Demographie-Bericht

Keine Nachwuchssorgen bei Frankreichs Apothekern

Remagen - 06.06.2019, 09:00 Uhr

Ein Demographie-Bericht der Apothekerkammer bescheinigt dem französischen Apothekenmarkt, dass das Apothekennetz gut funktioniert und auch für Nachwuchs gesorgt ist. ( r / Foto: imago images / Danita Delimont)

Ein Demographie-Bericht der Apothekerkammer bescheinigt dem französischen Apothekenmarkt, dass das Apothekennetz gut funktioniert und auch für Nachwuchs gesorgt ist. ( r / Foto: imago images / Danita Delimont)


Die französischen Apotheker sind für die Zukunft gut aufgestellt, so die Überzeugung der Apothekerkammer Ordre National des Pharmaciens. Nach aktuellen Zahlen gibt es ausreichend Nachwuchs und die Jung-Apotheker sind flexibel, was ihre Einsatzgebiete anbelangt.

Die französischen Apotheker behalten die demographische Entwicklung ihres Berufsstandes haarklein im Auge. So wollen sie sich gegen eventuelle Verknappungen wappnen und dafür sorgen, dass der Personalbestand auch für die Herausforderungen der Zukunft gerüstet ist. Soeben hat die französische Apothekerkammer (Ordre National des Pharmaciens) die „Demographie 2019“ veröffentlicht. Sie bietet einen detaillierten Einblick in die regionale Verteilung der Apotheken sowie die Arbeitsgebiete und die Altersstruktur der Apotheker.

Der Apothekerberuf bleibt attraktiv, so eine wichtige Schlussfolgerung der Kammer. Seit zehn Jahren steigt die Zahl der dort registrierten Apotheker. 74.115 waren es im Jahr 2018. Das Durchschnittsalter der Pharmazeuten liegt unverändert bei 46,7 Jahren, wobei Apotheker, die in der Industrie und beim Großhandel den Schnitt senken.  

Alles über Frankreichs Apothekenmarkt

Ein Viertel der Apotheker ist unter 35

Wie aus der Demographie-Broschüre weiter zu entnehmen ist, gehen bei der Kammer heute mehr Registrierungen von Jung-Apothekern ein. So stieg die Zahl der neu registrierten unter 30 Jahren im Vergleich zu 2017 um 12 Prozent, vor allem durch diejenigen, die sich direkt nach Abschluss ihres Studiums angemeldet haben. Die Zahl der Erst-Registrierungen von Apothekern unter 25 Jahren hat sich innerhalb dieses Jahres vierfacht und die Zahl der Apotheker unter 35 macht derzeit ein Viertel des Berufsstandes aus.  

55 Prozent der Inhaber sind Frauen

Die Apotheke ist auch in Frankreich weiblich geprägt (67 Prozent in 2018). Besonders hoch (81 Prozent) ist der Frauenanteil bei den angestellten Pharmazeuten, in Gesundheitseinrichtungen (75 Prozent) und in der Industrie (67 Prozent). Bei den Apothekeninhabern ist die Geschlechterverteilung allerdings so gut wie pari (55 Prozent Frauen)

„Harmonisches Apothekennetzwerk“

Das französische Apothekennetzwerk wird als „ausgeglichen und harmonisch“ beschrieben. Eine Apotheke versorgt im Schnitt 3087 Einwohner. 15 Prozent der knapp 21.000 öffentlichen Apotheken in Frankreich befinden sich in Gemeinden mit weniger als 2000 Einwohnern, 18 Prozent in Gemeinden mit 2000 bis 5000 Einwohnern und rund ein Drittel ist in Kleinstädten geringerer Größe (5000 bis 30.000 Einwohner) angesiedelt. Die Mehrheit der Bevölkerung kann innerhalb von 15 Minuten eine Apotheke erreichen. Im Schnitt sind in den Offizinen des Landes 2,6 Apotheker tätig.

Krankenhaus und Industrie als attraktive Arbeitsplätze

Ein weiterer interessanter Befund ist, dass die Apotheker in der Funktion ihrer Berufsausübung mobiler werden. So haben sich die Registrierungen von Apothekeninhabern in den letzten zehn Jahren die allmählich verringert (-6.9 Prozent). Demgegenüber ging die Zahl bei den angestellten Apothekern um 5,4 Prozent nach oben. Zunehmende Anziehungskraft beziehen offenbar Arbeitsplätze im Krankenhaus (+ 34,5 Prozent) und in der Industrie (+ 15,7 Prozent). Fast 30 Prozent scheuen sich nicht, direkt nachdem sie ihr Diplom in der Tasche haben, den Ausbildungsort zu verlassen und sich einer anderen Tätigkeit zuzuwenden.  

Demographische Daten sichern die Zukunft

Die Präsidentin der französischen Apothekerkammer sieht den Beruf für die Zukunft gut aufgestellt: „Die Trends, die wir schon im Jahr 2017 gesehen haben, werden bestätigt“, stellt Carine Wolf-Thal fest.

„Das bestehende Netz ermöglicht den Patienten einen qualitativ hochwertigen Service, von Apothekern, die in den Regionen verankert sind und die mit der Zeit gehen.“ Mit Blick auf die bedeutenden Reformen, die einen erheblichen Einfluss auf die pharmazeutische Praxis und auch auf die Schaffung von Strukturen ausüben, sei es wichtig, demografische Daten zu haben, fügt die Kammerpräsidentin an. So können man sich besser auf die Entwicklungen in den verschiedenen Einsatzbereichen der Apotheker einstellen.



Dr. Helga Blasius (hb), Apothekerin
redaktion@daz.online


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