften bei 3.Millionen Kundenkontakten pro Tag ... z.B. 800 Berliner Apotheken liefern jeweils 70 Unterschriften ab ... unmöglich und das in einer Woche ...

AW: Bühler zeigt es allen ... QR-Apotheken gesucht ... nein keine REFA-Gruppe sondern Quick Response ...

von Christian Timme am 04.08.2019 um 13:23 Uhr

Es k ö n n t e alles so schön sein ... schnelle Action angesagt, kein Problem ... oder doch ... gezielte Action und Apotheke ... geht das zusammen?

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