Apothekenlandschaft in der Hauptstadt

Berlin hat innerhalb von zehn Jahren 100 Apotheken verloren

Berlin - 25.07.2019, 09:00 Uhr

Das Apothekensterben macht auch vor Großstädten nicht halt. Die Räume der ehemaligen Falken-Apotheke in Berlin-Kreuzberg stehen seit Monaten leer. (b/Foto: Sket)

Das Apothekensterben macht auch vor Großstädten nicht halt. Die Räume der ehemaligen Falken-Apotheke in Berlin-Kreuzberg stehen seit Monaten leer. (b/Foto: Sket)


In Berlin gibt es rund 100 Apotheken weniger als vor zehn Jahren. Nach dem am Mittwoch vorgestellten Jahresbericht des Landesamts für Gesundheit und Soziales (LAGeSo) sank die Zahl von 899 Apotheken im Jahr 2008 auf 794 im Jahr 2018. Als Grund dafür vermutet LAGeSo-Chef Franz Allert gestiegene Gewerbemieten für Ladenlokale.

Das Landesamt für Gesundheit und Soziales (LAGeSo), das unter anderem für die Überwachung der Berliner Apotheken zuständig ist, hat am gestrigen Mittwoch seinen Jahresbericht 2018 vorgestellt. Aus diesem geht unter anderem hervor, dass die Zahl der Apotheken in der Hauptstadt in den vergangenen zehn Jahren um 105 Betriebsstätten gesunken ist – 794 waren es im vergangenen Jahr noch. Allein 2018 machten 22 Apotheken für immer dicht, 2017 waren es 19.

Als Grund für die zurückgehenden Apothekenzahlen vermutet LAGeSo-Chef Franz Allert gestiegene Gewerbemieten für Ladenlokale. Für kritisch hält er die neue Lage allerdings nicht. Die Versorgung mit Medikamenten sei weiter sichergestellt. Die Dichte von Apotheken sei in einigen Innenstadtbezirken immer noch bemerkenswert hoch. Vermutlich hätten sich vor allem Apotheker, die mehrere Filialen betrieben, seit 2008 von einigen getrennt, so Allert. Tatsächlich kommt Berlin nach wie vor auf eine Apothekendichte von 22 Apotheken auf 100.000 Einwohner – der Bundesdurchschnitt liegt bei 23.

Kemmritz: Auch die Berufsvertretung muss sich Fragen stellen

Für Kerstin Kemmritz, Präsidentin der Apothekerkammer Berlin, sind 100 Apotheken weniger in zehn Jahren „eine 'Hausnummer', die zeigt, dass das Apothekensterben nicht nur auf dem Land stattfindet, sondern auch vor der Großstadt nicht Halt macht“. Die Gründe dafür seien sicherlich vielfältig, sagte sie gegenüber DAZ.online. Aber hinter jeder geschlossenen Apotheke stehe ein individuelles Schicksal und eine oft jahrzehntelange Tätigkeit für das Gemeinwohl der Bevölkerung. „Es macht traurig, dass viele Apotheken im heutigen Umfeld keinen Nachfolger mehr finden und wir müssen uns auch als Berufsvertretung fragen, ob wir das das eine oder andere Mal auch hätten verhindern können“, so Kemmritz.
 

Hitzewelle sorgte für anlassbezogene Kontrollen

Doch das LAGeSo hat noch weitere interessante Zahlen zu Apotheken und dem Gesundheits- und Arzneimittelwesen parat: So lag jeder vierten in Berlin erteilten Approbation von Apothekerinnen und Apothekern eine ausländische Ausbildung zugrunde. Bei den ärztlichen Approbationen war es sogar jede dritte.

136 Regelbesichtigungen

Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 136 Regelbesichtigungen in Apotheken durchgeführt. Bei den 56 Pharmazeutischen Unternehmen (mit Herstellungserlaubnis) und 101 pharmazeutischen Großhändlern in Berlin wurden durch das Pharmazeutische Inspektorat zudem 41 GMP- und 12 GDP-Inspektionen durchgeführt. Laut LAGeSo lag der Schwerpunkt bei der Überwachung in 2018 bei den Arzneimittelfälschungen. Zwar wurden keine Arzneimittelfälschungen in Berlin festgestellt. Doch nach der „Lunapharm-Affäre“ im vergangenen Jahr, war in Berlin ebenso wie in Brandenburg eine steigende Zahl von Verdachtsfällen zu verzeichnen. Übrigens führte die Causa Lunapharm nicht nur in den zuständigen Behörden Brandenburgs zu Neueinstellungen. Auch in Berlin wurde für die Überwachung von Pharmaunternehmen und Händlern die Personalausstattung beim LAGeSo verstärkt: Es gab zehn zusätzliche Stellen für Apotheker und drei zusätzliche Stellen für PTA. Auf Initiative Berlins gibt es jetzt zudem eine bundesweite Fachgruppe „Apothekenüberwachung“, wie dem Bericht zu entnehmen ist. Den Vorsitz hat die Berliner Apothekenaufsicht.

Übrigens: Ein besonderer Anlass für Apotheken-Kontrollen war 2018 die lang anhaltende Hitzewelle. Dabei wurden drei Apotheken ausgemacht, die es nicht schafften, die geforderte Lagertemperatur von höchstens 25°C zu halten – sie mussten daher für einige Tage schließen. Währenddessen sorgten sie mit zusätzlichen Maßnahmen für Abkühlung und prüften anschließend die Ware auf Schäden – stets unter dem wachen Auge der LAGeSo-Mitarbeiter.



Kirsten Sucker-Sket / dpa
redaktion@daz.online


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