Günstige Preise vs. Sorgen der Apotheker

ZDF berichtet über „boomenden“ Versandhandel

Berlin - 28.06.2019, 16:30 Uhr

Die Nachrichtensendung ZDF heute hat sich anlässlich des BVDVA-Kongresses dem Versandhandel gewidmet. (Quelle: ZDF heute)

Die Nachrichtensendung ZDF heute hat sich anlässlich des BVDVA-Kongresses dem Versandhandel gewidmet. (Quelle: ZDF heute)


Anlässlich des derzeit in Berlin stattfindenden Kongresses des Bundesverbandes Deutscher Versandapotheken (BVDVA) hat die Nachrichtensendung „ZDF heute“ vom Arzneimittel-Versandhandel berichtet. Zu Wort kommen Joachim Dadaniak, Marketingleiter beim Versender Apotal, der von einer „Boom-Branche“ spricht, und ABDA-Vize-Präsident Mathias Arnold, der auf die Vorteile der Apotheke vor Ort hinweist.

In dieser Woche findet in Berlin der BVDVA-Kongress statt. Im Berliner Luxushotel Steigenberger kommt dort die Versand-Branche zusammen, um über Themen wie Marktentwicklung, Käuferverhalten, Marketing oder wettbewerbsrechtliche Fragen zu sprechen. Pharmazeutische Themen oder Versorgungsfragen werden auf dem Kongress nur am Rande diskutiert. Dass die Branche wächst, erkennt man aber auch am BVDVA-Kongress: Die Besucherzahl lag in diesem Jahr (zumindest gefühlt) deutlich über den Zahlen der Vorjahre. Und hätte nicht am gleichen Tag eine namentliche Abstimmung im Bundestag stattgefunden, hätte der BVDVA am gestrigen Nachmittag eine prominent besetzte politische Podiumsdiskussion mit Vertretern aller Fraktionen anbieten können.

Dass der Versandhandel immer weiter in der Gesellschaft ankommt, merkt man auch an der medialen Berichterstattung. So berichtete am heutigen Freitag die ZDF-Nachrichtensendung „heute“ anlässlich des BVDVA-Kongresses über den Versandhandelsmarkt. Schon in der Anmoderation wird klar, dass es einen Konflikt zwischen dem Apothekerlager und den Versendern gibt. „Der Online-Handel boomt, (…) davon profitieren auch die Versandapotheken“, so die Moderatorin. Beim „diesjährigen Branchentreffen“ dürften die Versender zufrieden sein, heißt es weiter. „Weniger zufrieden sind aber die ‚klassischen‘ Apotheker.“

Arnold: Apotheker können Probleme spezifisch lösen

Als Beispiel wird die in Niedersachsen ansässige Versandapotheke Apotal gezeigt. Der Sprecher erklärt, dass das Geschäft des Versenders in den 1990er Jahren mit Diabetiker-Bedarf begonnen habe. Inzwischen verschicke man 15.000 Pakete und habe 2018 rund 148 Millionen Euro Umsatz gemacht. Apotals Marketing-Chef Dadaniak redet von einer „Boom-Branche“ und dass sein Unternehmen jedes Jahr um weitere 2 bis 3 Prozent wachse.

Der TV-Sprecher weist dann auf Zahlen des BVDVA hin: Demnach haben die Versender im vergangenen Jahr insgesamt zwei Milliarden Euro umgesetzt, das entspreche einem Marktwachstum von 10 Prozent. Und: „In Deutschland haben 65 Prozent der Menschen online schon einmal Medikamente bestellt“, heißt es dann. Hier bezieht sich die ZDF-Redaktion auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstitutes PriceWaterhouseCoopers. Beim „Healthcare-Barometer 2019“ hatte das Unternehmen 1.000 Bundesbürger unter anderem zum Versandhandel befragt.

