Attacke auf die Mittelsmänner

US-Arzneimittelversorgung: Amazon will mit Krankenversicherungen verhandeln

München - 08.07.2019, 09:00 Uhr

Arzneimittel könnten in den USA von Amazon ausgeliefert werden. US-Medien zufolge verhandelt der Versandkonzern schon mit Krankenversicherungen. (r / Foto: imago images / Levine-Roberts)

Arzneimittel könnten in den USA von Amazon ausgeliefert werden. US-Medien zufolge verhandelt der Versandkonzern schon mit Krankenversicherungen. (r / Foto: imago images / Levine-Roberts)


Ein kürzlich zu Ende gegangener Rechtsstreit zwischen dem Gesundheitskonzern CVS und Amazon zeigt, wie der Onlineriese das Geschäft im US-Arzneimittelhandel aufmischen könnte. Dabei zielt der Konzern offenbar darauf ab, direkt mit Krankenversicherern ins Geschäft zu kommen. Die ohnehin unter Beschuss stehenden einflussreichen Pharmacy Benefit Manager (PBM) sehen das mit Sorge.

Die Ambitionen von Amazon, in das Pharmahandels- und Gesundheitsgeschäft einzusteigen, sind vor allem in den USA seit Längerem zu beobachten: Vor einem Jahr gab der Konzern die Übernahme der Versandapotheke PillPack bekannt; gemeinsam mit der US-Großbank JPMorgan Chase und Warren Buffetts Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway will Amazon zudem ein eigenes Unternehmen zur Gesundheitsversorgung von Mitarbeitern aufbauen. Auch hierzulande gab es bereits erst Testballons, beispielsweise Apotheker für die Vermarktung von Arzneimitteln auf der Plattform zu gewinnen.

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Ein Gerichtsverfahren in den USA gibt nun Hinweise, in welche Richtung die nächsten Schritte Amazons in den USA gehen könnten. Nach übereinstimmenden Berichten verschiedener US-Medien ging es dabei um einen ehemaligen Spitzenmanager der US-Gesundheitsfirma und Apothekenkette CVS, der als Pharmacy Benefit Manager Arzneimittelpreise mit Krankenkassen verhandelt hatte. Dieser Mann wollte zu PillPack wechseln. Daraufhin war CVS vor Gericht gezogen, da der Konzern angenommen hatte, dass PillPack mithilfe des neuen Managers versuchen werde, die bestehenden Strukturen des Gesundheitssystems zu umgehen und direkt mit Krankenversicherungen über Medikamentenpreise verhandeln werde.

Es gab schon Gespräche

Laut Anklageschrift habe Amazon-PillPack bereits direkte Gespräche mit Blue Cross Blue Shield begonnen, einem Verbund von 36 Krankenversicherern, bei denen insgesamt 100 Millionen Amerikaner versichert sind. Diese Gespräche hätten zum Ziel gehabt, die Versicherten mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln zu beliefern. Laut CNBC und Business Insider habe Amazon vor Gericht eingeräumt, man werde „sowohl mit privaten als auch mit öffentlichen Kostenträgern verhandeln und Beziehungen zu diesen aufbauen“. Wörtlich sagte Amazon PillPack-Chef TJ Parker, sein Unternehmen habe „eine Reihe von unterschiedlichen Dingen“ untersucht.

Es sei offensichtlich, dass PillPack versucht habe, direkt mit Versicherern und anderen Kostenträgern zu verhandeln, urteilte auch das Gericht. Es verbot dem ehemaligen CVS-Mitarbeiter, in der vorgesehenen Funktion zu PillPack zu wechseln.



Thorsten Schüller, Autor DAZ.online
redaktion@daz.online


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1 Kommentar

Amazon kommt ... nur steht dann das A für ...

von Christian Timme am 08.07.2019 um 11:45 Uhr

Während DocMo das „EU-Fieberthermometer“ für Amazon spielt ... werden im Heimatmarkt USA die „Weichen“ auch für den „Rest der Welt“ und damit auch für „unsere Zukunft“ gestellt. Mit dem Markteintritt in Deutschland ... stünde dann den Apotheken der voraussichtlich „letzte regulatorische Eingriff“ ins Haus ... Ende der Diskussion(en) ...

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