Rote-Hand-Brief Darzalex

Daratumumab – Gefahr der Hepatitis B-Reaktivierung

Stuttgart - 17.06.2019, 15:00 Uhr

Janssen-Cilag ändert die Produktinformationen zu Darzalex. Der Grund: In manchen Fällen kam es bei der Daratumumab-Behandlung von Patienten mit multiplem Myelom zu einer Reaktivierung einer Hepatitis B. Aktuell informiert ein Rote-Hand-Brief über die Gefahr. (b / Foto: fotovapl / stock.adobe.com)

Janssen-Cilag ändert die Produktinformationen zu Darzalex. Der Grund: In manchen Fällen kam es bei der Daratumumab-Behandlung von Patienten mit multiplem Myelom zu einer Reaktivierung einer Hepatitis B. Aktuell informiert ein Rote-Hand-Brief über die Gefahr. (b / Foto: fotovapl / stock.adobe.com)


„Bei Patienten , die mit Darzalex (Daratumumab) behandelt wurden, wurde über Fälle von Hepatitis-B-Virus (HBV)-Reaktivierung berichtet, einige davon mit tödlichem Verlauf“, davor warnen Darzalex-Hersteller Janssen-Cilag, die EMA  und das PEI aktuell mit einer Roten Hand. Den CD38-Antikörper setzen Ärzte in der Behandlung des multiplen Myeloms ein.

Janssen Cilag ändert die Produktinformationen zu Darzalex®. Künftig werden Fach- und Gebrauchsinformation zu Daratumumab darauf hinweisen, dass ein Zusammenhang zwischen dem beim multiplen Myelom eingesetzten CD38-Antikörper und einer Hepatitis-B-Reaktivierung nicht ausgeschlossen werden kann. In Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittel-Agentur EMA und dem Paul-Ehrlich Institut PEI informiert Darzelex®-Hersteller aktuell mit einem Rote-Hand-Brief.

Risikofaktoren einer Hepatitis B-Reaktivierung unter Darzalex

Hinweise, dass Daratumumab eine Hepatitis-B-Infektion reaktiviert, lieferten Daten aus klinischen Studien und Spontanmeldungen über Reaktivierungen der Virusinfektion bei Darzalex-Patienten. Laut der Roten Hand waren die meisten der  sechs aufgetretenen Hepatitis B-Virus(HBV)-Reaktivierung in den klinischen Studien „nicht schwerwiegend“, jedoch sind in Studien und nach Markteinführung manche Fälle auch tödlich verlaufen. Der Rote-hand-Brief weist darauf hin, dass in manchen Fällen die Daratumumabbehandlung fortgesetzt wurde, nachdem die Infektion mit antiviralen Arzneimitteln kontrolliert war.

Nach aktuellem Kenntnisstand gehören vor allem Patienten mit früherer autologer Stammzelltransplantation, mit gleichzeitiger oder früherer immunsuppressiver Therapien zum Risikokollektiv, ebenso Patienten, die in Regionen mit hoher HBV-Prävalenz leben oder aus diesen eingewandert sind.

Daratumumab (Darzalex)

Daratumumab bindet als humaner monoklonaler Antikörper an das CD38-Protein, welches die Tumorzellen des multiplen Myeloms in hoher Konzentration auf ihrer Oberfläche exprimieren. CD38 ist wichtig unter anderem für die rezeptorvermittelte Adhäsion, Signalübertragung und enzymatische Aktivität. In vivo konnte gezeigt werden, dass Daratumumab das Wachstum von CD38-positiven Tumorzellen hemmt, in vitro führte Daratumumab zum immunvermittelten Zelltod.

Darzalex bei multiplem Myelom

Darzalex® findet Anwendung in der Behandlung des multiplen Myeloms bei Erwachsenen. Das multiple Myelom zählt zu den Non-Hodgkin-Lymphomen. Dabei kommt es zu einer unkontrollierten Vermehrung von Antikörper-bildenden B-Zellen – den Plasmazellen – und in der Folge zur Bildung von Antikörpern oder Fragmenten davon. Daratumumab kommt infrage für

  • Patienten mit neu diagnostiziertem multiplen Myelom – wenn diese für eine autologe Stammzelltransplantation ungeeignet sind –, dann in Kombination mit Bortezomib, Melphalan und Prednisolon,
  • Patienten, die bereits mindestens eine Therapie erhalten haben, dann in Kombination mit Lenalidomid/Bortezomib und Dexamethason,
  • Patienten mit rezidiviertem und refraktärem multiplen Myelom, dann als Monotherapie, wenn bereits mit einem Proteasominhibitor und Immunmodulator behandelt wurde und der Tumor unter der letzten Therapie progredient war.

Vor und während der Darzalex-Behandlung

Um die Sicherheit in der Anwendung von Daratumumab hinsichtlich potenzieller Hepatitis-B-Reaktivierungen zu erhöhen, empfehlen Janssen-Cilag, EMA und PEI, dass 

  • bei allen Patienten vor Behandlungsstart mit Daratumumab der HBV-Status überprüft werden soll. Gleiches gilt für Patienten, die bereits mit Daratumumab behandelt werden und deren HBV-Serologie nicht bekannt ist. Auch diese sollen auf HBV untersucht werden,
  • Patienten mit positiver Hepatitis-B-Serologie während der Daratumumabtherapie und für mindestens sechs Monate nach Beendigung der Daratumumabgabe auf klinische Anzeichen und Laborparameter, die auf eine HBV-Reaktivierung hindeuten, kontrolliert werden sollen. (Wenn klinisch notwendig, sollen Experten für die Behandlung von HBV-Infektionen konsultiert werden.)
  • bei Patienten, die unter Daratumumab eine HBV-Reaktivierung entwickeln, die Behandlung mit Daratumumab unterbrochen werden soll und Experten für die Behandlung von HBV-Infektionen konsultiert werden,
  • eine Wiederaufnahme der Daratumumabbehandlung bei Patienten, bei denen die HBV-Reaktivierung unter angemessener Kontrolle ist, mit in der Behandlung von Hepatitis B erfahrenen Ärzten diskutiert werden soll.

Zusammenhang kann nicht ausgeschlossen werden

Die Rolle, die Daratumumab bei den berichteten Fällen einer HBV-Reaktivierung spielt, ist dem Rote-Hand-Brief zufolge „unklar“, da bei Patienten mit multiplem Myelom bereits durch die Grunderkrankung eine Immunsuppression vorliegt. In einigen Fällen erhielten Patienten gleichzeitig Arzneimittel, die mit einer Virus-Reaktivierung in Verbindung gebracht werden, erklärt Janssen-Cilag. „Da jedoch ein Zusammenhang nicht ausgeschlossen werden kann“, wolle man durch aktualisierte Produkthinweise „diese neuen Informationen zur Sicherheit widerzuspiegeln“, erklärt der Hersteller.



Celine Müller, Apothekerin, Redakteurin DAZ.online (cel)
redaktion@daz.online


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