Bei hohen Temperaturen 

Botendienst im Sommer: Das rät der Pharmazierat 

Stuttgart - 26.07.2019, 11:45 Uhr

Auch im Botendienst müssen Apotheken die Temperatur im Blick haben. (c / Foto: imago images / JOKER)

Auch im Botendienst müssen Apotheken die Temperatur im Blick haben. (c / Foto: imago images / JOKER)


Welker: Man sieht Arzneimitteln den Hitzeschaden nicht immer an

Und was sagt man den Patienten? Welker sieht es ganz klar als seine Aufgabe an, die Kunden für diese Temperaturproblematik zu sensibilisieren – damit ihnen die Gefahr von verdorbenen Arzneimitteln aus dem Versandweg bewusst werde, wie er erklärt. „Dabei bediene ich mich gerne dem Vergleich mit der Haut und der Sonneneinstrahlung: Unsere Haut vergisst nichts und merkt sich jeden Sonnenbrand. Bei Medikamenten ist es analog, die Temperaturbelastung lässt das Medikament schneller altern und kann es sogar zerstören, ohne dass man es ihm ansieht“, berichtet er gegenüber DAZ.online.

Was rät man den Patienten?

Und was tut er konkret? „Wir sprechen in der Offizin jeden Kunden mit Kühlware oder halbfesten Arzneiformen darauf an, ob er gleich nach Hause geht und wie er das macht. Dabei bringt man dann zum Ausdruck, dass es nötig ist, wirklich auf dem nächsten Weg nach Hause zu gehen und keine längere Einkaufstour oder dergleichen noch vorzunehmen. Bei Kühlware wie Insulin gebe ich immer einen leichten Kühlbeutel mit. Dieser reicht bei Insulin und kurzem Transportweg auch ohne Kühlakku, da eine Packung Insulin relativ schwer ist und nur langsam warm wird. Leichtere Kühlware oder längerer Transportweg erzwingen einen Kühlakku, der allerdings in einen Plastikbeutel zu wickeln ist. Der Plastikbeutel erfüllt zum einen den Zweck, dass Kondenswasser nicht unschöne Flecken auf die Arzneimittelpackung bringt. Und zum anderen hält er Abstand zur Arzneipackung, denn Kühlakkus mit ca. -18 °C aus dem Gefrierschrank dürfen nicht in direkten Kontakt mit Kühlgut kommen, da sonst ein Frieren der Ware eintreten könnte. Dieses Einfrierproblem kann man auch dem Kunden erklären, dass man zur Verhinderung nun leider auf den Plastikbeutel zurückgreifen muss, der aber natürlich beim Zurückbringen von Kühlakku und Kühlbeutel wiederverwendet wird. Im gleichen Atemzug lässt sich dann erwähnen, dass viele Arzneimittel auch im Winter nicht außen bei Minustemperaturen gelagert werden dürfen, was in der Logistik über den Versandweg nicht berücksichtigt wird.“



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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Die letzten Meter entscheiden

4 Kommentare

Post hat keine Klimaautomatik

von ratatosk am 26.07.2019 um 18:47 Uhr

Die aktuellen Postautos mit e-Antrieb haben alle keine Kühlmöglichkeit, da die Post diese unter anderem zugunsten von Reichweite nicht mitbestellt hat, ist für fast alle Sendungen natürlich vernünftig - für die Zusteller/innen aber eine harte Nuß
Noch irgenwelche Fragen ? zur deutschen Politik mit angeblicher Qualität - QMS etc. ?
Aber wir wollen die Versender natürlich nicht molestieren oder die Saudis ärgern oder die Anschlußverwendung gefährden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Alarmstufe Rot

von Wolfgang Müller am 26.07.2019 um 17:22 Uhr

Alle warnen zu Recht vor der Trivialisierung von Arzneimitteln. Die ungebremst voranschreitende Infantilisierung unseres Berufs ist allerdings genauso schlimm.

Und das soll dann "QM" sein. Nein, QM wäre genau das Gegenteil davon, einerseits akademische Kollegen in Angst und Schrecken zu versetzen, und andererseits dieselben Akademiker wie Kleinkinder zu behandeln. Vor denen man die Allgemeinheit, und die man auch vor sich selbst immer engmaschiger schützen muss.

Und bitte bitte bitte komme mir jetzt Keine/r:: "Herr Müller Herr Müller das ist doch Alles nur um die Politik zu beeindrucken und den Versand kleinzukriegen! Seien Sie still, kusch!" Das ist absurd.

Man sollte mal endlich anfangen zu diskutieren, zu wieviel Prozent dieses hausgemachte Gängelungs-Elend daran Schuld ist, dass wir keine Nachfolger finden.

Sollte ich meinen Kindern mal raten, meine Nachfolge nicht anzutreten: Es wären sicher weniger die kaufmännischen Risiken, warum ich es täte, sondern der regulatorische Würgegriff und seine spezielle, vor Allem auch vollkommen unwissenschaftliche und unlogische apothekerliche Ausprägung. Wenn es so weitergeht, wie es gerade aussieht: Da können sie dann mit mehr Würde, weniger Erpressbarkeit und weniger Unberechenbarkeit, was noch Alles für Quatsch kommt, lieber was Anderes machen.

Ich hoffe, hier gibt es rechtzeitig eine klare Umkehr. Oft muss ja erstmal ein bizarrer Tiefpunkt erreicht sein, damit es ins Positive kippt.

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gut gemeint

von Karl Friedrich Müller am 26.07.2019 um 16:27 Uhr

aber für was für Trottel werden wir eigentlich gehalten, wenn man meint, solche Ratschläge geben zu müssen?

» Auf diesen Kommentar antworten | 1 Antwort

AW: gut gemeint

von Kai Kreutzer am 07.08.2019 um 3:22 Uhr

Ich mache mir jetzt seit 10 Jahren Gedanken, wie man den Botendienst im Sommer vorschriftsmäßig durchführen kann. Ich habe zwar ein wissenschaftliches Studium absolviert, habe aber den Eindruck gewonnen, daß mein Apothekergehirn für solche komplexen Fragestellungen nicht ausreicht.
Muss man dafür promovieren ?

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