Apotal-Marketing-Chef Dadaniak erklärt einen Vorteil der Versender gegenüber den Apotheken vor Ort: „Aufgrund der Größe haben wir die Möglichkeit, günstige Konditionen beim Einkauf zu erzielen.“ Die Sprecherin weist dann aber darauf hin, dass auch die Apotheke vor Ort Vorteile für die Kunden habe. Schließlich kommt Mathias Arnold zu Wort. „Der Patient bekommt sehr schnell das Arzneimittel. Und der Patient bekommt das Arzneimittel mit einer persönlichen Beratung. Das heißt, ich als Apotheker vor Ort merke, in welcher Situation sich der Patient befindet, welches Problem er hat, und ich kann sein Problem spezifisch lösen.“



Benjamin Rohrer, Chefredakteur DAZ.online
brohrer@daz.online


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10 Kommentare

Plan C, Herr Klotz

von Roland Mückschel am 01.07.2019 um 21:39 Uhr

Diesen sozialistischen Scheiss, habe ich schon
mehrmals gelesen, kann ich in diesem Plan C
nicht erkennen, nicht die Spur. Was ist sozialistisch
die wesentlichen Grundtätigkeiten einer Apotheke vor
Ort besser zu honorieren zum Wohl aller. Ah, jetzt erkenne
ich den Sozialismus in diesem Plan.
Das Wohl aller, der Apos und der Bevölkerung ist
sozialistisch.
Und das neoliberale Interesse der Arrivierten dient dann
hauptsächlich ihnen selber und ist zu präferieren.
Tut mir leid Herr Klotz, das sind für mich nur asoziale
Scheisser, leider viel zu viel. Shame on you.
Wer sagt dass es die nächsten 15 Jahre ne Honorarerhöhung gibt? Dann sind diese Wichtigapotheken
genau so weit wie heute.
Ach ja, die honorierten Dienstleistungen. Darauf spekuliert
diese Bande. Die Schwachleister können das ja nicht.
Und irgendwann werden König FS und sein Hofstaat
feststellen dass sie keine Kleider anhaben.

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

Lüge

von Roland Mückschel am 01.07.2019 um 9:52 Uhr

Fake News Herr Schabik, Fake News?
Meine Schlussfolgerungen gebieten die
Fakten und die Logik. Buden die man nicht
übernehmen soll, Schwachleister die nicht mal
ein Kammer- QM schaffen und die man ausmerzen
sollte, seit Jahren eine Drosselung insbesondere
kleiner Apotheken durch zusätzliche hochwichtige
nicht honorierte Aufgaben, empfehlenswert dazu
die Meinung von Herrn Wolfgang Müller,
seit Jahren keine Vorschläge von der Spitze die
die flächendeckende Apotheken stützen, nichts.
Was sie beleuchten ist Ihre eigene phänomenale
und breite Erfahrung.
Plan C haben sie im Verband diskutiert? Mit welchem
Ergebnis? Warum wird er abgelehnt, die meisten haben
doch keinerlei Nachteile. Also eher totgeschwiegen.
Er wurde abgelehnt weil die kleinen Apo Vorteile
haben die ihnen evtl das Überleben sichern könnte.
Das wiederum trocknet den Geifer unser Gewinnler.
Honorarerhöhung wollen sie nicht. Hä?
Weil der Versand profitieren würde. Hä?
Plan C würde den Profit erniedrigen. Wollen sie
nicht. Hä?
Herr Schabik, lassen Sie die Kirche im Dorf.
Plan C hat Möglichkeiten für windige Geschäftemacher?
Hä? Meinen Sie die Verschiebung von Rezepten?
Lächerlich.
Und das e-Rezept ? Total safe?
Geschäftemacher gibt es überall und ich weiss
wo die grössten sitzen.

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AW: Plan C

von Dr. Christoph Klotz am 01.07.2019 um 20:10 Uhr

Erst einmal Danke, dass hier ein Kollege Plan C verteidigt. Klar hat der Plan seinen Reiz und darüberhinaus einen handfesten Benefit für 90% der Vor Ort Apotheken. Er hat nur einen entscheidenden Nachteil, ... wer hat's erfunden?
Wenn man seitens der Stanbdesführung den Schatz wirklich heben wollte, der im Plan C Steckt, dann hatte man längst auf Bundesebene eine Arbeitsgruppe gebildet unter Hinzuziehung von Juristen, um die Fallstricke, die man sieht, auszumerzen. Wir haben für die Entwicklung und Diskussion in unserer Fraktion mehrer Monate gebraucht, bevor wir uns damit an die Berufsöffentlichkeit getraut haben.
Auch in WL habe ich die Erfahrung gemacht, dass man sich nicht darauf eingelassen hat und die Kommentierung lediglich darin bestand, sich diesen sozialistischen Scheiß aus dem Kopf zu schlagen.
Man will es nicht. Es ist doch viel schöner für die Arrivierten, wenn die Zeiten sich wieder so verändern, wie es damals war, als es keine Niederlassungsfreiheit gab. Da kommen wir doch mit 12.000 Apotheken zurecht, oder? Tja, die neueste Schätzung. Die 15.000, die wir mal angenommen hatten, haben wir ja schon, wenn man einen Blick auf die Zahl der noch selbstständigen ApothekerInnen wirft.

