Niemegk, Brandenburg

Rezeptsammelstelle nun doch von Kammer genehmigt

Berlin - 17.07.2019, 12:10 Uhr

Die Robert-Koch-Apotheke (hier ein Bild aus dem Jahr 2017) war die einzige Apotheke im kleinen brandenburgischen Ort Niemegk. Seit Mai dieses Jahres ist sie geschlossen. Nun können Rezepte in einer Rezeptsammelstelle am Rathaus abgegeben werden. (Foto: imago images / Steinach)

Die Robert-Koch-Apotheke (hier ein Bild aus dem Jahr 2017) war die einzige Apotheke im kleinen brandenburgischen Ort Niemegk. Seit Mai dieses Jahres ist sie geschlossen. Nun können Rezepte in einer Rezeptsammelstelle am Rathaus abgegeben werden. (Foto: imago images / Steinach)


Manchmal geht es schneller als gedacht. Der kleine Ort Niemegk in Brandenburg bekommt nun doch seine Rezeptsammelstelle. Zunächst abgelehnt durch die Landesapothekerkammer Brandenburg wurde dem Widerspruch der Antragstellerin Apothekerin Antje Aepler aus Wittenberg nun stattgegeben und eine Rezeptsammelstelle für Niemegk genehmigt.

Das brandenburgische Niemegk, Kleinstadt im Süden des Landkreises Potsdam-Mittelmark, ist seit Anfang Mai dieses Jahres ohne Apotheke. Die alteingesessene Robert-Koch-Apotheke konnte ihren Betrieb wegen fehlendem Nachfolger nicht weiter führen – ein heutzutage nicht selten anzutreffender Fakt. Apothekerin Antje Aepler von der Fläming-Apotheke aus dem benachbarten Straach, Ortsteil der Lutherstadt-Wittenberg (Sachsen-Anhalt), hatte daraufhin bei der Landesapothekerkammer Brandenburg eine Rezeptsammelstelle für Niemegk beantragt – zunächst ohne Erfolg.

Das Anliegen von Aepler wurde von der Stadt Niemegk begrüßt und aktiv unterstützt. Amtsdirektor Thomas Hemmerling erläuterte, genauso wie auch Antje Aepler, das Vorhaben und die Probleme der Niemegker nach Wegfall der einzigen Apotheke des Ortes. DAZ.online berichtete über die Problematiken.  

Rezeptsammelstelle zunächst abgelehnt – Widerspruch folgte

So hatte die Landesapothekerkammer Brandenburg den Antrag der Wittenberger Apothekerin zunächst abgelehnt mit dem Verweis darauf, dass nach den Brandenburger Kammerrichtlinien im Falle Niemegk nicht die notwendigen Voraussetzungen für eine Rezeptsammelstelle vorlägen. Aepler habe daraufhin einen fristgerechten Widerspruch eingelegt.

Bis zum Gesundheitsministerium war der Niemegker Fall zwischenzeitlich vorgedrungen. Das Ministerium bestätigte gegenüber DAZ.online, dass das Rechtsamt des Ministeriums die LAK Brandenburg um eine Stellungnahme zur abgelehnten Rezeptsammelstelle gebeten habe. Angekündigt wurden zudem Gesprächstermine im August zwischen Vertretern der Stadt Niemegk und der LAK Brandenburg beziehungsweise dem Gesundheitsministerium.

Kammer erkennt „regionale Besonderheiten vor Ort“ an

Doch es kam überraschend schnell anders. Die LAK Brandenburg genehmigt nun doch die Rezeptsammelstelle für Niemegk und bestätigt gegenüber DAZ.online: „Die Fläming-Apotheke in Wittenberg hatte gegen den Ablehnungsbescheid von uns Widerspruch eingelegt, den wir juristisch geprüft haben. Wir hatten einer Einrichtung einer Rezeptsammelstelle nicht zugestimmt, weil die formalen Kriterien unserer Richtlinie im Falle der geschlossenen Apotheke in Niemegk nicht erfüllt waren. Nach Berücksichtigung der regionalen Besonderheiten vor Ort sind wir nun aber zu dem Schluss gekommen, dass eine Abweichung von diesen Kriterien in diesem Fall gerechtfertigt ist. Die Rezeptsammelstelle wurde somit genehmigt.“

Rezeptsammelstelle erspart langen Weg in benachbarte Orte

Zukünftig können die Niemegker Bürger ihre Rezepte in dem von der Fläming-Apotheke am Niemegker Rathaus angebrachten speziellen Briefkasten einwerfen. Der von Apothekerin Aepler angebotene Botendienst soll auf diesem Wege den Niemegkern den langen und umständlichen Weg per Bus zur nächsten Apotheke ersparen.

Amtsdirektor Hemmerling hatte – wie bereits berichtet – angeführt, dass der Vorschlag der LAK Brandenburg, die Niemegker Bürger könnten doch den stündlich verkehrenden Bus ins benachbarte Bad Belzig oder nach Treuenbrietzen nutzen, nicht akzeptabel sei: „Das ist überhaupt gar keine gute Option, weil man sich eben vorstellen muss, dass das Einzugsgebiet der Stadt Niemegk 225 Quadratkilometer groß ist – damit also um einiges größer als unsere Landeshauptstadt – und sich aus 23 Orten zusammensetzt. Es ist also nicht so, dass die Leute hier alle in der Nähe der Bushaltestelle leben, sondern die brauchen in der Regel noch einen Anschlussbus, um auf ihr Dorf zu kommen.“  

Größter Wunsch: eine neue Apotheke für Niemegk

Gegenüber der Lokalpresse zeigten sich alle Beteiligten, so auch Apothekerin Aepler und Amtsdirektor Hemmerling, sehr zufrieden über die Entscheidung pro Rezeptsammelstelle. Diese solle nun zumindest befristet den Bürgern lange Wege ersparen.

Dennoch bleibt der Wunsch der Niemegker nach einer eigenen Apotheke bestehen. „Wir wünschen uns natürlich ganz dringend, dass es hier in Niemegk eine Apotheke gibt. Also wenn es uns gelingt, einen Apotheker oder eine Apothekerin zu finden, die Interesse hätten, hier in Niemegk wieder eine Apotheke zu eröffnen. Das ist natürlich unser Traum“, äußerte sich Hemmerling bereits gegenüber DAZ.online – und betonte, dass die Rezeptsammelstelle sehr erwünscht, aber hoffentlich nur eine Übergangslösung sei.



Inken Rutz, Apothekerin, Autorin DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

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von Christiane Patzelt am 17.07.2019 um 12:24 Uhr

"erzählt mir doch nich, dasset nich jeht" (Regine Hildebrandt)
Aber jetzt ist die Kuh ja vom Eis - n 2. Hüffenhardt hätts jetzt auch nicht gebraucht...

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