Empfehlung der Obersten Gesundheitsbehörde

Daumen runter für die Erstattung von Homöopathika in Frankreich

Remagen - 01.07.2019, 09:00 Uhr

Schlechte Zeiten für Homöopathie in Frankreich: Die Transparenzkommission der Obersten Gesundheitsbehörde (HAS) ist nach einer eingehenden Evaluierung der Datenlage zu dem Schluss gekommen, dass keine ausreichenden Wirksamkeitsnachweise für die Arzneimittelgruppe vorliegen. (r / Foto: Marc Roche / stock.adobe.com)

Schlechte Zeiten für Homöopathie in Frankreich: Die Transparenzkommission der Obersten Gesundheitsbehörde (HAS) ist nach einer eingehenden Evaluierung der Datenlage zu dem Schluss gekommen, dass keine ausreichenden Wirksamkeitsnachweise für die Arzneimittelgruppe vorliegen. (r / Foto: Marc Roche / stock.adobe.com)


Einzigartiges Verfahren

Die Oberste Gesundheitsbehörde bezeichnet das Verfahren in vielerlei Hinsicht als einzigartig. Zum ersten Mal wurden homöopathische Arzneimittel in ihrer Gesamtheit beurteilt. Insgesamt ging es in dem Verfahren um rund 1.200 Präparate (unverdünnte homöopathische Einzelmittel). Die HAS sichtete nach eigenen Angaben mehr als 1.000 Studien aus wissenschaftlichen Publikationen, davon 364 systematische Reviews und Metaanalysen sowie 517 randomisierte kontrollierte Studien, von denen am Ende aber nur 37 den geforderten Qualitätskriterien entsprachen. Die Recherchen deckten einen Zeitraum von zwanzig Jahren ab (2000 bis 2019). Außerdem wurden 29 Stakeholder-Beiträge aus der öffentlichen Konsultation vom 13. Dezember 2018 bis zum 27. Januar 2019 sowie die Eingaben der drei Herstellerfirmen, die die entsprechenden Arzneimittel in Frankreich vermarkten (Boiron, Lehning-Rocal und Weleda) berücksichtigt. 

24 Symptome oder Krankheiten beleuchtet

Nach diesem riesigen wissenschaftlichen Rundumschlag ist die Entscheidung der HAS nun gefallen. Die Wirksamkeit sei nicht ausreichend nachgewiesen, um die weitere Erstattung der Mittel zu rechtfertigen, so die Schlussfolgerung der Transparenzkommission. Es gebe keine Hinweise auf eine Wirksamkeit in den 24 untersuchten Symptomen oder Krankheiten, darunter postoperative Schmerzen, Vorbeugung von Entzündungen, Kopfschmerzen und Migräne, Asthma, Infektionen der Atemwege, allergische Rhinitis, Angstzustände, Depressionen, Schlafstörungen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Durchfall und viele mehr. Weiterhin kritisiert die Kommission methodische Mängel in den Studien und dass diese die Bevölkerung nur unzureichend abbildeten. Außerdem gebe es keine aussagekräftige Studie zur Lebensqualität von Patienten, die die Medikamente einnehmen, ebenso wenig wie zu den Auswirkungen auf den Konsum anderer Arzneimittel und die öffentliche Gesundheit im Allgemeinen.  



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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