DIe Versender machen den Profit .....

von Gunnar Müller, Detmold am 30.06.2019 um 8:21 Uhr

Und wir die Arbeit!
Das schreit doch förmlich nach „Plan C“ - der längst überfälligen „Reformierung“ der Apothekenvergütung. Die Strukturen haben sich doch längst gewandelt. Und damit auch die Kostenstruktur!
Es ist doch eine Frechheit, dass die großen Versender dasselbe Bakschisch bekommen wie die kleinen Apotheken vor Ort…
Und die ABDA und ihre Repräsentanten und -Onkels schauen zu…

» Auf diesen Kommentar antworten | 0 Antworten

LÜGE !

von Dr. Ralf Schabik am 28.06.2019 um 20:35 Uhr

"„Aufgrund der Größe haben wir die Möglichkeit, günstige Konditionen beim Einkauf zu erzielen". So eine verdammte Lüge ! Die vor-Ort-Apotheken dürfen keine Rabatte annehmen - so schaut's aus ... hat mit der "Grösse" gar nix zu tun ...

» Auf diesen Kommentar antworten | 3 Antworten

AW: Diese Argumentation hilft eher nicht weiter

von Andreas Grünebaum am 28.06.2019 um 21:55 Uhr

Es ging um OTC Rabatte und die stehen - je nach Verhandlungsgeschickt und Masse - schon immer jeder vor Ort Apotheke zur Verfügung. Genau das aber ist hier die Lüge der Versender, wenn alleine mit den besseren Einkaufskonditionen argumentiert wird. Damit lenkt man von der eigentlichen Strategie ab, die Konkurrenz Online wie vor Ort zu dezimieren.

Tatsächlich sind die "besseren" Konditionen der Versender hier nicht so hoch, als das dies die hohen Rabatte rechtfertigen könnte. Vielmehr sind es die zum Größtenteil doch eher mehr als auskömmlichen Margen in diesem Segment und das gilt auch für Rx. Das Sahnehäubchen oben drauf sind am Ende die Einkaufskonditionen. Aber solange wir vor Ort hochqualifiziertes Personal vorhalten wollen und müssen, werden die Versender immer die Nase vorne haben.

AW: LÜGE

von Roland Mückschel am 30.06.2019 um 19:10 Uhr

Mit Verlaub Herr Schabik. Für sich allein stimmt diese
Aussage natürlich. Klar.
Wogegen sich Ihr unbändiger Zorn richten sollte
sind jene Leute vor die Sie sich allzuoft schützend
gestellt haben. Nämlich diese Kollegen die diese
Rabattscheisse angerichtet haben, die mit den
schönen grossen Apotheken deren Zukunft sich
ohne die Buden ganz prächtig und wichtig ausmacht.
Bitte nicht aufregen, die Verdienste von gestern
sind vergangen.
Möchte Ihnen den Plan C der Basisapotheker zur
genauen Lektüre empfehlen.

AW: LÜGE

von Dr. Ralf Schabik am 30.06.2019 um 20:25 Uhr

@ Roland Mückschel: Ich habe mich nie "schützend" vor jemanden gestellt, sondern ich habe mich immer bemüht, alle Seiten zu beleuchten. Und Fake-News zu entkräften - zum Beispiel "die mit den schönen grossen Apotheken" ... stimmt ja gar nicht.
Den Plan C habe ich übrigens am selben Tag, an dem ich ihn gelesen habe, mit massgeblichen Leuten des Verbandes diskutiert. Die guten Seiten der Idee kennen wir alle. Aber Plan C enthält halt leider auch (unbeabsichtigte) Steilvorlagen für windige Geschäftemacher.

ZDF

von Conny am 28.06.2019 um 16:37 Uhr

Wurde eigentlich auch vom Apothekertag berichtet ? Nein. Wir haben doch nur Pappnasen in allen wichtigen Stellen

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Problemlöser

von Roland Mückschel am 28.06.2019 um 16:36 Uhr

Danke Herr Arnold .
Wir sind also die Problemlöser.
Keine Probleme dann Versand?
Hoffentlich reicht das.

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