Die letzte Woche

Mein liebes Tagebuch

30.06.2019, 07:45 Uhr

Das Apotheken-Stärkungsgesetz: Nichts ist klar, denkbar ist alles. Und das in heißen Zeiten! (Foto: Andi Dalferth)

Das Apotheken-Stärkungsgesetz: Nichts ist klar, denkbar ist alles. Und das in heißen Zeiten! (Foto: Andi Dalferth)


27. Juni 2019 

Auf ihrer letzten Delegiertenversammlung war es für Magdalene Linz, die scheidende Kammerpräsidentin von Niedersachsen, ein Muss, die derzeitige berufspolitische  Lage zu bewerten, und zwar unter dem Eindruck der vortägigen ABDA-Mitgliederversammlung. Sie tat dies mit großer Offenheit: „Man erkennt keine einheitliche Linie. Es lässt sich auch nicht mehr sagen, ob die Kammern oder die Verbände jeweils einer Meinung sind“, berichtete Linz von der Mitgliederversammlung. Mein liebes Tagebuch, dieser Gesetzentwurf spaltet die Ansichten sogar innerhalb der Bundesländer – ist man eisern für ein Rx-Versandverbot oder lässt man es sausen. Für Linz stellt sich die Lage so dar: Ein Rx-Versandverbot wäre eh nur eine Lösung auf Zeit, langfristig müssten anderen Maßnahmen die Gleichpreisigkeit garantieren. Außerdem lauert die Gefahr im  Hintergrund, dass die Groko vorzeitig auseinander bricht, die Apotheker gingen dann leer aus. Linz kommt daher zu dem Schluss: „Besser dieses Gesetz als gar kein Gesetz.“ 


Er sieht das E-Rezept als „eine große Chance“: Walter Oberhänsli, Chef von Zur Rose, dem Mutterkonzern von DocMorris. Dann nämlich wird es für die Patienten kinderleicht, ihre Rezepte online beim Arzneiversandhändler einzureichen. Und daher wünscht sich Oberhänsli, dass das E-Rezept schnell und flächendeckend in Deutschland eingeführt wird. Mein liebes Tagebuch, man kann sich wirklich gut vorstellen, wie sehnsüchtig die Versender das E-Rezept erwarten, wie sie sich schon ihre Finger danach lecken. Oberhänsli würde sich sogar wünschen, dass Ärzte eine andere Vergütung bekommen, wenn sie elektronisch rezeptieren. Ja, mein liebes Tagebuch, geht’s noch? Vorstellbar wäre allenfalls, dass ein E-Rezept geringer vergütet wird – geht doch auch viel schneller und einfacher. Aber nicht nur Oberhänsli sehnt sich nach dem E-Rezept, die gesamte Branche der Arzneiversender träumt schon von zweistelligen Wachstumsraten für den Rx-Versand dank E-Rezept. Sand in die Augen streute allerdings ein Experte des Marktforschungsinstituts  IQVIA. Er konnte mit Blick in andere Länder zeigen, dass das E-Rezept nicht immer den Umsatzregen für Versender beschert. Es kommt da auf viele weitere Faktoren an. Mein liebes Tagebuch, so sinnvoll und naheliegend in der heutigen Zeit das E-Rezept ist: Die Auswirkungen werden gravierend sein. Es könnte für einen Erdrutsch in der Apothekenwelt sorgen. 



Peter Ditzel (diz), Apotheker
Herausgeber DAZ / AZ

redaktion@deutsche-apotheker-zeitung.de


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9 Kommentare

Wo ist das Zukunfts-Gutachten der Apotheken (nicht nur) für die Politik?

von Christian Timme am 30.06.2019 um 20:40 Uhr

Nehmen wir doch nur die bereits skizzierten Grundzüge von Peter Ditzel, s.o. 24. Juni 2019, und vervollständigen diese auch unter der Einbeziehung von Plan C. Ob dieses Unterfangen der ABDA bzw. den MO zusagt ... möchte ich bezweifeln. Sollte es noch „andere Kräfte“ geben ... es ist höchste Zeit ... von diesem „Friedhofsweg“ abzubiegen ... und einen neuen Weg zu schlagen und zu gehen ...

