Windpocken / Gürtelrose

Varicella zoster – ein Virus, zwei Gesichter

Stuttgart - 28.06.2019, 13:15 Uhr

Das Varicella-zoster-Virus (VZV) kann zwei verschiedene Krankheitsbilder verursachen: Varizellen nach Erstinfektion (links) und nach einer endogenen Reaktivierung Herpes zoster (rechts). (Fotos:Dan Race/ irontrybex /stock.adobe.com)                                                                                             

Das Varicella-zoster-Virus (VZV) kann zwei verschiedene Krankheitsbilder verursachen: Varizellen nach Erstinfektion (links) und nach einer endogenen Reaktivierung Herpes zoster (rechts). (Fotos:Dan Race/ irontrybex /stock.adobe.com)                                                                                             


Windpocken: eine harmlose Kinderkrankheit?

Hauptmerkmal  der Varizellen sind Hautläsionen in Form von Papeln, Bläschen und Schorf in verschiedenen Entwicklungsstadien. Sie treten zuerst am Stamm und im Gesicht auf. Schnell können sie dann auch andere Körperteile befallen – unter Einbeziehung der Schleimhäute und der behaarten Kopfhaut. Bei ansonsten gesunden Kindern ist der Verlauf in der Regel gutartig, aber es werden auch schwere Verläufe beobachtet.  Bei Erwachsenen verlaufen Varizellen schwerer. Außerdem gibt es häufiger Komplikationen  als bei Kindern. Bei Neugeborenen, Personen mit geschwächter Immunabwehr und Patienten unter einer immunsuppressiven Therapie entwickeln sich zum Teil schwere Krankheitsverläufe – nicht selten mit letalem Ausgang. 

Mögliche Komplikationen

Die potenziellen Komplikationen verdeutlichen, dass Windpocken nicht die harmlose Kinderkrankheit sind, als die sie oft abgetan werden.

  • bakterielle Superinfektion der Hautläsionen: die häufigste infektiöse Komplikation, meist verursacht durch Streptococcus pyogenes oder Staphylococcus aureus
  • Varizellenpneumonie: eine sehr schwerwiegende Komplikation. Bei Erwachsenen sind 20 Prozent aller Erkrankten betroffen, schwangere Frauen sind besonders gefährdet.
  • ZNS-Manifestationen: etwa 0,1 Prozent  der Erkrankungen. Sie äußern sich im besten Fall mit meningealer Reizung und akuter zerebellärer Ataxie. Hier ist die Prognose günstig, im schlechteren Fall kann eine aseptische Meningitis, Enzephalitis, Myelitis transversa, ein Guillain-Barré-Syndrom oder ein Reye-Syndrom auftreten.
  • Schwer verlaufende neonatale Windpocken: Sie treten bei einer  Infektion der Mutter innerhalb von fünf Tagen vor der Geburt oder bis zu 48 Stunden danach auf.  Das Neugeborene hat in diesem Fall keinen Nestschutz und ein unreifes Immunsystem. Schwere Verläufe sind deswegen die Regel. Die Letalität liegt bei 30 Prozent.

Wie behandelt man?

Die Behandlung erfolgt bei unkomplizierten Erkrankungen rein symptomatisch, mit Antihistaminika und topischen Zubereitungen wie Zinkoxidschüttelmixtur oder Anaesthesulf Lotio. Das lindert nicht nur Beschwerden, sondern kann auch Komplikationen verhindern. Vor allem bakterielle Superinfektionen der Haut können durch sorgfältige Hautpflege  und Gabe von juckreizlindernden Medikamenten vermieden werden. Bei immundefizienten Erkrankten kann auch  antiviral behandelt werden, z. B. mit Aciclovir, um zum Beispiel die Erkrankungsdauer zu reduzieren.



Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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