Apothekerkammer Schleswig-Holstein

Tele-Medizin im Norden: Bald auch Apotheker mit vernetzt

Düsseldorf - 25.07.2019, 16:45 Uhr

Symbolfoto zur Telemedizin: Das Interesse an der Tele-Medizin – und damit verbunden an E-Rezept-Lösungen – ist insbesondere in den weniger besiedelten Flächenländern groß. (Foto: imago images / Jochen Tack)

Symbolfoto zur Telemedizin: Das Interesse an der Tele-Medizin – und damit verbunden an E-Rezept-Lösungen – ist insbesondere in den weniger besiedelten Flächenländern groß. (Foto: imago images / Jochen Tack)


Rund ein Jahr laufen in Deutschlands nördlichstem Bundesland nun bereits mehrere Tele-Medizin-Projekte – mit Erfolgen unter anderem auch in der Notfallbehandlung. Nun will die Apothekerkammer Schleswig-Holstein einen Schritt weiter gehen und mit einem Projekt auch die Apotheker in die Tele-Medizin einbinden.

Im Mai 2018 hatte der Deutsche Ärztetag das Fernbehandlungsverbot gekippt. Bereits zuvor, seit 2016 laufen in Baden-Württemberg Modellprojekte, machte der Bayrische Ärztetag den Weg frei. Und auch die Landesärztekammer im nördlichsten Bundesland Schleswig-Holstein lockerte schon im April 2018 das Verbot deutlich.

An der Küste hat die Tele-Medizin dabei neben vier spezialisierten Projekten für Diabetes-, Herz- und Epilepsie-Patienten sowie für Pflegeeinrichtungen auch eine Video-Sprechstunde beim Hausarzt zu bieten. Seit Anfang 2019 hatte man auch das Projekt HALLIGeMed in einem Testbetrieb. Dabei steht vor allem die Notfallmedizin im Mittelpunkt, denn auf den Halligen im nordfriesischen Wattenmeer gibt es keinen Rettungsdienst.

Projekt mit 750.000 Euro gefördert, Übergang in Regelbetrieb

In dem zunächst auf drei Jahre angelegten Projekt, das mit 750.000 Euro gefördert wird, konnte das Universitätsklinikum Schleswig-Holstein mit Sitz in Kiel jetzt vermelden, dass man mit der Telemedizinzentrale am Institut für Rettungs- und Notfallmedizin in den Regelbetrieb übergegangen sei. Erste Notfälle, bei denen Ärzte in Kiel per mobilem Internet den Rettungssanitäter vor Ort unterstützen, habe man bereits erfolgreich behandeln können, wie etwa eine Verlegung eines Patienten per Hubschrauber, bei denen die Vitaldaten engmaschig per Tele-Medizin überwacht werden konnten, heißt es in einem Bericht der „Biosphäre Die Halligen“ Arbeitsgemeinschaft. Dabei habe der Halligpfleger angeleitet durch den Tele-Arzt wichtige Medikamente eine halbe Stunde vor Eintreffen des Hubschraubers verabreichen können.

Medikamente sind dann auch das Stichwort für Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Zwar nicht in der Notfall-Tele-Medizin aber eben auch digital und vernetzt. „Was nützt es, wenn die Patienten per Internet den Arzt konsultieren, sich dann aber doch das Papier-Rezept abholen müssen“, sagt er.

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Daher wolle man nun zügig ein Projekt starten, mit dem die Apotheker in Schleswig-Holstein ebenfalls in die Tele-Medizin-Projekte eingebunden werden könnten. Ganz ähnlich wie in Baden-Württemberg, wo eigentlich bereits seit dem 2. Quartal 2019 das Projekt GERDA, das steht für „Geschützter E-Rezept Dienst der Apotheken“, starten sollte, will man auch im Norden ein E-Rezept erproben.

Papier und E-Rezept parallel testen

„Mittlerweile sind die Möglichkeiten zum Datenschutz doch bereits weit entwickelt“, sagt Jaschkowski. Er kann sich vorstellen, dass man das Papier- und ein E-Rezept erstmal parallel testet. „Ein QR-Code auf dem Papier-Rezept könnte bei der Digitalisierung helfen, so dass man die Daten vereinheitlichen kann“, sagt Jaschkowski. Gespeichert werden könnten die Daten auf dem gesicherten Server der Kassenärztlichen Vereinigung, sagt er.

Seit Anfang Juni habe man mit den Planungen in einer Arbeitsgruppe begonnen. Den Start des Projektes, dass testweise wahrscheinlich zunächst mindestens ein halbes Jahr laufen soll, wolle man sobald wie möglich in die Wege leiten.

Unterdessen verzögert sich in Baden-Württemberg der Start von GERDA voraussichtlich bis in den November, da noch an technischen Details gearbeitet wird.

Auch ansonsten habe sich im Bereich der Tele-Medizin in Deutschland erst wenig getan, berichtet vor Kurzem der Deutschlandfunk in einem Beitrag. So sei das Projekt eines Start-Ups in Niedersachsen daran gescheitert, dass die angebotenen Internetverbindungen bei den Ärzten zu schlecht gewesen seien. In dem Zusammenhang wird nach Meinung mehrerer Experten auch der Ausbau des mobilen Internet-Standards 5G zukünftig eine Rolle spielen. Ferner sei im Falle gesetzlich versicherter Patienten die Frage der Abrechnung noch nicht abschließend geklärt.

Das Interesse an der Tele-Medizin – und damit verbunden an E-Rezept-Lösungen – ist allerdings insbesondere in den weniger besiedelten Flächenländern groß. So drang erst im März etwa die Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern ebenfalls auf einen Ausbau der Tele-Medizin und auf eine Lockerung des in dem Bundesland seitens der Landesärztekammer noch bestehenden Fernbehandlungsverbotes.



Volker Budinger, Diplom-Biologe, freier Journalist
redaktion@daz.online


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