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Felix Maertin

von Roland Mückschel am 30.06.2019 um 19:31 Uhr

Warum das totgeschwiegen wird?
Weil Plan C den Besitzern der Gross-Apothekern nicht
passt. Die befürchten eine wirtschaftliche
Erholung der Buden(Schmidtsche Apotheken.)
Das wiederum steht den Expansioninteressen unserer
Repräsentanten entgegen.
Es handelt sich um keinen Fonds, wichtig.
Es wird nur die Grundversorgung und die
Flächenversorgung besser gewichtet.
Ich habe hier in den Foren noch keine
vernünftigen Gründe gegen Plan C gelesen.
Und wenn war es pauschaliert und falsch dazu.

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AW: Felix Maertin

von Karl Friedrich Müller am 30.06.2019 um 21:02 Uhr

Großes Like.
Anders lässt sich die gesamte Verweigerungshaltung unserer Standeszertretung nicht erklären

Gleichlange Spiesse

von Anita Peter am 30.06.2019 um 17:07 Uhr

Sollte die Politik nicht endlich die versprochenen gleichlangen Spiesse herstellen ( Die sind mit einer Preisbindung auf Verkaufsseite noch lange nicht gegeben!! ), dann sollten wir uns zum 01.01.2020 von allen defizitären Aufgaben selbst befreien.
Unsere Standesvertretung will nicht kapieren, dass wir nur mit harten Bandagen weiterkommen. Mit ihren Gesprächen hat sie folgendes erreicht: Kein RXVV, keine PB mehr, keine Honorarerhöhung.

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MNV Mitglieder-Neutralisierungs-Verein entlastet ABDA ....

von Christian Timme am 30.06.2019 um 9:11 Uhr

Endlich wird das unsichtbare Händchen von FS und ... „sichtbar“. Wie von „Geisterhand“ wenden sich die Dinge „zum Guten“ ... welch ein Fortschritt für eine bereits „geteilte und damit entmündigte Apothekerschaft“ ...

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Herzallerliebst !

von Ulrich Ströh am 30.06.2019 um 8:54 Uhr

Lieber Herr Ditzel,
zu den von Ihnen zitierten
„herzallerliebsten Dienstleistungshonoraren “ :

Bei uns an der Küste wird aktuell das Segelschiff
GORCH FOCK restauriert..
Inclusive neuer Ausrüstung für ca. -150 Millionen Euro-.

19500 APOTHEKEN sollen als Einstieg das exakt gleiche Dienstleistungshonorar erhalten.

Ein Segelschiff an der Pier entspricht 19500 Offizinapotheken
in Deutschland.

Zahlen ersetzen alle Argumente !

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Die Versender machen den Profit.…

von Gunnar Müller, Detmold am 30.06.2019 um 8:27 Uhr

Und wir die Arbeit!
Das schreit doch förmlich nach „Plan C“ - der längst überfälligen „Reformierung“ der Apothekenvergütung. Die Strukturen haben sich doch längst gewandelt. Und damit auch die Kostenstruktur!
Es ist doch eine Frechheit, dass die großen Versender dasselbe Bakschisch bekommen wie die kleinen Apotheken vor Ort…
Und die ABDA und ihre Repräsentanten und -Onkels schauen zu…

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AW: Die Versender machen den Profit

von Felix Maertin am 30.06.2019 um 8:57 Uhr

Sehr geehrter Herr Müller,

Ich finde Ihre Reformidee sehr interessant und wundere mich, warum diese nirgendwo breiter diskutiert wird.
Gibt es von offizieller Seite hierzu eine Stellungnahme oder fundierte Widersprüche?

Unabhängig davon wissen wir, das eine solche Reform weder durch CDU noch die SPD umgesetzt werden würde.
Da aber alle die Grünen als Apothekenvernichter bezeichnen, diese aber wohlmöglich die stärkste Kraft in Deutschland werden könnten, sollten wir uns gerade an diese Partei mit der Idee annähern. Diese sieht ja Reformbedarf!

AW: @Felix Maertin - Die Versender machen den Profit ...

von Christian Timme am 30.06.2019 um 9:47 Uhr

weil „Opportunisten“ ungern „diskutieren“ und der offiziellen Seite die „fundierten Widersprüche“ schon länger abhanden gekommen sind ... könnte das so sein?

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