Brandenburg

Hitzige Apotheken-Debatte vor der Landtagswahl

Potsdam - 05.07.2019, 13:30 Uhr

Moderator Prof. Andreas Kaapke (ganz links) diskutierte mit den Brandenburger Politikern Dietmar Buchberger (AfD), Martin Wandrey (Grüne), Peter Vida (Freie Wähler), Barbara Richstein (CDU), Kathrin Dannenberg (Linke), Hans-Peter Goetz (FDP) und Daniel Keller (SPD) (v.l.n.r.) über ein mögliches Pharmaziestudium und den Versandhandel. (c / Foto: LAK BB)

Moderator Prof. Andreas Kaapke (ganz links) diskutierte mit den Brandenburger Politikern Dietmar Buchberger (AfD), Martin Wandrey (Grüne), Peter Vida (Freie Wähler), Barbara Richstein (CDU), Kathrin Dannenberg (Linke), Hans-Peter Goetz (FDP) und Daniel Keller (SPD) (v.l.n.r.) über ein mögliches Pharmaziestudium und den Versandhandel. (c / Foto: LAK BB)


CDU will neuen Studiengang und Landapotheker-Stipendien

Die CDU-Kandidatin und Landtagsabgeordnete Barbara Richstein zeigte Verständnis für die Zukunftsängste der Apotheker und erinnerte daran, dass ihre Partei den Pharmaziestudiengang „explizit“ ins Wahlprogramm aufgenommen habe. Sie fügte hinzu, dass man ein „System einrichten“ müsse, bei dem etwa Stipendien an Apotheker und Ärzte verteilt werden, um sie in ländliche Regionen zu halten. Die Linken-Politikerin Kathrin Dannenberg, deren Parteikollegin Susanna Karawanskij derzeit Gesundheitsministerin im Land ist, machte den Apothekern keine großen Hoffnungen. Unter anderem müsse man erst einmal überprüfen, wie viele Menschen ihre Medikamente über den Versandhandel bestellen“, bevor man ein „Pharmazeuten-Förderungsprogramm“ verabschiede.

Auch FDP-Spitzenkandidat Hans-Peter Goetz – die FDP ist derzeit nicht im Landtag – wollte mit Blick auf das Pharmaziestudium keine Versprechungen machen, die er „am Ende nicht einhalten“ könne. Grünen-Politiker Martin Wandrey, der derzeit Medizin studiert, erklärte, dass der neue Studiengang in Brandenburg eine von vielen Maßnahmen sei, die Apotheken im Land zu stärken. Er plädierte mit Hinweis auf die Apothekenpolitik seiner Bundestagsfraktion und das BMWi-Honorargutachten dafür, Landapotheken gezielt zu stärken, indem man das Apothekenhonorar künftig „gestaffelt“ auszahle – je größer die Apotheke, desto geringer der Verdienst pro Packung. Außerdem stellte Wandrey mehrfach zur Debatte, ob die Apothekenbetriebsordnung, also die Anforderungen an die Apothekeneinrichtung, für kleinere Landapotheken nicht gelockert werden könnten.

Debatte über den Versandhandel

Doch der mögliche neue Pharmaziestudiengang war nicht das einzige Thema, das die Gesprächsatmosphäre erhitzte. Mehrere Apotheker richteten sich in Fragen und Ansprachen an Grünen-Politiker Wandrey. Apothekerin Christiane Patzelt wollte von Wandrey wissen, wie seine Partei den Versandhandel so befürworten könne, wenn das Konzept mit den Auslieferungen doch so unökologisch sei. Wandrey erklärte, dass es innerhalb seiner Partei dazu eine „noch laufende Debatte“ gebe. In jedem Fall seien die Grünen aber dafür, „gewisse Verpackungen“ im Versandhandel zu verbieten und die Lieferanforderungen an den Versandhandel mit denen für Großhändler gleichzustellen.

Der AfD-Politiker Dr. Dietmar Buchberger sprach sich als einziger anwesender Politiker für das Rx-Versandverbot aus. „Wir wollen keinen Rx-Versandhandel, sondern die Apotheken stärken, die gehören nämlich zum Stadtbild dazu. Man kann in der medizinischen Versorgung keine marktwirtschaftlichen Gesichtspunkte zur Geltung kommen lassen“, sagte Buchberger, der auch Arzt ist. FDP-Politiker Goetze sagte mit Blick auf die Konkurrenz aus dem Versandhandel, dass er sich „keine Sorgen um die Apotheken und Apotheker“ mache, denn: „Sie werden bei einer Schließung kein Problem haben, einen neuen Job zu finden. Das Problem sind die Leute in den Dörfern, die dann keine Apotheke mehr haben. Deswegen ist es wichtig, die Apotheken zu erhalten.“ Wie das aus FDP-Sicht passieren soll, sagte Goetz aber nicht. Er wies lediglich darauf hin, dass der Staat nicht „verordnen“ könne, wo sich eine Apotheke niederlassen müsse.

Spannende Wahl

In jedem Fall steht Brandenburg eine spannende Landtagswahl bevor. Folgt man den derzeitigen Umfragen, ringen derzeit fünf Parteien darum, die stärkste Kraft im neuen Landtag zu werden: AfD, CDU, Grüne, SPD und Linke liegen jeweils zwischen 16 und 20 Prozent. Die FDP kämpft derzeit um den Einzug ins Parlament, in den Umfragen liegt sie zwischen 5 und 6 Prozent. Am gleichen Tag (1. September) werden übrigens auch die Landtage in Sachsen und Thüringen neu gewählt.



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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