Bei hohen Temperaturen 

Botendienst im Sommer: Das rät der Pharmazierat 

Stuttgart - 26.07.2019, 11:45 Uhr

Auch im Botendienst müssen Apotheken die Temperatur im Blick haben. (c / Foto: imago images / JOKER)

Auch im Botendienst müssen Apotheken die Temperatur im Blick haben. (c / Foto: imago images / JOKER)


Für Arzneimittel sind strenge Lagerungsbedingungen vorgeschrieben. Auch im Botendienst muss man bei hohen Außentemperaturen die Temperatur im Blick haben. Nach den Erfahrungen von Pharmazierat Christian Bauer sind die Apotheken hier aber sehr sorgfältig, wie er gegenüber DAZ.online erklärt. Da gebe es keine Probleme. Außerdem erklären er und Apotheker Dr. Armin Welker, wie sie den Botendienst bei warmen Temperaturen handhaben, damit die Qualität der auszuliefernden Arzneimittel gewährleistet ist.

Über 30 Grad zeigt das Thermometer in den meisten Regionen Deutschlands  derzeit. Da kann man schon mal ins Schwitzen kommen. Apothekenmitarbeiter wissen vermutlich in diesen Tagen die wohl temperierten Betriebsräume besonders zu schätzen – maximal 25 Grad lautet bekanntermaßen die Vorgabe. Auch im Botendienst muss die Apotheke dafür sorgen, dass die Arzneimittel nicht zu warm  werden. Doch gibt es da spezielle Regeln? DAZ.online hat mit dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Pharmazieräte Christian Bauer gesprochen. Maßgeblich sei natürlich die Apothekenbetriebsordnung, erklärt er. Laut § 17 Absatz 2a müssen Arzneimittel so verpackt, transportiert und ausgeliefert werden, dass Qualität und Wirksamkeit erhalten bleiben – sprich es sollten die vorgeschriebenen Bedingungen eingehalten werden.

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Tipps für die Praxis

Was bedeutet das konkret für die Praxis? Die meisten Lieferfahrzeuge sollten heutzutage klimatisiert sein, das sei ja auch im Sinne des Fahrers, so Bauer. „Der will auch nicht schwitzen“. Die Temperatur unter 25 Grad zu halten stelle also kein Problem dar. Im Idealfall stehe das Auto zudem in der Garage, sodass es sich nicht aufheizt. Außerdem werden die Arzneimittel zumeist in Papiertüten verpackt, das isoliere auch, erklärt der Pharmazierat, der eine Apotheke im bayerischen Burglengenfeld betreibt und die tägliche Praxis gut kennt. Kühlware und Empfindliches wie Zäpfchen kämen natürlich in eine Kühlbox mit einem Kühlakku. Worauf Bauer auch noch hinweist: „Der Botendienst legt relativ kurze Wege zurück und ist nicht lange unterwegs, bis er seine Runde fertig hat. Das ist mit den Fahrzeugen von Logistikern, die den ganzen Tag durch die Stadt fahren, nicht zu vergleichen. Zudem weiß unser Fahrer, was er ausliefert und stellt das Auto entsprechend nicht in die Sonne. Er ist schließlich Angestellter der Apotheke, weisungsgebunden und entsprechend verantwortungsbewusst.“ Zudem fänden viele Auslieferungen erst abends nach Ladenschluss statt und nicht in der Mittagssonne.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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Die letzten Meter entscheiden

4 Kommentare

Post hat keine Klimaautomatik

von ratatosk am 26.07.2019 um 18:47 Uhr

Die aktuellen Postautos mit e-Antrieb haben alle keine Kühlmöglichkeit, da die Post diese unter anderem zugunsten von Reichweite nicht mitbestellt hat, ist für fast alle Sendungen natürlich vernünftig - für die Zusteller/innen aber eine harte Nuß
Noch irgenwelche Fragen ? zur deutschen Politik mit angeblicher Qualität - QMS etc. ?
Aber wir wollen die Versender natürlich nicht molestieren oder die Saudis ärgern oder die Anschlußverwendung gefährden.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Alarmstufe Rot

von Wolfgang Müller am 26.07.2019 um 17:22 Uhr

Alle warnen zu Recht vor der Trivialisierung von Arzneimitteln. Die ungebremst voranschreitende Infantilisierung unseres Berufs ist allerdings genauso schlimm.

Und das soll dann "QM" sein. Nein, QM wäre genau das Gegenteil davon, einerseits akademische Kollegen in Angst und Schrecken zu versetzen, und andererseits dieselben Akademiker wie Kleinkinder zu behandeln. Vor denen man die Allgemeinheit, und die man auch vor sich selbst immer engmaschiger schützen muss.

Und bitte bitte bitte komme mir jetzt Keine/r:: "Herr Müller Herr Müller das ist doch Alles nur um die Politik zu beeindrucken und den Versand kleinzukriegen! Seien Sie still, kusch!" Das ist absurd.

Man sollte mal endlich anfangen zu diskutieren, zu wieviel Prozent dieses hausgemachte Gängelungs-Elend daran Schuld ist, dass wir keine Nachfolger finden.

Sollte ich meinen Kindern mal raten, meine Nachfolge nicht anzutreten: Es wären sicher weniger die kaufmännischen Risiken, warum ich es täte, sondern der regulatorische Würgegriff und seine spezielle, vor Allem auch vollkommen unwissenschaftliche und unlogische apothekerliche Ausprägung. Wenn es so weitergeht, wie es gerade aussieht: Da können sie dann mit mehr Würde, weniger Erpressbarkeit und weniger Unberechenbarkeit, was noch Alles für Quatsch kommt, lieber was Anderes machen.

Ich hoffe, hier gibt es rechtzeitig eine klare Umkehr. Oft muss ja erstmal ein bizarrer Tiefpunkt erreicht sein, damit es ins Positive kippt.

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gut gemeint

von Karl Friedrich Müller am 26.07.2019 um 16:27 Uhr

aber für was für Trottel werden wir eigentlich gehalten, wenn man meint, solche Ratschläge geben zu müssen?

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AW: gut gemeint

von Kai Kreutzer am 07.08.2019 um 3:22 Uhr

Ich mache mir jetzt seit 10 Jahren Gedanken, wie man den Botendienst im Sommer vorschriftsmäßig durchführen kann. Ich habe zwar ein wissenschaftliches Studium absolviert, habe aber den Eindruck gewonnen, daß mein Apothekergehirn für solche komplexen Fragestellungen nicht ausreicht.
Muss man dafür promovieren ?

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