Europäischer Drogenbericht 2019

Opioid-Arzneimittel locken Drogenkonsumenten

Remagen - 14.06.2019, 11:30 Uhr

Opioid-Arzneimittel sind in Europas Drogenszene auf dem Vormarsch. ( r / Foto: imago images / Ikon Images)

Opioid-Arzneimittel sind in Europas Drogenszene auf dem Vormarsch. ( r / Foto: imago images / Ikon Images)


„Innovative Verkaufsstrategien wie Kokain-Callcenter“.   

Die in Europa am weitesten verbreiteten illegalen Stimulanzien sind nach dem Drogenbericht Kokain, Amphetamin, Methamphetamin und MDMA (3,4-Methylendioxymethamphetamin, Ecstasy). Sowohl die Zahl der Sicherstellungen von Kokain (über 104.000) als auch die sichergestellten Mengen (140,4 Tonnen) haben in 2017 ein Rekordhoch erreicht. Kokain gelangt über zahlreiche Routen und Wege nach Europa. Die Drogenexperten beobachten eine Neuorganisation der Kokain-Lieferkette und der beteiligten Personen auf der mittleren und Kleinhandelsebene und erwähnen „innovative Verkaufsstrategien wie Kokain- Callcenter“.  

21 Ecstacy-Labore ausgehoben

Weiterhin wurden in den EU-Mitgliedstaaten im Jahr 2017 insgesamt 6,4 Tonnen Amphetamin und 0,7 Tonnen Methamphetamin sichergestellt. Außerdem konnten 21 aktive Labore zur Herstellung von Ecstacy ausgehoben werden, fast doppelt so viele wie 2016. Sie befanden sich allesamt in den Niederlanden. Die geschätzten 6,6 Millionen MDMA-Tabletten, die im Jahr 2017 sichergestellt wurden, markieren den höchsten seit 2007 in der Europäischen Union verzeichneten Wert.  

Mehr illegale Benzodiazepin-Fälschungen

Laut Einschätzung der Europäischen Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht scheint auch die Zahl, Art und Verfügbarkeit neuer psychoaktiver Benzodiazepine, die keinen internationalen Drogengesetzen unterliegen, zu steigen. Einige davon sollen als gefälschte Versionen häufig verordneter Anxiolytika wie Alprazolam (Xanax) und Diazepam über bestehende Vertriebsnetzwerke im illegalen Drogenmarkt verkauft werden, andere online und manchmal unter ihrem eigenen Namen als „legale“ Versionen zugelassener Medikamente.  

Prävalenz und Trends des Drogenkonsums

Schätzungsweise haben in Europa in den letzten zwölf Monaten vor der Berichtserstellung rund 19 Millionen junge Erwachsene zwischen 15 und 34 Jahren Drogen genommen. Die „beliebteste“ Rauschdroge ist Cannabis. Es wird etwa fünf Mal so häufig konsumiert wie die anderen Substanzen. Die Schaffung legaler Cannabismärkte für den Freizeitbereich treibe Innovationen voran, was zur Entwicklung neuer Cannabisprodukte wie Esswaren, E‑Liquids und Konzentraten geführt habe, heißt es in dem Bericht. Er betont an dieser Stelle auch die unklare regulatorische Situation hinsichtlich Cannabis-Produkten.  



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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