Ordnungsgemäße Verordnung, Akut- vs. Regelversorgung

Fragen und Antworten zum neuen Rahmenvertrag (Teil 4)

Stuttgart - 27.06.2019, 17:45 Uhr

Im Notdienst ist maßgeblich, was in der Apotheke vorrätig ist. Das stellt der neue Rahmenvertrag klar. (r / Foto: Halfpoint / stock.adobe.com)

Im Notdienst ist maßgeblich, was in der Apotheke vorrätig ist. Das stellt der neue Rahmenvertrag klar. (r / Foto: Halfpoint / stock.adobe.com)


Die Sonderregeln für Notdienst und Akutversorgung

Was ist, wenn man keine Rücksprache halten kann (zum Beispiel im Notdienst)?

Der neue Rahmenvertrag unterscheidet explizit zwischen Regel- und Akutversorgung – auch eine Neuerung. So gilt in der Regelversorgung die Faustregel: „Irgendwas unklar (zum Beispiel N-Bezeichnung und Stückzahl widersprechen sich, et cetera) – immer Rücksprache mit dem Arzt halten. Für Fälle, in denen das nicht möglich ist, definiert der neue Rahmenvertrag, wie man vorzugehen hat (§ 17).

Ganz wichtig dabei: Auf dem Rezept muss Folgendes dokumentiert werden

  • Sonder-PZN und Vermerk „Akutversorgung“
  • „Autogramm“ der Apotheke
  • Um ganz sicher zu gehen: Von Verbandsseite wird empfohlen, zu vermerken, dass keine Rücksprache mit dem Arzt möglich war

Und die §§ 10 bis 15 (Abgaberangfolge, Abweichung davon, Wunscharzneimittel) gelten natürlich trotzdem.

Was gibt es also nun für Sonderregelungen im Notdienst?

Stückzahl und N-Bezeichnung passen nicht zusammen: In diesen Fall schlägt die Stückzahl die N-Bezeichnung.

Verordnung ohne N-Bezeichnung und ohne Stückzahl: Abgabe der kleinsten vorrätigen Packung. Die darf allerdings nicht größer sein, als die Packung mit dem kleinsten Packungsgrößenkennzeichen, das definiert und im Handel ist.

Ist also die Größe N1 definiert und im Handel, darf die Apotheke maximal eine N1 abgeben. Maßgeblich ist aber nicht die kleinste im Handel befindliche N1-Packung, sondern die kleinste in der Apotheke vorrätige.

Zum Beispiel verordnet ist: Antibiotikum 500 ohne weitere Angabe

N1-Bereich: 10 bis 16

  • In der Apotheke sind vorrätig 10 und 15 Stück: Abgabe von 10 Stück
  • In der Apotheke sind vorrätig nur 15 Stück: Abgabe von 15 Stück

Ist N1 gar nicht definiert oder definiert, aber nicht im Handel kann die kleinste vorrätige Packung aus dem nächsten N-Bereich abgegeben werden.

Verordnung unter N-Bezeichnung, Packung nicht vorrätig: Abgabe einer Packung aus dem nächstkleineren N-Bereich. Ist die auch nicht vorrätig, ist die kleinste normierte Packung abzugeben. Und wenn auch die nicht vorrätig ist? Ist die kleinste vorrätige Packung abzugeben. Die darf aber nicht größer sein, als die Obergrenze des verordneten N-Bereichs.

Dasselbe gilt, wenn der verordnete N-Bereich nicht definiert ist.

Verordnung mit Stückzahl, Packung nicht vorrätig: Die nächstkleinere, vorrätige Packung ist abzugeben.

Non-Rx: Wenn die verordnete Packungsgröße nicht vorrätig ist, kann die nächstliegende Packungsgröße abgegeben werden, auch wenn sie vielleicht größer ist als die verordnete.

Zum Beispiel eine Verordnung über Laxans 20 Stück, vorrätig sind 40 und 100 Stück, Abgabe von 40 Stück.

Verordnungen größer als Nmax

  • Abgabe der N3
  • oder ein Vielfaches von N3, aber nicht mehr als die verordnete Menge. Einen gesonderten Vermerk braucht man nicht
  • oder die nächstkleinere vorrätige Packung

DAP-Arbeitshilfen zum neuen Rahmenvertrag

Das DeutscheApothekenPortal stellt Arbeitshilfen zum neuen Rahmenvertrag zur Verfügung.  Zur Übersicht über alle Arbeitshilfen geht es hier.

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Julia Borsch, Apothekerin, Chefredakteurin DAZ
jborsch@daz.online


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3 Kommentare

Preisanker

von Slawai am 01.07.2019 um 21:32 Uhr

Was ist denn nun wenn ich über den preisanker beliefern muss. Weil weder Rabatt und eines der 4preisgűnstigen nicht lieferbar. Reicht da die mündliche Absprache das ich teurer beliefer oder muss ich das gegenzeichnen lassen?

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ich warte immer noch darauf,

von Karl Friedrich Müller am 28.06.2019 um 10:56 Uhr

dass die Ärzte die tolle neue zertifizierte Software bekommen und anwenden.
Ob die ab Montag aktualisiert ist?
Oder müssen wir weiter mit dem Mist leben, der verordnet wird?
PZN von Artikeln, die seit 10 Jahren nicht mehr gelistet sind. zum Beispiel.
erfundene Packungsgrößen, erfundene Namen
alter Datenmüll.
Sind die nicht verpflichtet? und wir bekommen bei Arzt Fehler Regress?
Gaga, vollkommen gaga

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Abgabe im Notdienst

von Sven Larisch am 28.06.2019 um 7:51 Uhr

nach Rücksprache mit dem Verband und dem was ich hier lese und verstehe, wird sich der Notdienst wesentlich schwieriger gestalten als bisher.
a) Verordnete Packungsgrößen/Preisanker etc. ist nicht vorrätig- keine Versorgung, da keine größere Packung aus dem N2 oder N3 Bereich abgegeben werden darf.

b) Nur Artikel oberhalb des Preisankers sind vorrätig, aber keine Rabattpartner- keine Abgabe möglich. Patient wird nicht versorgt.

c) Antibiotikasaft ist nur in 500 statt in 250 Stärke vorrätig- keine Versorgung.
d) der Arbeitsaufwand für die Dokumentation hat nochmals zugenommen und trotzdem verzichten die Apotheker auf eine Erhöhung Ihrer Vergütung bzw. lassen einen Zwangsrabatt von 21,2% (€ 1,77) zu.

Ich sehe keinerlei Arbeitserleichterung in dem Vertrag und damit auch keine Neuerung.
Alleine die Suche nach einem verfügbaren Rabattarzneimittel oder dem preisgünstigsten oder dem Preisanker entsprechenden oder dem Kundenwohl etc. etc. etc.nimmt immer mehr Zeit in Anspruch, die der neue Rahmenvertrag den deutschen Apotheken auferlegt, aber bestimmt nicht den ausländischen Versendern (oder steht das irgendwo, dass die diesen vertrag auch unterschreiben müssen).

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